Liebe klopft nicht an
Sicher wäre aus Jessica eine hervorragende Friseurin geworden, wenn sie sich für diesen Beruf entschieden hätte.
Danach kam das Make-up, welches fast dreißig Minuten in Anspruch genommen hatte.
»Noch ein kleiner Hauch Chanel und du bist fertig«, zwitscherte Jessica und sprühte Amy mit dem edlen Flacon an.
Amy drehte sich und beäugte sich in dem großen Spiegel an der Wand.
»Wow«, flüsterte sie fasziniert, als sie sich musterte. »Das solltest du beruflich machen Jessy, das ist der absolute Wahnsinn. Ich erkenne mich kaum wieder«, erklärte sie beeindruckt. Sie machte einige Schritte auf ihre Freundin zu und schloss sie in die Arme. »Danke.«
»Nichts zu danken, hat mir Spaß gemacht. Taylor werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn er dich sieht«, sagte sie schmunzelnd, sichtlich mit ihrer Arbeit zufrieden.
Kurz bevor Taylor kam, schob Amy ihre Freundin zur Tür hinaus.
»Ich bin auch ohne dich schon aufgeregt genug.« Jessica verließ die Wohnung nur unter lauten Protestgesängen, aber sie ging.
Als es schließlich klingelte, warf Amy einen letzten Blick in den Spiegel und öffnete die Tür.
Taylor sah sie mit großen Augen an. Er trug eine dunkle Hose und ein weißes, kurzärmliges Hemd. In der Hand hielt er einen bunten Frühlingsstrauß.
»Hi«, begrüßte Amy ihn lächelnd. Er antwortete nicht. Sein Blick glitt an ihr hinab und langsam wieder zurück zu ihrem Gesicht.
»Du ... meine Güte ... also du siehst ... Wahnsinn«, hauchte er. Amy musste sich ein Kichern verkneifen. Jessica hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
»Komm doch rein.« Sie machte eine einladende Geste. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, trat er ein.
Dann schien er sich bewusst zu werden, dass er sie anstarrte, und blinzelte einige Male.
»Nette Wohnung«, sagte er schließlich und sah sich um.
»Und das, obwohl du bisher nur den Flur gesehen hast«, schmunzelte Amy. Den sonst so souveränen Taylor Morgan so unsicher zu sehen, nahm ihr selbst die Aufregung und steigerte ihr Selbstbewusstsein.
»Wollen wir gleich los oder möchtest du noch etwas trinken?«, erkundigte sie sich mit fester Stimme.
Wieder blinzelte er, als müsste er sich mit aller Gewalt auf sie konzentrieren und sah anschließend auf seine teure Armbanduhr.
»Wir sollten vielleicht lieber los. Ich habe den Tisch etwas früher bestellt«, teilte er ihr mit.
»Okay, kein Problem«, entgegnete sie, nahm ihre kleine Handtasche und die Schlüssel von der Kommode.
»Ich hoffe, du magst italienisches Essen«, fragte er sich unsicher.
»Ich liebe es«, antwortete sie und schenkte ihm ein breites Lächeln. Sofort entspannte er sich merklich.
Er führte sie zu seinem schwarzen BMW, hielt ihr galant die Tür auf, bevor er selbst einstieg, und warf ihr während der Fahrt immer wieder verstohlene Blicke zu. Amy tat, als bemerkte sie dies nicht, jubilierte aber innerlich.
Sie fühlte sich schön und begehrenswert. Dieses Gefühl hatte Dylan ihr niemals gegeben. Amy verbot sich an ihn zu denken und beobachtete die vorbeiziehenden Häuser.
Die Fahrt dauerte eine Weile, bis sie schließlich in einem Londoner Vorort ankamen. Als sie vor dem sehr elegant wirkenden Restaurant anhielten und Taylor den Autoschlüssel dem restauranteigenen Parkdienst überreichte, wurde Amy für einen kurzen Moment mulmig zumute.
Von edlen Restaurants, in denen es Austern, Kaviar und all das andere Reichen-Futter gab, hatte sie eigentlich die Nase voll. Doch als sie ins Innere traten, verflog ihre Unruhe und Amy fühlte sich sofort wohl.
Ein echter italienischer Kellner führte sie zu ihrem Tisch, der sich ganz hinten in einer gemütlichen Nische befand. Er zündete die Kerze an, legte die Speisekarten auf den Tisch und nahm ihre Getränkebestellungen entgegen.
Als er davoneilte, sah Amy sich um. Das ganze Restaurant war mediterran eingerichtet, mit einem Netz unter der Decke, in dem künstliche Hummer, Seesterne und Muscheln auf sie herabblickten.
Leise, landestypische Musik lief im Hintergrund und ein zarter Pizzaduft lag in der Luft.
»Es ist schön hier«, sagte sie, um das Schweigen zu brechen.
»Ja, nicht wahr? Ich habe es vor einigen Monaten durch Zufall entdeckt und seither zieht es mich immer wieder hierher. Es gibt in ganz London keine bessere Pizza und auch die Pasta ist hier ausgezeichnet.«
Erneut folgte ein fast unerträgliches Schweigen. Amy knubbelte überhängendes Wachs von der Kerze und Taylor richtete sein Besteck neu aus.
Schließlich ließ sie
Weitere Kostenlose Bücher