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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Spiel um Ihren Kopf.«
    »Mein Kopf ist wenig wert, Monsieur.«
    »Aber Ev hängt auch an ihm, Sie Egoist!« schrie Callac.
    »Evs wegen habe ich es ja getan.« Er blickte hinüber zu Ev. Sie stand in der Tür zum Büro, zwei Gläser mit Champagner in der Hand, und lächelte. »Ich will nicht nur einen Kopf haben, Monsieur Callac … ich will endlich ein Gesicht haben!«
    »Das haben Sie nun, mein Junge.« Callac starrte erneut auf das Bild, das Madame Blondiera als eine neue Sixtinische Madonna empfand, etwas, das sich in Paris schneller herumsprechen würde als etwa das Liebeserlebnis irgendeines Ministers. »Jetzt müssen Sie stark sein, Pierre. Ruhm ist etwas Fürchterliches. Lawinen, Taifune, Vulkanausbrüche lassen noch die Chance übrig, daß man sie überlebt … ein Künstler, dessen Ruhm von der Gesellschaft gemacht wird, ist wie ein aufgeblasenes Gummitier, in das man früher oder später – auch aus Spaß – mit tausend Nadeln hineinsticht, bis es versinkt. Und alle werden herumstehen und jubeln. Ruhm ist von allen menschlichen Erfolgen die giftigste Mixtur.«
    »Ich habe Ev«, sagte Pierre mit einer fast ergreifenden Gläubigkeit und nahm das Glas Champagner. »Solange ich lebe und Ev bei mir habe, ist meine Welt vollkommen …«
    *
    »Es ist beschämend, zu sehen, wie impotent Pierre geworden ist«, sagte ein paar Tage später der ›Rote Henry‹ zu dem ›Gebetbuch‹. »Er kommt ohne sie nicht mehr aus, sie ist seine materialisierte Seele, aber er heiratet sie nicht, sie leben nebeneinander wie Bruder und Schwester. Ist das normal? Ein Dichter kann da gar nichts tun … ich kann sie ja nicht mit schweinischen Versen wild machen. Aber die Kirche! Wozu ist die Kirche da? Weiß die Kirche nicht immer und überall einen Weg? François, es wäre deine Pflicht, hier einzugreifen!«
    »Es gibt meines Wissens kein Bittgebet für einen Koitus«, sagte das ›Gebetbuch‹ böse. »Irgendwo hört auch die Macht der Kirche auf. Soweit wir uns mit den menschlichen Lenden beschäftigen, gibt es nur die Bitte um Kindersegen … und das ist auch noch überholt. Sage ich es nicht: Die ganze Kirche muß reformiert werden!«
    Man sprach dieses Problem – die Enthaltsamkeit Pierres gegenüber Ev – mit Madame Coco und Wladimir Andrejewitsch durch. Nachdem Pierres künstlerischer Durchbruch geschafft war, betrachtete man diese Seite seines Lebens als die noch zu lösende Unbekannte. Vor allem war das alles rätselhaft, wenn man Pierres Leben von früher kannte. Da war nicht nur die langbeinige, langmähnige Monky gewesen, die eine Art Dauerrecht in Pierres Bett gehabt hatte … da gab es Zeiten, wo Madame Coco sorgenvoll Pierre in die Küche befahl und zu ihm gesagt hatte: »Mein Junge, soviel kann der gesündeste Mann nicht produzieren, wie du abgibst. Bald bist du ein Gerippe.« Und Pierre hatte lachend geantwortet: »Petite mère, ich habe als Landstreicher alle Tricks kennengelernt, mit einem Minimum an Einsatz die Frauen zu einem Maximum von Glück zu bringen.«
    Und jetzt? Jetzt schlief er drei Meter von Ev entfernt in einem Bett, vor das er, wie eine Wehrmauer, seine Staffelei gestellt hatte. Und wenn sie in der Dunkelheit – immer wieder – nackt zu ihm kam und an seinem Bettran d saß, e in herrlicher, heller Körper mit vollen Brüsten und einem blondgelockten Schoß, nach Jugendfrische duftend und jene rätselhafte Wärme ausstrahlend, die sich dem Partner wie eine zweite Haut über den Leib zieht, dann machte er sich wieder steif und begann mit ihr über die sinnlosesten Dinge zu philosophieren.
    »Sie muß ihn vergewaltigen«, sagte der ›Rote Henry‹ immer wieder. »Sie muß ihn ganz einfach vergewaltigen! Um Hilfe schreien wird er sicherlich nicht. Man sollte ihr den Vorschlag machen.«
    »Luftveränderung!« Es war ein Wort, das Ponpon in das Problem warf. Er war von der Tournee zurückgekommen, ein Mißerfolg, nicht wegen der Spaghetti, sondern weil der Chef des kleinen Zirkus bei Palermo mit der Kasse durchgebrannt war und sich nach Tunis abgesetzt hatte. Jetzt arbeitete Ponpon wieder in einem kleinen Varieté auf dem Montmartre und entsetzte die Zuschauer (es waren wohltuende Schauer), wenn er mit seinem einen Auge nach dreimaliger Verschlingung seiner Gliedmaßen irgendwo zwischen Hintern und Schenkeln hervorlugte und »Huschhusch!« rief.
    »Luftveränderung! Das hat immer die meisten Kinder gegeben. Ein altes Hausmittel. Da könnt ihr jeden Mediziner fragen. Pierre und Ev müssen mal weg aus

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