Liebe ist staerker als Rache
allmählich. Das Zittern ihrer Glieder verstärkte sich. „Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Ich hatte nie vor, mit ihm zu schlafen.“ Sie schauderte. „Nie, nie könnte ich so etwas tun … mit einem Mann wie ihm, nur um mein Ziel zu erreichen. Vielleicht bin ich naiv, aber ich dachte wirklich, er wolle mit mir über das Weingut sprechen.“
Sie holte tief Luft und wich Nics Blick aus. „Er hat sich auf mich gestürzt … Es gab einfach kein Entrinnen. Er war betrunken … er zerriss mein Kleid, schlug mich.“
Zu ihrem eigenen Entsetzen begann sie, hemmungslos zu weinen. Das Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper, aber sie konnte einfach nicht aufhören. Ihr war eiskalt. Plötzlich fühlte sie zwei starke Arme um ihre Schultern, eine wohltuende Wärme, die sie umgab. Endlich war sie in Sicherheit.
Wie zart und zerbrechlich sie ist, dachte Nic erstaunt, als er ihren zitternden Körper in den Armen hielt. Es tat ihm unsagbar weh, sie in diesem Zustand zu sehen. Ein roter Nebel waberte vor seinen Augen. Sein Vater hatte seine Mutter oft geschlagen, und Nic konnte es einfach nicht ertragen, wenn ein Mann einer Frau Gewalt antat. Ein unglaublicher Hass auf Morales erfüllte ihn.
Und trotzdem fiel es ihm schwer, Maddie zu glauben. Kein Mensch konnte derart naiv sein. Schon gar nicht eine Frau mit Erfahrung. Vielleicht hatte sie einfach unterschätzt, wozu Morales fähig war?
Am stärksten war jedoch sein Schuldgefühl. Aus falsch verstandenem Stolz hatte er sie nicht beschützt.
Beruhigend streichelte er ihren Rücken, bis ihr Schluchzen verstummte. Plötzlich hatte er ein Déjà-vu-Erlebnis. Er hatte sie schon einmal in seinen Armen gehalten, als sie bitterlich weinte. Er wappnete sich gegen den Schmerz, der unweigerlich auf Erinnerungen dieser Art folgte – aber der Schmerz blieb aus. Zum ersten Mal.
Maddie hörte auf zu weinen und lag nun reglos in seinen Armen. Er spürte ihren Atem durch den dünnen Stoff seines Hemdes. Und plötzlich schwand sein Beschützerinstinkt, und es erfüllte ihn nur noch reines Begehren. Es fühlte sich so gut an, sie zu halten. Er biss die Zähne zusammen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sein Körper reagierte. Plötzlich spürte er, wie ihr Rücken starr wurde, und er lockerte die Umarmung.
Ich bin in Nics Arme gesunken, wie die Heldin in einem kitschigen Liebesfilm, dachte Maddie entsetzt. Sie schämte sich unsäglich und entzog sich seiner Umarmung. Wieder schwankte der Boden unter ihr. „Du hast Blut auf deinem Hemd!“, stieß sie hervor.
„Das macht nichts.“
Die Berührung seiner Hand war auf einmal nicht mehr beruhigend … ganz im Gegenteil. Unmissverständlich registrierte sie ganz andere Regungen. Die Spitzen ihrer Brüste zogen sich zusammen, ihre Haut brannte … Sie wich zurück.
„Was ist? Wo willst du denn hin?“
Sie wollte nicht, dass er das Begehren in ihren Augen sah. „Ich sollte jetzt gehen – in mein Hotel. Ich will duschen … ich fühle mich so … so beschmutzt.“
Plötzlich gaben ihre Beine nach. Sie konnte sich einfach nicht mehr aufrecht halten.
Nic fing sie auf. „Du gehst nirgendwo hin! Du kommst mit mir.“
Maddie wollte protestieren, aber ihre Stimme versagte.
Sie registrierte kaum, wie Nic sie zum Aufzug brachte, wie sie ein paar Etagen weiter oben ausstiegen, den Korridor entlanggingen und er sie in eine unglaublich luxuriöse Suite brachte, von deren Fenster man die ganze Stadt überblicken konnte.
„Kann ich dich kurz alleine lassen?“, fragte er, nachdem er sie zum Sofa geführt hatte.
Sie nickte schwach. Ihr Blick folgte ihm, als er zum Telefon ging, die Fliege abnahm und das Jackett achtlos über einen Stuhl warf. Er öffnete den obersten Hemdknopf. Maddies Mund wurde trocken.
„Würden Sie bitte einen Erste-Hilfe-Koffer hochschicken?“, sagte er in den Hörer. Er legte auf und verschwand im Bad. Maddie hörte Wasser rauschen, dann kam er zurück und ging neben ihr in die Hocke. „Meinst du, du schaffst es unter die Dusche?“
Sie nickte, und Nic half ihr auf. „Im Bad ist ein Bademantel. Wenn du fertig bist, werde ich deine Lippe verarzten.“
Maddie ging in den von heißem Dampf erfüllten Raum, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Sie war unendlich müde. Schließlich raffte sie sich auf, streifte ihre Kleider ab und stieg in die Dusche. Unendlich lange ließ sie den heißen Wasserstrahl auf sich herabprasseln, dann seifte sie sich ein – wieder und immer wieder. Endlich fühlte sie
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