Liebe kann man nicht planen, Casanova
bedeute ihr auch nicht mehr. Nein.“
„Das waren jetzt gleich drei Neins“, murmelte Lena.
„Ruby begleitet mich in mein Strandhaus“, erzählte Damon freimütig. Die beiden würden es früher oder später sowieso erfahren.
„Das ist interessant.“ Lena betonte jedes Wort. Dann wandte sie sich an Poppy. „Hat er jemals eine Frau mit dorthin genommen?“
Poppy schüttelte energisch den Kopf. „Bestimmt nicht.“
„Ich muss lernen, ihr zu vertrauen“, erklärte Damon grimmig.
„Wie soll das denn gehen?“, fragte Lena. „Willst du sie so lange bei dir behalten, bis du ihr wirklich vertraust? Dann werdet ihr in deinem Strandhäuschen wohl alt und grau werden, mein Lieber.“
„Ich finde die Idee nicht schlecht“, mischte sich Poppy ein. „Die beiden müssen sich erst einmal besser kennenlernen, und dafür ist doch ein Aufenthalt in Damons Strandhaus bestens geeignet. Vertrauen muss wachsen. Das wird schon werden, da bin ich sicher.“
Poppy war eine liebenswerte und optimistische Person. Und eine Romantikerin. Damon hatte sich schon manchmal gefragt, wie sie in seine Familie gekommen war.
„Vielleicht können wir auch unseren Teil dazu beitragen, Lena. Wir veranstalten einen kleinen Mädelabend für Ruby und zeigen ihr, wie normal wir alle sind. Dass sie sich keine Sorgen machen braucht. Dass Damon seine Arbeit nicht mit nach Hause nimmt. Dass er einen noblen Charakter hat und uns und sie immer beschützen wird.“
„Danke für die Blumen, Poppy. Aber … ich habe Ruby bereits zum Hacken mitgenommen.“
„Was?“
„Du Idiot“, entfuhr es Lena. „Wie konntest du nur?“
Danach war die Unterhaltung vorbei.
Zehn Tage später machte sich Ruby auf den Weg nach Australien. Ihre Arbeit bei Russell war beendet. Die kleine Katze hatte sie in die Obhut der sechsjährigen Tochter ihrer Nachbarn gegeben – als Gegenzug durften diese die Großeltern für eine Woche in Rubys Apartment einquartieren.
Jetzt gab es in Hongkong nichts mehr für Ruby zu tun. Sie freute sich auf zwei Wochen Strand und Meer und … Damon. Sie hatte keine Pläne, keine Erwartungen, sie wusste selbst nicht, was sie eigentlich tat. Denn irgendwo zwischen ihrer ersten Begegnung und dem Abflug nach Sydney hatte sie den Verstand verloren; vermutlich schon recht weit am Anfang.
Welche Frau flog einmal halb um den Globus, um einen Mann zu treffen, von dem sie nichts zu erwarten hatte? Einen Mann, für den Geheimnisse, Erpressungen und Hacken das tägliche Brot waren. Oder zumindest keine Besonderheiten darstellten.
Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen?
Weil du in ihn verliebt bist , erklärte eine vorlaute Stimme in ihrem Kopf.
Bin ich nicht!
Dann bist du eben verrückt nach ihm.
Das konnte Ruby nicht abstreiten.
Du willst versuchen, ihn zu ändern. Einen guten Jungen aus ihm zu machen.
Ich weiß nicht, ob das möglich sein wird. Aber so schlecht ist er auch gar nicht. Spionage ist ein angesehenes Berufsfeld. Fast schon heroisch.
Er stiehlt Daten und Informationen, Ruby. Er ist ein Dieb.
Er arbeitet daran, das Kräftegleichgewicht zwischen Staaten aufrechtzuerhalten. Und er hat mich vor seinen Auftraggebern geschützt, nachdem ich ihn enttarnt hatte. Das ist sehr ehrenhaft.
Aus ihrem Kopf kam kein Protest.
Eins zu null für Ruby.
Doch als sie durch die Ankunftshalle des kleinen Regionalflughafens von Ballina schritt, meldete sich die Stimme schon wieder.
Da vorne steht er. Sieh nur, wie toll er aussieht! Diese Augen, dieser Mund, dieser Körper! Du bist völlig vernarrt in ihn. Du nimmst ihn so, wie er ist. Stellst dein Leben hintenan. Das muss Liebe sein …
Ich liebe ihn nicht! Ich habe nur Spaß mit ihm!
Du bist irrational. Meine Damen und Herren von der Jury, ich verabschiede mich aus dem Zeugenstand.
Ruby hätte ohnehin nicht weiter zugehört, denn sie war voll und ganz damit beschäftigt, auf Damon zuzugehen.
Er stand ein wenig abseits der Menschenmenge, an eine Wand gelehnt und mit den Händen in den Hosentaschen. Seine Klamotten waren mehr als lässig: ein weißes T-Shirt und braune Cargo-shorts, die schon bessere Tage gesehen hatten. Dazu schwarze Flip-Flops.
Strandkleidung eben.
Rubys Garderobe enthielt gar keine so legeren Teile. Das lag wohl daran, dass sie ihre ganze Kindheit und Jugend über im Rampenlicht gestanden hatte. An der Seite ihres stolzen Vaters. Oder als modisches Anhängsel ihrer Mutter. Aufs Äußere war es immer angekommen.
Damon waren Äußerlichkeiten nicht
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