Liebe kommt auf sanften Pfoten
bestens daran erinnern, was man ihr 1998 zu Weihnachten geschenkt hat. Sie ist die absolute Perfektionistin in unserer Familie.«
»Das klingt in meinen Ohren aber alles andere als perfekt. Trifft sie sich immer noch mit diesem Kerl?«
»Keine Ahnung. Mittlerweile arbeitet sie wieder und verbringt jede Sekunde, die sie nicht am Arbeitsplatz ist, mit Toby.« Juliet strengte sich an, sich an alle Details zu erinnern. »Um ehrlich zu sein war ich so wütend, dass sie mir zu einer Therapie geraten hat, obwohl es um ihre eigene Ehe offensichtlich viel schlimmer bestellt war! Kurz darauf bin ich gegangen, weil ich nichts mehr hören wollte.«
»Du hast nicht einmal gefragt, wo sie sich kennengelernt haben?«
»In irgendeiner Elterngruppe, glaube ich. Ich war ziemlich fassungslos. Sie schwärmte, wie sehr er ihr das Gefühl gab, ein völlig anderer Mensch zu sein – und eben nicht nur eine Mummy, wie Peter. Peter ist IT-Entwickler, ein richtiger Computerfreak. Obwohl er mittlerweile ein ziemlich reicher Computerfreak ist. Er findet diese Online-Games toll, bei denen man einen Zauberer spielen kann.« Juliet suchte nach anderen Fakten und Beschreibungen, die ihn nicht so langweilig aussehen ließen. Ihr fiel aber nichts ein. »Dieser andere Typ war mehr …« Wie hatte Louise ihn beschrieben? »Er war ganz anders, auch in Bezug auf sich selbst … Er war viel körperlicher.«
Noch während sie sprach, sah sie, wie Emers Augen angesichts des zu erwartenden Skandals zu glänzen begannen.
»Was?«, fragte Juliet.
»Sicher, dass sie sich nicht in deinen Ehemann verliebt hatte, ohne dass ihre Liebe erwidert worden wäre?«
»Dann hätte sie mir ja wohl kaum davon erzählt, oder?« Juliet schnaubte.
Emer riss so weit die Augen auf, dass das Weiße um ihre Pupillen herum deutlich zu sehen war. »Man hat schon Pferde kotzen sehen.«
Plötzlich wurde Juliet wütend und verspürte den Wunsch, sich zu verteidigen. »Jedenfalls nicht in unserer Familie. Ben und Louise … haben sich gut verstanden, aber sie hatten nichts gemeinsam.«
»Okay«, beschwichtigte Emer sie, »vergiss, was ich gesagt habe. Ich bin ein furchtbares Klatschmaul. Zurück zu dem Mann, den du da an der Angel hast. Dieser Mark. Magst du ihn?«
»Ich glaube schon«, erwiderte Juliet. »Ja, ich mag ihn.«
»Dann haben wir’s doch!«, rief Emer und klatschte begeistert in die Hände. »Dann ist es auch ein Date. Was kann es denn schon schaden?«
Juliet verspürte ein Flattern in ihrer Brust. Das aus Emers Mund zu hören – und eben nicht von ihrer Mutter oder Louise – half ihr eher, dem zuzustimmen.
17
D ie Tage gingen deutlich schneller vorüber, seit Juliet alle Hände voll zu tun hatte und sie durch die viele Bewegung an der frischen Luft nachts durchschlief. Bevor sie es sich versah, war der Tag der Vernissage, von der Mark gesprochen hatte, gekommen – und damit auch das Date, das damals noch in unendlicher Ferne gewesen war.
Juliet stand vor dem Schlafzimmerspiegel und überlegte, was sie anziehen sollte, während der Stapel mit den »ungeeigneten« Kleidern auf dem Bett immer größer wurde. Nichts sah gut aus, und allmählich lief ihr nicht nur die Zeit davon, ihr gingen zudem die Möglichkeiten aus. Nicht etwa das Date selbst, sondern die schwierige Kleiderproblematik war der Grund, warum sie sich plötzlich wieder wie mit sechzehn Jahren fühlte.
Es war kein Date, ermahnte sie sich, sondern einfach nur ein Abend, an dem man miteinander ausging.
Dennoch fühlte es sich eigenartig an. Juliet war sich alles andere als klar darüber, was sie ausstrahlen wollte. Einerseits wollte sie es nicht zu sehr darauf anlegen, toll auszusehen; andererseits verspürte sie aber ein gewisses Flattern im Magen, das sie zu etwas Hübscherem als ihrer gewohnten Jeans greifen ließ.
Minton saß auf dem Bett und beobachtete sie, was ihr in ihrem aufgewühlten Zustand aber auch nicht weiterhalf. Minton war verwirrt. In letzter Zeit hatte er Juliet nicht allzu oft in einem Rock zu sehen bekommen.
»Was sagst du dazu?«, fragte sie ihn heiter und drehte sich, damit sie sich im Spiegel von hinten betrachten konnte. »Den schwarzen Rock und das Zigeunertop, das vielleicht nicht mehr ganz so modisch ist, oder lieber den Jeansrock und den schwarzen V-Pullover, von dem Louise mal behauptet hat, dass ich darin blass aussähe, wenn ich nicht doppelt so viel Lippenstift auftragen würde wie sonst?«
Minton wedelte verunsichert mit dem Schwanz.
»Okay«, erwiderte
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