Liebe klopft nicht an
von der Kerze ab und sah auf.
»Ich war überrascht, als du dich gemeldet hast«, verriet sie. Nun nahm auch Taylor die Finger vom Besteck und erwiderte ihren Blick.
»Um ganz ehrlich zu sein, habe ich die letzten Wochen ununterbrochen an dich denken müssen. Irgendwann habe ich mich aufgerafft, meinen Mut zusammengenommen und dich einfach angerufen. Mehr als absagen konntest du ja nicht.« Sein schiefes Lächeln gefiel ihr.
Er hatte also an sie denken müssen. Amy schmunzelte. Sein offensichtliches Interesse an ihr tat ungemein gut und doch war da auch noch eine andere Stimme, tief in ihr, die ihr warnend zurief, dass sie sich auf nichts einlassen sollte, was sie später bereuen könnte.
"Hast du denn nichts aus dem Debakel mit Dylan gelernt? Seine Mutter kann dich nicht leiden und dann gibt es noch Tracy!"
Ihre innere Stimme warnte sie eindringlich und sie hatte recht. Allein der Gedanke, dass Amy ein weiteres Mal auf Mrs Morgan treffen würde, verursachte ihr eine Gänsehaut. Ihr Verstand riet ihr, nichts mit Taylor anzufangen, aber ihr Herz sagte ihr etwas völlig anderes.
»Was ist los?«, erkundigte sich Taylor, dem Amys grüblerische Falten auf der Stirn nicht entgangen waren. Sie sah ihm in die Augen und musste ein zufriedenes Seufzen unterdrücken.
Seine haselnussbraunen Augen musterten sie interessiert und es lag so viel Wärme in ihnen, dass Amy am liebsten alle Warnungen beiseitegeschoben hätte und ihm um den Hals gefallen wäre.
Sie entschied sich, nicht weiter um den heißen Brei herumzureden und ihm stattdessen zu sagen, was sie dachte.
»Ich habe nur eben das Für und Wider abgewägt«, erklärte sie. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und sah sie verwundert an.
»Ich verstehe nicht so recht, was du mir damit sagen willst«, gestand er.
»Naja, wenn ich es richtig verstanden habe, dann hegst du ein gewisses Interesse an mir.« Sie verzog angewidert das Gesicht. Was redete sie da für einen geschwollenen Müll? »Und mir geht es genauso«, fügte sie rasch hinzu. Sein Gesicht hellte sich auf.
»Wo liegt dann das Problem?«, erkundigte er sich.
»Es ist ... also die Woche bei deinen Eltern hat mir gezeigt ... dass ... es ist ...«, stammelte sie unbeholfen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es ausdrücken sollte.
»Du fühlst dich wie Aschenputtel und ich bin der Prinz«, half er ihr auf die Sprünge. Amy nickte, musste bei seiner Wortwahl jedoch lachen.
Taylor seufzte und schüttelte amüsiert den Kopf.
»Was ist?«, wollte sie wissen. Machte er sich über sie lustig?
»Warum redest du dir so etwas ein? Ich bin ein ganz normaler Mensch, so wie du auch. Nur mit dem Unterschied, dass ich reiche Eltern habe, die mir einen gehobenen Lebensstil ermöglichen. Dafür kann ich nichts. Ich wohne schon seit Jahren nicht mehr zu Hause und führe mein eigenes Leben und ich entscheide selbst, mit wem ich zusammen sein will. Nur weil ich das Glück habe, dass ich in ein wohlhabendes Elternhaus geboren wurde, bin ich noch lange nichts Besseres. Ganz im Gegenteil, mir ist ein hart arbeitender Bauarbeiter lieber, als einer dieser reichen Sesselpupser, die nicht wissen, was körperliche Arbeit bedeutet.«
Amy sah ihn mit großen Augen an. Anscheinend hatte sie Taylor falsch eingeschätzt.
»Tut mir leid«, murmelte sie verlegen und kam sich plötzlich unendlich dumm vor.
»Das muss es nicht. Mich wundert nicht, dass du so denkst, nachdem du meine Mom kennengelernt hast. Aber ich bin nicht so. Außerdem habe ich dir keinen Heiratsantrag gemacht. Ich würde mich nur einfach freuen, wenn wir uns etwas besser kennenlernen. Eine unverfängliche Freundschaft. Wer weiß, was sich mit der Zeit daraus ergibt. Für den Anfang sollten wir einfach jeden Tag genießen, ganz ohne Verpflichtungen«
»Das hört sich gut an«, stimmte sie zu und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln.
Von diesem Moment an war das Eis gebrochen und es wurde ein wunderschöner Abend. Sie tranken Wein, aßen Pizza und lachten über die Bemerkungen des anderen. Es war, als hätte es den Ausflug zur Hochzeit niemals gegeben. Ein Neuanfang für beide.
Taylor parkte den Wagen auf dem Seitenstreifen, stellte den Motor ab und sah Amy an. Ihr Herz schlug Purzelbäume, als sie seinen fragenden Blick erkannte. Wartete er darauf, dass sie ihn mit nach oben bat? Amy schluckte.
»Willst du noch auf einen Kaffee mit nach oben kommen?«, fragte sie unsicher. Im selben Augenblick kam sie sich unheimlich dumm vor. Sie hörte sich an, wie in
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