Liebe kommt auf sanften Pfoten
merklich an, und sie überprüfte hektisch, ob ihre Frisur saß. Was sollte sie sagen, wenn er die Tür öffnen würde?
Ganz gleich ob diese Aktion hier richtig oder falsch war: Sie fühlte sich so kraftvoll wie schon seit Monaten nicht mehr, und das Blut in ihren Adern schien heißer zu pulsieren.
Louise bog um die letzte Ecke und stand plötzlich vor seinem Haus. In den gegenüberliegenden Häusern schien niemand da zu sein, und auch Michaels Landrover parkte nicht vor dem Haus. Louises Magen flatterte; war dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Es bedeutete nicht zwangsweise, dass er tatsächlich nicht zu Hause war.
Sie klingelte und wartete. Seine Klingel gehörte nicht zu jenen, die man bis draußen hören konnte. Drinnen waren keine Schritte zu vernehmen oder Bewegungen durch das mattierte Glas der Haustür zu erkennen.
Louise hüpfte von einem Fuß auf den anderen und klingelte ein zweites Mal. Dann klopfte sie an die Glasscheibe – nur für den Fall.
Nichts. Offenbar war niemand zu Hause.
Sie schob die Enttäuschung beiseite, die langsam in ihr emporkroch, und griff in ihre Tasche. Nachdem sie den Briefumschlag herausgeholt hatte, musterte Louise den Briefkasten an der Seite des Hauses. Obwohl es sich in dieser Gegend um Stadthäuser handelte, hatten sich die Eingangstüren als viel zu modern erwiesen, um sie mit einem solchen Anachronismus wie einem Briefkasten abzuwerten. Stattdessen besaß nun jedes Haus an der Straße einen Briefkasten im amerikanischen Stil, komplett mit einem niedlichen Fähnchen.
Du tust das Richtige, Louise! Du gehst das Problem an.
Ganz langsam ließ sie den Brief in den Kasten fallen. Die Öffnung klickte zu, und Louise drehte sich auf dem Absatz um und marschierte fort, das Herz schwerer als angenommen.
Sie kam bis zum Mülleimer an der Ecke, als sie begriff, was sie gerade getan hatte – und ihr schlecht wurde. In Wahrheit hatte sie einzig und allein Michael wiedersehen wollen. Eine Entschuldigung finden wollen, ihm zu begegnen. Wie ein Teenager, der einer Illusion hinterherjagte, hatte sie ihren nichtsnutzigen Verstand benutzt, um das Falsche zu tun, während sie gleichzeitig so getan hatte, als geschehe dies zum Wohle aller. Ihr wurde klar, dass sie eigentlich nur darauf gewartet hatte, dass Michael an die Tür kam und vor Freude strahlte, sie wiederzusehen. Was nicht geschehen war, da dies alles nur in ihrer Vorstellung passiert war.
Oh, Louise, du törichtes Ding, verfluchte sie sich selbst vor Schreck über ihren fehlenden Durchblick.
Mit zitternden Knien eilte sie zu Michaels Haus zurück. Das war immer noch dasselbe, doch im Briefkasten lag eine Bombe, die nur darauf wartete hochzugehen.
Wo war bloß ihr juristischer Sachverstand? Was, wenn jemand anders den Brief las? Anna vielleicht? Was, wenn die beiden tatsächlich wieder zusammengekommen waren? In ihrem Brief war sie zwar vorsichtig gewesen, aber sicherlich nicht vorsichtig genug; sie kannte genügend Scheidungsanwälte, die aus den wenigen Krumen, die sie verstreut hatte, ein komplettes Mahl zaubern konnten.
Unbeholfen versuchte Louise, mit den Fingern in den Briefkasten zu greifen, doch dieser war so entworfen worden, dass genau das verhindert wurde. Sie geriet in Panik und fing an zu schwitzen. Ihr war klar, wie unlogisch ihr Verhalten war, doch sie hämmerte an die Haustür, falls doch jemand zu Hause sein sollte.
Ihr Mund wurde ganz trocken. Irgendjemand kam nun tatsächlich den Flur entlang, doch die Umrisse dieser Person waren für Michael nicht groß genug. Louises gerichtserprobter Verstand ging schnell alle Möglichkeiten durch und legte sich mögliche Antworten parat – war er umgezogen? War dies seine Putzfrau? War das Anna ?
Die Haustür öffnete sich, doch auf dieses Gegenüber war Louise nicht vorbereitet.
»Juliet?«, stammelte sie.
Es war nur ein schwacher Trost, dass Juliet sie genauso überrascht anstarrte.
20
L ouise?«
Juliet hatte Louise noch nie so erschüttert erlebt. Obwohl sie ihr volles Make-up trug, schien ihr alle Farbe aus dem Gesicht gewichen zu sein, und es sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
»Was machst du hier?«, fragte Louise sie schließlich mit trockenen Lippen.
»Und was tust du hier?!«, erwiderte Juliet. Damson und Minton kamen aus dem Hauswirtschaftsraum angerannt, wo sie sie eigentlich wegen ihrer schlammverkrusteten Pfoten eingesperrt hatte. »Pass auf die beiden auf – sie haben dreckige Pfoten.«
Louise schien das nicht zu
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