Liebe kommt auf sanften Pfoten
gleich zurück, um zu Hause zu sein, wenn Peter Toby vorbeibringt.«
»Bitte?«
»Peter geht wieder aus. Mit Hugh. Er meinte, es könne spät werden, vielleicht würde er sogar bei Hugh übernachten.« Louise behielt lieber für sich, dass ihr diese Variante am liebsten war. Das war immerhin besser, als sich mit dem wütenden Schweigen auseinandersetzen zu müssen und sich gegenseitig zu ignorieren, wenn Toby nicht dabei war.
Inzwischen hatte Peter sich entschieden, wieder zu Hause einzuziehen. Dies war widerwillig und nur Toby zuliebe geschehen, doch die Atmosphäre zwischen Louise und ihm war im besten Falle eisig, im schlimmsten Fall feindlich. Es war, als würde man mit einem Mitbewohner zusammenwohnen, mit dem man sich nicht verstand.
Juliet drehte sich zu ihr um und sah sie mitfühlend an. »Wie lange geht das nun schon so, Louise?«
»Was denn?«
»Hör schon auf, du weißt genau, wovon ich rede. Mum ist nicht hier, sie kann dich also nicht hören. Wie lange geht das schon so, dass Peter und du nicht miteinander redet?«
Louise starrte stur geradeaus. Der Pelzkragen an ihrer Kapuze verhinderte glücklicherweise, dass Juliet den schmerzhaften Ausdruck in ihren Augen sah. Als sie Diane kürzlich eigentlich alles hatte erzählen wollen, hatte sie im letzten Moment den Mut verloren und gekniffen. Stattdessen hatte sie es geschafft, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass die Spannungen zwischen Peter und ihr nur auf ihren langen Arbeitszeiten und Peters Schnarchen beruhten. Juliet dagegen konnte man nicht so leicht etwas vormachen. Sie schien mittlerweile eine Antenne für Trauer zu besitzen und stellte Fragen mit einer hemmungslosen Direktheit, die Louise vor einiger Zeit im Gerichtssaal abhandengekommen war.
»Wie lange wohnt er schon wieder zu Hause?«
»Seit drei Wochen.«
»Und ihr behandelt euch immer noch wie vollkommene Fremde? Mit diesem … diesem Rotationsprinzip , was Tobys Erziehung angeht? Ich habe keine Ahnung, wie du das auf Dauer ertragen kannst. Mich würde das verrückt machen. Wäre es nicht besser gewesen, wenn er für eine gewissen Zeit tatsächlich ausgezogen wäre, damit du die Chance hast, reinen Tisch zu machen?«
»Nein! Ich will nicht, dass er auszieht.« Louise biss sich auf die Lippe. Bislang hatte sie mit niemandem über dieses Thema gesprochen. »Eigentlich wollte er sich eine dieser Neubauwohnungen in der Nähe des Krankenhauses mieten. Nur ein Einzimmerapartment, aber das wäre alles so endgültig gewesen. Ich bin ausgeflippt und habe ihm gesagt, dass er das Geld lieber auf Tobys Sparbuch packen sollte, anstatt es zum Fenster hinauszuwerfen. Ich habe keine Lust, dass die Leute sich über unsere Angelegenheiten das Maul zerreißen. Du weißt doch, wie schnell hier die Gerüchteküche brodelt.«
Sie merkte, dass Juliet sie anstarrte, und wusste sofort, was gleich kommen würde.
»Spielt es denn eine Rolle , was andere Leute sagen?«
»Ja«, antwortete Louise, »für mich schon. Peter und ich sind bekannt. Ich will nicht, dass man über uns redet.«
»Du machst dir zu viele Gedanken darüber, was andere Leute denken könnten«, entgegnete Juliet. »Sieh dir mich an. Mein Ehemann ist im Alter von nur einunddreißig Jahren auf der Straße tot zusammengebrochen. Das war auf der Titelseite, und in der nächsten Woche war alles schon wieder vergessen. Außerdem wärst du sicher überrascht, wie viel man geheim halten kann. Zum Beispiel sind Reverend Watkins und sein Weimaraner schon vor mehr als vier Monaten bei Stadträtin Barlows eingezogen.«
»Tatsächlich?«, fragte Louise verwundert.
Juliet errötete. »Ähm, wahrscheinlich hätte ich dir das gar nicht erzählen dürfen. Aber zurück zum Thema: Wie lange, meinst du, kannst du das durchhalten? Wenn ihr nicht miteinander reden könnt, solltet ihr eine Beratungsstelle aufsuchen und jemand anderen den Schiedsrichter spielen lassen«, fuhr Juliet fort. »Wenn du die Sache nicht ins Reine bringen und herausfinden kannst, was der eigentliche Auslöser für das alles war, werdet ihr auch noch die nächsten fünfzig Jahre in eurem Haus hocken und euch anschweigen.«
Louise drehte sich zu ihr um. Sie war überrascht von der Veränderung in Juliets Verhalten und der Ungeduld in ihrer Stimme. Ungeduld hinsichtlich Peter. Als sie sich im Auto vor Michaels Haus miteinander unterhalten hatten, hatte sie die Missbilligung deutlich gespürt, die ihre Schwester ausgestrahlt hatte, obwohl Juliet sie kurz in den Arm genommen hatte, um
Weitere Kostenlose Bücher