Liebe ist staerker als Haß
zusammen, daß du mich besser kennen mußtest.«
»Wie kann man wissen, was im Kopf eines anderen vorgeht?«
»Du hättest es wissen müssen. Du hättest...«
»Du hättest mich mitnehmen müssen, als du fortrittest.« Mit lauter Stimme sagte sie: »Und du solltest wissen, wie es jetzt in meinem Herzen aussieht!«
Tearle schaute sich um. Alle Menschen, die sich auf dem Gelände befanden, Männer, Frauen und Kinder, hatten sich hinter ihnen versammelt und beobachteten sie mit fassungslosen Mienen. Es konnte nur noch Minuten dauern, bis jemand zu seinem Bruder gehen würde, um ihm die Nachricht zu überbringen, daß hier etwas Ungewöhnliches vorging.
Er nahm den Fuß von Zareds Leib und starrte sie böse an. »Du kommst mit!«
Sie stand auf und wischte sich den Staub ab. Dann warf sie ihm einen heißen Blick zu. »Gern«, sagte sie herausfordernd.
Er ging voran ins Hauptgebäude und die zwei Treppen hinauf in sein Gemach. Dabei tat er so, als nähme er von ihr keine Notiz. Da er vor Zared ging, konnte er nicht sehen, wie ihr fast die Augen aus den Höhlen traten und der Mund offen stehenblieb, als ihr Blick auf die Reichtümer in der Burg der Howards fiel. Ähnliches hatte sie bisher nur auf dem Herrensitz der Marshalls gesehen, aber im Vergleich mit diesem reichen Schloß war das nur ein Stall gewesen. Wohin man sah, blinkten goldene und silberne Trinkgefäße.
Die Wände hingen voller Gobelins, und auf den Tischen lagen dicke Tücher.
Schließlich kamen sie in sein Gemach, und über ihren Kopf hinweg schloß er die Tür. »Jetzt sag mir mal, warum du hergekommen bist! Haben dich deine Brüder geschickt? Sollst du mich dazu überreden, daß ich ihnen unser Land überlasse? Haben Sie gehört, daß mein Bruder im Sterben liegt? Haben sie ...«
Mitten im Satz brach er ab, denn Zared hatte begonnen, sich ihrer Kleider zu entledigen. Sie hatte ihn sprechen wollen, ihm sagen, daß sie aus freiem Entschluß hergekommen war, ja, daß es einen wütenden Streit mit Rogan gegeben hatte, bevor er sie frei ziehen ließ. Aber sie wußte, daß sie mit Worten nicht gegen Tearle ankam. Er hatte sie immer dazu gebracht, nach seinen Wünschen zu handeln. Also war es vielleicht am besten, ihn gar nicht erst zum Reden kommen zu lassen.
Tearle stand da und sah, wie sie Schnüre aufband und sich die Sachen über den Kopf zog. Seit er von der Burg der Peregrines fortgeritten war, hatte er keine Frau mehr gehabt. Das hieß nicht, daß es ihn nach keiner verlangt hätte. Zweimal hatte er sich schon ein hübsches Küchenmädchen ausgewählt, mit dem er schlafen wollte. Die jungen Frauen waren sehr zugänglich gewesen - so zugänglich, daß Tearle meinte, sie hörten im Geist schon die Goldmünzen in ihrer Tasche klimpern.
Obwohl er sich jetzt innerlich wehrte, kam ihm zu Bewußtsein, daß Zared nicht aus Liebe zu seinem Geld hergekommen war. Sie war aus Liebe zu ihm gekommen. Sie war gekommen, um ihn zu lieben, nachdem sie endlich eingesehen hatte, daß er nicht ihr Feind war.
»Nicht«, flüsterte er.
Zared zog sich das letzte Kleidungsstück aus und sah ihn an. Eben noch hatte sie vor ihm gestanden, jetzt warf sie sich ihm an den Hals. Sie schlang die Beine um seine Hüften. Er fing sie auf und legte die Hände um ihren nackten Hintern. Dann preßte er den Mund auf ihren, und gleich darauf lag seine Hose an den Fußgelenken, und er war in ihr.
Sie liebten sich wie zwei Menschen, die vor Sehnsucht nacheinander vergingen, mit der ganzen Inbrunst und Leidenschaft ihrer jungen Körper.
Danach lag Zared halb auf dem Fußboden, halb an eine Holztruhe gelehnt, und Tearle hatte den Rücken so weit hintenüber gebogen, wie es ihm unter normalen Umständen gar nicht möglich gewesen wäre.
Er stöhnte. »Du bringst mich um!« Als er sich wieder rühren konnte, trug er sie zum Bett, legte sich hin, zog sie über sich und breitete dann über beide die Decke aus.
Sie verharrte einen Augenblick lang regungslos und schloß vor Glück und Angst die Augen. Seit vier Tagen war sie jetzt im Schloß der Howards. In diesen Tagen hatte sie Tearle oft gesehen, aber erst heute hatte er sie entdeckt. In diesen vier Tagen hatte sie schreckliche Angst gehabt, er hätte vielleicht nichts mehr für sie übrig. Aber sobald er ihrer ansichtig geworden war und sie den Zorn in seinen Augen sah, als er sie erkannte, hatte sie gewußt, daß er ihr noch immer verfallen war.
Sie hob den Kopf und küßte ihn aufs Kinn. »Verzeihst du mir?«
»Nein.« Sein
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