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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wäre nie mehr zu dir gekommen, wenn sich nicht in meinem Leben umwälzende Veränderungen ergeben hätten. Wie lange braucht man, um eine Gemäldeausstellung in Paris durchzuführen?«
    Callac war viel zu sehr vom Anblick Cosimas erschlagen, um nüchtern zu denken. »Vier Wochen …«, sagte er ziemlich breiig.
    »In drei Tagen eröffnen wir sie! Verstanden?«
    »Unmöglich!« Callac wurde wieder klarer. »Cosima, warum siehst du so aus?«
    »Was geht das dich an, ha? In drei Tagen muß ganz Paris wissen, daß bei Callac der hoffnungsvolle junge Maler Pierre de Sangries ausstellt.«
    »Das kostet ein Vermögen –«
    »Willst du dein Geld mit ins Loch nehmen, Geizkragen? Hast du Erben?«
    »Ja –«, sagte Callac. Als er es ausgesprochen hatte, wußte er plötzlich, wie glücklich ihn dieses Ja machte.
    »Du hast ein Kind?« sagte Madame Coco und zog ihren Pelz aus. Sie trug ein Kleid darunter, das sie sich ›auf Figur‹ hatte machen lassen. Die Schneiderin hatte es getan nach Wunsch, aber vorher jede Haftung abgelehnt. Callac atmete ein paarmal tief. Der Sonnentag in der Camargue, dachte er. Das schlanke, süße Mädchen neben mir, ein Gesicht wie ein Engel, eine Figur wie von Raffael gemalt. Diese unvergeßliche Zärtlichkeit in ihren Händen, ihrer Stimme, ihren großen Augen, ihrem biegsamen Körper.
    Gott im Himmel, wie grausam sind achtundfünfzig Jahre Leben …
    »Du hast ein Kind?« wiederholte Madame Coco laut.
    »Ein halbes«, sagte Callac heiser.
    »Wie kann man ein halbes Kind haben?«
    »Es gibt so etwas.«
    »Ich hätte es mir denken können. Ein vollständiges hast du nie zusammenbekommen. Reden wir nicht herum. Professor Mauron schließt sich uns an, ebenfalls rund zweitausend Taxifahrer. Heute abend bringen wir dir die Bilder von Pierre. Der ganze Kram hier« – sie machte eine weite Handbewegung über Callacs erlesene Schätze – »kommt weg! Hier wird nur noch Pierre de Sangries hängen! Zwei Wochen! Bis Pierre aus Deutschland zurückkommt. Wir drucken Plakate und Handzettel, du benachrichtigst die Kunstkritiker und Zeitungen. Ich will, daß der große Callac erklärt, Pierre de Sangries sei ein vorzüglicher Maler! Wie du da stehst, Marius, wie ein Hosenpisser! Nun sag doch etwas!«
    »Was soll ich sagen, Cosima –«, sagte Callac leise. Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit dem Lederläppchen, das er immer in der Brusttasche trug. »Du hast mich erschlagen –«
    *
    Drei Tage lang verteilten genau dreitausendvierhundertneunundfünfzig Taxifahrer in Paris Handzettel an ihre Fahrgäste mit einer Einladung in die Galerie Callac. Plakate hingen an Reklamewänden und in den Fenstern von Supermärkten. In allen Zeitungen von Paris erschienen Anzeigen. Callac erlebte drei Tage lang die für ihn tiefste Erniedrigung, daß man ihn anrief und fragte, warum er Pierre de Sangries ausstellte und nicht Buffet. Die mit ihm bestens bekannten Kritiker fragten nach, ob er gesundheitlich einwandfrei sei.
    Aber am vierten Tag, als die Pierre-de-Sangries-Ausstellung eröffnet wurde, drängten sich die Leute in die Galerie, bildete sich eine Schlange vor der Tür und schickte die Polizei drei Polizisten, um die Menschenmassen zu dirigieren.
    Ein Bild ist immer noch ein gutes Weihnachtsgeschenk. Und wer wußte, ob nicht eines Tages dieser Pierre de Sangries eine gute Kapitalanlage wurde? Wenn Callac ihn entdeckt hatte und ausstellte, war das fast schon ein Wechsel, gezogen auf die Ewigkeit.
    Bis zum Abend des ersten Tages hatte man siebenundsiebzig Bilder verkauft. Callac war wie betäubt und sehnte sich nach seinem Kognak im Tresor. Madame Coco saß im Büro, beobachtete auf dem Fernsehschirm den Andrang und grinste vor Freude. Dazu trank sie Absinth, ein Getränk, das Callac nicht riechen konnte und deshalb nicht um ein Glas bettelte. Als dann kurz vor Schluß des ersten Tages ein Mitglied der Familie Oppenheimer vorfuhr und zwei de Sangries kaufte, war Callac sicher, daß am nächsten Tag alle Zeitungen von der großen Entdeckung schreiben würden.
    »Du bist ein Aas!« sagte er aus tiefster Brust, als die Galerie geschlossen war. Er öffnete seinen Tresor und holte den Kognak heraus. »Ich kann nur hoffen, daß Pierre selbst es ist, der dich bei seiner Rückkehr erschlägt!«
    *
    Weihnachten in Köln ist nicht anders als Weihnachten überall in der christlichen Welt. Weihnachten bei Hubert Bader aber ist anders. Zwar gibt es auch dort einen geschmückten Weihnachtsbaum (Edeltanne in diesem Jahr, das

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