Liebe kommt auf sanften Pfoten
To-do-Liste des Lebens heranging. Bis jetzt schien alles – mit Ausnahme des zweiten Babys – gut zu funktionieren. »Wir werden für den Wein sorgen, da Peter ja jetzt offiziell einen Narren an diesem Sommelier vom White Hart gefressen hat. Habe ich schon erzählt, dass wir noch ein zweites Mal zu einer Weinprobe dort waren? So betrunken habe ich Peter nicht gesehen, seit wir uns das erste Mal begegnet sind.«
Nicht dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Im White Hart hatte er nur wenig ermunternde Worte benötigt, um sich durch die ganze Liste zu trinken, anschließend auf dem Heimweg im Taxi mit ihr zu knutschen und dann tief und fest bis um zehn Uhr des nächsten Morgens zu schlafen, ohne Louise dieses Mal an die figurformende Unterwäsche zu gehen.
»Glaubst du, Juliet würde vielleicht das Weihnachtsessen kochen wollen?«, fragte Diane besorgt. »Würde sie das ablenken, oder würde sie es als Frechheit von mir empfinden, wenn ich sie danach frage? Sie kann gern zubereiten, was sie will – für sie würde ich sogar Bio-Geflügel kaufen, damit sie so ein gefülltes Hühnchen-in-der-Ente-in-einer-Gans-im-Truthahn kochen kann, wie es bei River Cottage im Fernsehen zu sehen war.« Als Louise ihr einen zweifelnden Blick zuwarf, fuhr Diane fort: »Vielleicht ist das eine Herausforderung für sie, mit der wir ihre Begeisterung fürs Kochen wieder wecken können.«
Louise sah sie skeptisch an. »Kim hatte das Gleiche mit der Cupcakes-Aktion gehofft. Das Ganze hat nur dazu geführt, dass wir uns bis drei Uhr in der Früh mit Mehl und Backpulver herumgeschlagen haben.«
Diane schaute sie verlegen an – wie immer, wenn sie ein Geheimnis verriet. Sie war eine schlechte Lügnerin. »Unter uns: Kim hat mich angerufen und gefragt, wann Juliet so weit sei, dass sie wieder zurückkommen könne. Ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht weiß. Aber mittlerweile geht Juliet wieder häufiger aus dem Haus – sie kümmert sich reizend um die Hunde und Katzen ihrer Kunden. Ich will aber nicht, dass Kim sie irgendwann einmal in der Stadt sieht und denkt, dass Juliet sie zum Narren hält.«
»Aber das ist doch etwas ganz anderes, oder?«, hob Louise hervor. »Sich mit Katzen und Hunden oder sich mit Menschen beschäftigen zu müssen. Ich kann gut verstehen, wenn Juliet im Augenblick noch nichts mit Hochzeiten und Taufen zu tun haben will.«
Louise musterte ihre Mutter eingehender. Diane öffnete und schloss die Lippen immer wieder, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie etwas sagen solle. Louise fiel zudem auf, dass ihre Mutter eine neue Brille trug. Ein moderneres Modell mit dünneren Gläsern.
Hatte Juliet nicht auch etwas von neuer Kleidung erzählt? Vielleicht lag es an dieser »Carpe diem«-Sache, aber ihre Mutter wirkte deutlich … frischer . Beunruhigenderweise erinnerte es Louise an ihr eigenes Strahlen, als sie sich noch jede Woche mit Michael getroffen und sie sich für jedes Treffen herausgeputzt hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Vielleicht war es nur Zufall. Ach, ganz sicher war es das.
»Mum, spuck’s einfach aus«, erklärte sie matt. »Ich habe einen langen Tag hinter mir.«
Diane warf einen Blick durch die Küchentür ins Wohnzimmer, wo Eric sich zusammen mit Coco die Nachrichten im Fernsehen anschaute. Ungläubig schüttelte er den kahlen Kopf. Coco fixierte allerdings die gefährlich wackelnde Schüssel mit Chips, die Eric auf den Knien balancierte.
Diane senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Hat Juliet dir von ihrem Date erzählt?«
»Von ihrem Date ?« Louise hörte auf, mit Toby zu spielen, und schenkte Diane ihre volle Aufmerksamkeit. Mit dem Fuß stieß sie die Küchentür zu. »Juliet hatte ein Date ?«
»Vielleicht ist Date nicht ganz das richtige Wort, und wir sollten auch keine voreiligen Schlüsse ziehen«, fuhr Diane fort, doch ihre Augen glänzten. » Aber sie ist letzte Woche mit einem Mann zu einer Veranstaltung in der Memorial Hall gegangen. Eine meiner Bekannten aus dem Buchclub, Edith – die mit dem Haarausfall –, hat sie dort gesehen. Angeblich haben sich die beiden draußen eine halbe Ewigkeit lang unterhalten. Juliet soll diese schrecklichen Stiefel getragen haben, mit denen sie Ben ein gutes Stück überragt hat – kannst du dich noch an die erinnern? Mit den Stiefeln kann man sich ganz schnell den Knöchel verknacksen.«
»Mum, jetzt vergiss doch mal die Stiefel – wer ist er ?« Louise durchlebte in diesem Augenblick ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits
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