Liebe kommt auf sanften Pfoten
Juliet. »Versuche ja nicht, meinen Ehemann als Entschuldigung für deine billige Affäre zu benutzen!«
Louise klappte der Mund auf, bevor sie die Augen zusammenkniff. »Erklär mir bitte mal, was ich geheuchelt haben soll? Immerhin bin nicht ich diejenige, die überall herumläuft und vor allen so tut, als habe sie die perfekteste aller Ehen geführt, oder? Oder hast du schon vergessen, was du mir damals erzählt hast?«
Das war zu viel für Juliet. Die Wut, die seit Monaten in ihr gebrodelt hatte, kochte über.
»Und hast du etwa vergessen, was du mir erzählt hast? Mit dieser scheinheiligen Miene?« Juliet ahmte Louises belehrenden Tonfall nach. » Alle Ehen erleben auch mal einen Durchhänger. Du musst dich anstrengen, es ist die Sache wert . Und die ganze Zeit über hast du hier mit Michael … «
»Ich habe dabei von deiner Ehe gesprochen«, schrie Louise. » Deine Ehe war es wert, gerettet zu werden! Du und Ben, ihr wart ein tolles Paar; ihr wart dafür bestimmt, zusammen zu sein. Ich wollte nicht dabei zusehen, wie ihr euch trennt, nur weil es ein einziges Mal bei euch kriselte! Ben ist ein wenig verantwortungslos mit Geld umgegangen? Verglichen mit der echten, schweren Krise, in der Peter und ich uns zu dem Zeitpunkt befunden haben, war das …«
»Stimmt, du hast natürlich immer das Recht auf die einzig gültige Version gepachtet, nicht wahr?«
Louise warf Juliet einen bitterbösen Blick zu. »Dann versuch du doch mal, mit drei Stunden Schlaf auszukommen, ohne dass dein Ehemann dir bei irgendwelchen Hausarbeiten hilft, weil er Computerspiele aus ›Recherchegründen‹ spielt, und du obendrein das Gefühl hast, dass jeder in dir nur die hirntote Mummy sieht. Das ist eine echte Krise. Ich weiß, dass ich mit Michael einen Fehler gemacht habe. Ich wollte einfach nicht, dass du in den gleichen Albtraum hineinschlitterst wie ich.«
»Von meiner Warte aus sah das aber ganz anders aus«, bellte Juliet zurück. »Für mich wirkte es eher, als hättest du es verdammt genossen, nebenher noch etwas laufen zu haben.«
»O Gott.« Louise schlug eine Sekunde lang die Hände vors Gesicht. Als sie die Hände wieder sinken ließ, sah sie elend aus. »Okay, für kurze Zeit war es toll. Was aber nicht heißen soll, dass ich mich deswegen nicht gleichzeitig total schlecht gefühlt habe! Es war furchtbar und …«
Draußen vor dem gegenüberliegenden Haus fuhr ein Auto vor, und beide Frauen verharrten wie erstarrt. Eine Frau stieg aus und sah neugierig zu ihnen herüber, bevor sie ihre Einkäufe auslud. Der ganze Kofferraum war voller Einkaufstüten. Sie würde noch eine ganze Weile dort zu tun haben.
»Ich will mir hier draußen keinen Schlagabtausch liefern«, zischte Juliet. »Und nein, ich halte es auch für keine gute Idee, nach drinnen zu gehen«, fuhr sie fort, als sie Louises Blick bemerkte, der zum Flur gehuscht war. Sie fragte sich, wie oft Louise wohl hier gewesen war. Öfter als sie? War sie auch im oberen Stockwerk gewesen? Juliet lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Schlimm genug, dass sie einsehen musste, »Mark« kaum zu kennen; aber jetzt auch noch zu erfahren, dass auch ihre eigene Schwester nicht wiederzuerkennen war, brachte das Fass zum Überlaufen.
Ihr fiel auf, dass sie immer noch Louises Brief in der Hand hielt.
»Könnte ich den bitte haben?«, fragte Louise.
Juliet überlegte, einfach Nein zu sagen, um Louise zu bestrafen. Ihre Wut kam und ging wie Ebbe und Flut. Schnell steckte sie den Brief in ihre Gesäßtasche und zog den Autoschlüssel aus der Jeans.
»Hier.« Sie warf Louise den Schlüssel für ihren Kastenwagen zu. Glücklicherweise war sie mit dem Auto gefahren, um alle Katzentermine wahrnehmen zu können. »Setz dich mit Minton ins Auto. Ich komme in einer Minute nach.«
Louise starrte auf den Schlüssel, während Juliet sie neugierig beobachtete. Es war seltsam, Louise einmal so außer Kontrolle zu sehen, dass sie beinahe hyperventilierte. Immerhin war sie immer diejenige gewesen, die sogar dann noch einen kühlen Kopf bewahrt hatte, wenn der Strom plötzlich ausfiel oder jemand Nasenbluten bekam.
»Okay«, erwiderte sie schließlich und ging zum Auto.
»Vielleicht musst du kurz über den Beifahrersitz bürsten«, fuhr Juliet aus alter Gewohnheit fort. »Das ist nämlich Mintons Platz. Es könnte dort ein wenig … haarig werden.«
Mike. Michael. Michael .
Juliet zwang sich, den Namen immer wieder aufs Neue zu wiederholen, als sie ihren gewohnten Ablauf im
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