Liebe kann man nicht planen, Casanova
weit.“
Sie bemerkte seinen skeptischen Blick. „Nein, wirklich, Damon. Mir ist bewusst, dass du die Daten nicht ewig mit dir herumschleppen möchtest. Ich werde sie mir gleich zu Hause ansehen, und danach kannst du sie vernichten.“
„Ich sagte doch, erst wenn du so weit bist.“ Er sah sie durchdringend an.
„Gut … vielleicht bin ich noch etwas durcheinander. Das Verbrechen ist eben nicht ganz meine Welt.“ Sie versuchte zu lächeln.
„Das geht vorbei.“
„Ich frage mich nur immer noch, wann .“
„Bald.“
„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie lebendig ich mich gerade fühle?“
Er nickte lächelnd.
„Ist dir deine Arbeit schon jemals langweilig geworden?“
„Nein.“ Jetzt strahlte er übers ganze Gesicht.
Schließlich erreichten sie wieder Rubys Apartment. Einen Teil des Weges hatten sie mit der U-Bahn zurückgelegt, den letzten Rest der Strecke mit dem Taxi. Wahrscheinlich hatte Damon sichergehen wollen, dass sie niemand verfolgte. Ruby fragte nicht danach, denn sie vertraute ihm. Sie fühlte sich sicher in Damons Gegenwart. In ihrer Küche angekommen, fragte sie ihn, ob er etwas zu trinken haben wolle.
„Gerne einen Scotch, wenn du hast.“
„Gute Wahl“, murmelte sie und schenkte auch sich selbst einen ein. Sie stellte ein Schälchen mit Erdnüssen auf die Theke zwischen ihnen und beäugte Damon neugierig, als dieser seinen Rucksack auf einem der Küchenhocker abstellte.
„Also, Damon, vielleicht bin ich noch nicht so weit, aber ich glaube, ich werde mich erst beruhigen, wenn ich die Informationen über meinen Vater gesehen habe. Verstehst du das?“
Damon nickte nur, nahm den Rucksack und holte seinen Computer heraus. Er schaltete ihn an, öffnete die entsprechenden Dateien und schob ihn Ruby zu, sodass diese bequem hineinsehen konnte.
Ruby begann die erste Datei zu lesen.
Fünfzehn Minuten später war sie immer noch kein bisschen schlauer als zuvor. Nach wie vor war ihr völlig schleierhaft, wo ihr Vater sich aufhielt oder was eigentlich passiert war.
„Das FBI hat der Bank verboten, weitere Nachforschungen anzustellen“, erklärte sie knapp. „Der Britische Geheimdienst untersucht die Sache gar nicht mehr. Und was bitte bedeutet die Abkürzung A48? Das deutet angeblich auf seinen Aufenthaltsort hin.“
„Vielleicht handelt es sich um Koordinaten? Oder um eine Straßenbezeichnung. In England gibt es zum Beispiel die A47.“
„Meinst du wirklich?“
„Es wäre möglich.“
„Vielleicht ist er dann dort“, entgegnete Ruby gleichgültig. „Lies es oder lösch es. Mir egal. Ich kann mit den Daten jedenfalls nichts anfangen.“
„Wir könnten noch einmal suchen?“
„Nein.“ Rubys Stimme klang absolut überzeugt. „Das würde ich nicht noch einmal schaffen. Damon, ich weiß, was wir ausgemacht haben. Die Daten gegen mein Schweigen. Ich habe die Daten bekommen und ich werde schweigen. Zwar habe ich meinen Vater nicht gefunden, aber ich habe auch nicht herausgefunden, dass er tot ist oder im Gefängnis sitzt. Und insofern sehe ich unsere Operation als gelungen an. Und was dich und mich betrifft …“ In Rubys Blick lag Bedauern. „… ich habe dich dazu gedrängt, mir deine Geheimnisse zu verraten, und das war nicht in Ordnung. Ich habe dafür bezahlt, und nun sind wir quitt. Oder nicht?“
„Doch, doch“, antwortete er.
„Und so schön es auch war, dich kennenzulernen, Damon, deine Arbeit macht mir Angst. Und deine Art zu leben ist nicht meine. Ich werde mich immer mit Freude an unsere gemeinsamen Tage zurückerinnern. Und mit … Verlangen …“ Ihre Stimme brach ab. Dann fasste sie sich wieder und fügte energisch hinzu: „Aber, Damon, ich möchte, dass du jetzt gehst.“
„Verlangen?“, fragte er leise und warf ihr einen verstohlenen Blick zu.
„Bitte reite nicht weiter darauf herum. Das ist mir einfach so herausgerutscht. Ich weiß aber sehr wohl damit umzugehen. Also vergiss es bitte.“
Damon nickte. „Darf ich mich noch schnell bei dir umziehen?“
„Du Chamäleon.“ Der Vorwurf wurde mit einem Lächeln versüßt. „Geh dich umziehen. Und brich mir noch einmal das Herz, wenn du in deinem edlen maßgeschneiderten Anzug an mir vorbei zur Tür gehst … war ein Witz, Damon!“
Sie machte es ihm leicht zu gehen.
„In drei Tagen werde ich nach Australien fliegen“, erklärte er.
„Viel Spaß.“ Ruby verstand nicht, warum er ihr das erzählte.
„Komm mit mir.“
„Wie bitte?“
„Komm mit mir, Ruby.“
Reine Impulsivität
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