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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schluck, schüttelte dann das Telefon und rief besorgt: »Cosima, was haben Sie? Melden Sie sich. Hat Sie der Schlag getroffen? So sagen Sie doch etwas!«
    »Sie auch, Marius?« hörte er Cocos gewaltige Stimme. Diesesmal war sie normal laut, ein Beweis tiefster Erschütterung.
    »Was ich auch?«
    »Sie haben auch den Scheck zurückbekommen?«
    »Das erregt mich ja so.«
    »Ich habe ihn auch abgelehnt bekommen, Marius. Ein Dritter hat für Ev bezahlt.« Cocos Stimme schwoll wieder an. »Begreifen Sie das? Es gibt einen unbekannten Dritten, der für unsere Ev die Kosten übernommen hat.«
    »Vielleicht die Familie Chabras?«
    »Mein Gott, sind Sie dämlich, Marius!« sagte Coco aus tiefster Brust. »Für die Chabras ist Ev nicht mehr vorhanden. Halten Sie es für möglich, daß Ev ein Doppelleben führt?«
    »Ausgeschlossen, Cosima.« Callac trank einen neuen langen Schluck.
    »Ein heimlicher Geliebter?«
    »Ich würde meine Hand ins Feuer legen –«
    »Marius, denken Sie ein paar Jahrzehnte zurück. Ich war ein behütetes Mädchen, Ihr Vater hatte Sie immer im Auge … und trotzdem trafen wir uns in der Camargue.«
    »Ich werde das nie vergessen, Cosima.« Callac starrte verträumt auf seine Flasche. Was ist mir vom Leben geblieben, dachte er. Wände voll Bilder, ein Reichtum, den keiner erben wird, einsame Abende vor dem Fernsehschirm und eine Flasche Kognak. Und die auch noch heimlich. Das Leben ist eine saublöde Spanne Zeit, wenn man am Ende nicht weiß, warum man gelebt hat. »Wir waren raffiniert, nicht wahr, chérie?«
    »Wer ist der dritte Geldspender? Ich komme um vor Sorge, Marius.«
    »Wir werden es morgen wissen. Ich spreche mit Professor Mauron. Gibt er mir keinen vertraulichen Wink, bekommt er von mir nie mehr ein Bild.« Callac lachte bitter. »Ich kann ihn kleinkriegen, meine Liebe. Ich habe gestern über meinen Beauftragten in London bei Christies einen Sisley ersteigern lassen. Vor ihm wird auch Professor Mauron in die Knie gehen! Gute Nacht, meine Liebe.«
    »Gute Nacht, Marius.«
    Das Gespräch brach ab, aber es blieb viel Unausgesprochenes zwischen ihnen. Man kann ein Menschenalter nicht zurückdrehen, aber man kann darüber traurig sein. Und diese Traurigkeit war es, die beiden in dieser Nacht so zusetzte.
    Es gibt Erinnerungen, in denen man leben kann wie in einem Jungbrunnen.
    *
    Bleibt die Frage zu klären: Warum hatte Pierre bei seiner Rückkehr aus dem Hôpital Laennec Madame Coco nichts von seiner Abmachung mit Professor Mauron erzählt?
    Die Antwort ist simpel: Er hatte Angst.
    Angst vor dem Ungeheuerlichen, das Mauron mit einem Satz in ihm aufgerissen hatte: Malen Sie so, wie Sie lieben …
    Pierre hatte nach seiner Rückkehr nur wenige Worte mit Madame Coco gewechselt. Wie üblich hatte sie in der Küche bei offener Tür gesessen, und als er ohne Umweg zu ihr direkt die Treppe hinaufgehen wollte, hatte sie sofort mit ihrer gewaltigen Stimme einen unüberwindlichen Bloc k vo r seine Füße geworfen.
    »Was ist denn das?« rief Madame Coco. »Kommt nach Hause und schleicht sich weg? Nicht einmal essen will er? Ich habe Cervelle grenobloise gemacht. Du kannst es brauchen.«
    Man muß wissen, daß das gebackenes Hirn mit Kapern nach Grenobler Art ist. Pierre lächelte dünn und blieb an der Treppe stehen.
    »Ich bin müde, petite mère –«, sagte er. »Gegessen habe ich im Krankenhaus.«
    »So ist es richtig! Besucht einen Kranken und frißt ihm die Portion weg. Erzähl von Ev, du Fisch!«
    »Sie wird in zwei Wochen entlassen. Es geht ihr gut.«
    »Weiter nichts?«
    »Was soll weiter sein, Madame? Sie liegt im Bett.«
    »An der Gardine wird sie nicht hängen, du Idiot! Wie hast du dein blaues Auge erklärt?«
    »Ich habe ihr die Wahrheit erzählt. Gute Nacht, Madame.«
    »Monsieur Claude ist oben.«
    »Ich werfe ihn schnell hinaus.«
    Dann war er nach oben gegangen, aber es war gar nicht einfach, den ›Roten Henry‹ hinauszuwerfen. Er brachte Neuigkeiten von Fürst Globotkin mit und berichtete begeistert von der Sammelaktion der Taxifahrer für Evs Hospitalkosten.
    »Wir haben alle etwas gegeben«, sagte er mit echtem Enthusiasmus. »Mitten auf der Place du Parvis Notre Dame hat Ponpon eine Sondervorstellung gegeben. Die Leute standen kopf, als er nach unwahrscheinlichen Verrenkungen sich selbst den Arsch lecken konnte. Ich habe ein Gedicht beigesteuert, mit dem auf den Lippen und dem Hut in der Hand ich reihum gesammelt habe. Vor allem die amerikanischen Touristen waren wie verrückt.

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