Liebe kommt auf sanften Pfoten
verbringen musste, zuzuhören, wie ihr Dad auf Portugiesisch um Erdnüsse bat. Toby litt unter Durchfall, und keiner von ihnen hatte in der Nacht mehr als vier Stunden geschlafen. Doch es schien nicht angemessen zu sein, sich darüber zu beklagen – nicht wenn Juliet immer wieder während der Weihnachtsfolge von Coronation Street nach draußen rennen musste, weil sie den unvermeidlichen Heiratsantrag in der beliebten Serie nicht ertragen konnte.
Louise machte sich schwere Vorwürfe. Wenn Juliet und sie sich hätten aussprechen können, hätten sie die Situation gemeinsam durchstehen können. So wie sich die Lage allerdings augenblicklich darstellte, wusste Louise nicht, wie sie die Sache aus der Welt schaffen könnte, ohne alles noch viel schlimmer zu machen.
Diane hob die schwere Tasche auf den Tisch und sah Toby spielerisch mit weit aufgerissenen Augen an. Toby klatschte vor Begeisterung in die Hände. »Ich kenne einen kleinen Mann, der Weihnachten gar nicht mehr abwarten kann! Nicht wahr? Wir müssen dem Weihnachtsmann bald einen Brief schreiben! Damit er weiß, was du dir wünschst!«
»Mum, bitte versuch, dieses Mal auf dem Teppich zu bleiben. Letztes Jahr hat er viel zu viele Geschenke bekommen, das war schon beinahe peinlich.« Und unter Verhältnismäßigkeitsaspekten völlig überzogen, um die fehlende Fröhlichkeit der Familie wieder wettzumachen. Selbst Juliet war mit einem ganzen Arm voller Babylernspielzeug aufgetaucht, mit dem Louise sie später weinend aufgefunden hatte.
»Du weißt, am meisten gefallen ihm ohnehin die Geschenkkartons an sich.«
»Oh. Dann sollten wir dafür sorgen, dass er ganz viele Geschenkschachteln bekommt. Warum sollen wir ihn nicht so lange ein wenig verwöhnen, bis er ein kleines Geschwisterchen bekommt, mit dem er sich dann alles teilen muss?« Diane sah ihre Tochter vielsagend an. »Du und Peter, habt ihr schon einmal darüber nachgedacht …«
»Nein«, entgegnete Louise entschlossen. »Zurück zu den Plänen für Weihnachten. Du willst also hier feiern?«
»Ja, ich denke schon. Dann können wir über Skype auch Ian und Vanda ein frohes Fest wünschen.« Skype hatte Dianes Leben verändert, insbesondere an Weihnachten. Für die jährliche Weihnachtsübertragung nach Australien war das Wohnzimmer sauberer und aufgeräumter als das der Queen. »Ist es denn für Peters Eltern in Ordnung, wenn ihr dieses Jahr an Heiligabend wieder hier seid? Sind sie nicht eigentlich an der Reihe?«
»Nein, sie fahren über Weihnachten bis nach Silvester nach Wien.« Louise nahm Toby den Salzstreuer ab und drückte ihm stattdessen sein Spielzeugtelefon in die Hand. »Sie haben die Reise schon vor Monaten gebucht. Una hat sich bereits ihre Kleidung zurechtgelegt.«
»Sie wollen die ganzen Weihnachtsferien über verreisen? Werden sie denn ihren Enkel nicht vermissen?« Diane schien diese Vorstellung zu schockieren.
»Nicht sehr.« Louise hatte es längst aufgegeben, Diane Peters Eltern zu erklären. »Sie sind nicht so verrückt auf Babys. Obwohl sie uns Geld für den Kinderhort geben, das wir wirklich gut brauchen können.«
»Habt ihr Geldprobleme? Du sagst uns, wenn ihr Hilfe braucht, oder? Wir könnten euch nämlich auch …«
»Nein. Alles in Ordnung.« Sie nahm die Hand ihrer Mutter und drückte sie. »Die Zeit, die du für uns aufbringst, ist mir viel wichtiger, Mum. Ich wüsste gar nicht, was Juliet und ich ohne dich tun sollten. Es war toll, wie du im vergangenen Jahr für uns da warst. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dich zu haben!«
Diane lächelte kurz und musste sich dann abwenden. Tränen traten ihr in die Augen, und mit einem Mal wirkte sie viel verletzlicher als eben noch, als Louise sie mit Toby spielend im Garten vorgefunden hatte.
»Mum? Ist alles in Ordnung?« Louise setzte Toby in seinen Kinderstuhl und strich ihrer Mutter tröstend über den Arm. Unter dem Baumwolljersey fühlte sich der Arm sehr schmal an. »Mum?«
»Alles bestens«, erwiderte Diane und wischte sich mit einem Taschentuch, das sie aus dem Ärmel zog, über die Augen. »Ich … Es macht mich einfach traurig. Keiner von uns weiß, was die Zukunft für uns bereithält, oder?« Sie blinzelte und lächelte trotz ihrer Tränen, bevor sie sich die Nase putzte. »Wir müssen eben das Beste aus allem machen.«
»Ich weiß. Wir werden dieses Weihnachten zu einem richtig schönen Fest machen«, erklärte Louise mit der gleichen wilden Entschlossenheit, mit der sie an ihre eigene
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