Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
»Nichts gegen Ihre Heimat, Pierre, es ist eine schöne Stadt, eine Wiege der Kultur, aber doch auch ein Sündenbabel. Kind, übersetz das mal: Können Sie nicht auch in Köln malen, Pierre? Die obere Wohnung hier im Haus ist frei.«
    Und Ev übersetzte: »Papa dankt dir für alle Hilfe und wünscht dir viel Glück in Paris. Wie wir hält er die Polizei für reichlich dumm, dich zu verhaften.«
    Pierre nickte. »Monsieur« – sagte er höflich – »ich habe wenig für Ev getan. Sie hat viel mehr für mich getan. Ich werde es nie danken könne.«
    »Pécore!« antwortete Ev, was soviel heißt wie »Rindvieh!«
    »Was meint er?« fragte Hubert Bader gespannt.
    »Pierre meint«, sagte Ev und bat innerlich ihre Eltern um Verzeihung, »daß seine Möglichkeiten in Paris größer sind.«
    »Ihr müßt es wissen.« Hubert Bader blickte auf die Uhr. Es hatte keinen Sinn mehr, ins Geschäft zu fahren. »Trinken wir darauf einen Rotwein.«
    Aber später, als er und seine Else allein waren im Schlafzimmer, sagte er: »Es wird verdammt schwer werden, mich an einen französischen Schwiegersohn zu gewöhnen. Was redet man mit ihm, wenn keiner vom anderen ein Wort versteht? Ein Maler, und ich habe immer gehofft, daß das Kind einen Mann bringt, der mein Geschäft übernehmen kann –«
    Er seufzte, knipste das Licht aus, drehte sich auf die Seite und schlief ein.
    *
    Man kann auch in Paris schnell und gründlich die Öffentlichkeit mobilisieren. Es genügt dazu ein so starker, alles niederschmetternder Wille, wie ihn Madame Coco besaß. Die neue Freundschaft mit Professor Mauron, so absurd sie auch war, schien bei Madame einen Motor angeworfen zu haben.
    Sie kündete Marius Callac ihren Besuch an.
    Für Callac veränderte sich schlagartig die Welt. Er hatte Cosima, nachdem sie geheiratet hatte, nicht wiedergesehen. Auch als Witwe hatte er sie nicht wieder getroffen; ihr einziger Kontakt, sehr lose, war das Telefon geblieben. Unauslöschbar für Callac aber war die Erinnerung an das Mädchen Cosima, das mit ihm heimlich in die Camargue gefahren war und das an einem fast weißen Sonnentag neben ihm im Gras gelegen hatte, über ihnen der unendliche weite Himmel und vor ihnen die einsamen, schilfumsäumten Seen mit den Schwärmen rosafarbener Flamingos.
    Sie kommt!
    Callac tat das gleiche, was Cosima an diesem Morgen tat: Er ging zum Friseur, ließ sich die Haare schneiden, kaufte bei Cardin (sieh an!) ein modernes Hemd und einen bunten, kecken Schlips, erstand neue Schuhe bei Jourdan und brachte seinen besten Anzug zum Aufbügeln weg. Er widerstand sogar der Versuchung, seine ihn völlig überströmende Freude mit Kognak zu dämpfen, schloß die Flaschen in den Tresor, wo er zwei echte Sisleys aufbewahrte (von denen niemand etwas wußte und die unverkäuflich waren) und hüpfte dann den ganzen Tag in seiner Kunstgalerie herum wie ein Kampfhahn, dem man schon die Messerklingen umgeschnallt hat.
    Um 17.28 Uhr hielt vor der Galerie Callac ein Taxi. Fürst Globotkin stieg aus und öffnete die Tür. Callac, der hinter dem Vorhang stand, der das Schaufenster vom Laden trennte und die Straße beobachtete, zog sich enttäuscht zurück. Was sich da auf das Trottoir wälzte, war ein Monstrum von Weib, mit flammend roten, aufgetürmten Haaren und im Gesicht bemalt wie ein Clown. Sie trug zwar einen sündhaft teuren Pelzmantel, einen fast bodenlangen Saphirnerz, aber sie wurde dadurch nicht schöner, sondern nur noch unförmiger.
    Callac zog sich in die Mitte seiner Galerie zurück und überlegte, was er dieser Dame verkaufen konnte. Er h atte einen van Leeuwen da, einen Holländer um 1643, unbekannt, aber ungemein dekorativ. Einfahrt in den Hafen von Rotterdam, hieß das Bild. In einer Wohnhalle hängend, würde es den Neid aller befreundeten Familien erwecken, womit der Hauptzweck dieses Bilderkaufes erfüllt sein mochte.
    Callac rückte seine dicke Brille zurecht, als die Ladentür aufging und die rote Dame hereinwuchtete. Das Taxi blieb draußen stehen. Wladimir Andrejewitsch setzte sich auf seinen Platz und nahm den ›Figaro‹ zur Hand.
    »Aha!« sagte die Riesendame. Callac zuckte betroffen zusammen. »Du mußt Marius sein.«
    »Cosima!« Callacs Brille beschlug, als stießen seine Poren heißen Wasserdampf aus. »Das bist du? Herr im Himmel, wie siehst du denn aus?!«
    »Du bist auch nicht schöner geworden!« schrie Madame Coco. »Knöchern, zerknittert, dreiviertel blind! Wie kann ein Blinder Bilder kaufen und verkaufen? Marius, ich

Weitere Kostenlose Bücher