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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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sie zu trösten. Durch Juliets Abscheu hatte sie sich mehr getadelt und zurechtgewiesen gefühlt als durch ihre eigene Scham – und das hatte etwas zu bedeuten. »Meinst du wirklich?«
    »Ja.« Juliet nickte. »Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich finde schon, dass du ganz schön dumm gewesen bist, aber …« Sie befreite Coco von der Leine, da sie nun in dem Teil des Parks angelangt waren, in dem die Hunde frei laufen durften. Ein oder zwei andere Hundebesitzer hatten es ihr bereits gleichgetan, und Hector zerrte schon vor Aufregung wie verrückt am Halsband. »Mir wurde klargemacht, dass man nie weiß, was in den Ehen anderer Leute so alles passiert. Und das stimmt auch. Man weiß es einfach nicht.«
    »Ich wollte Peter nicht verletzen«, erklärte Louise. »Das wollte ich nie. Aber zwischen uns stimmte es einfach nicht mehr. Und das schon seit einer ganzen Weile.«
    »Dann sorg dafür, dass das wieder in Ordnung kommt.«
    »Wenn das so einfach wäre.« Louise seufzte und dachte an Peters Stolz und sein verletztes Schweigen. »Peter frisst alles in sich hinein. Er ist ein Einzelkind wie Ben, du weißt schon. Er hasst es, über schwierige Themen zu reden. Darum will er auch nicht zum Paartherapeuten mitkommen.«
    »Dann geh allein hin. Früher oder später wird er sich dir schon anschließen, wenn er meint, dass du ihm gegenüber dadurch beim Herumstreiten im Vorteil bist.«
    Louise musste lachen. Sie hatte ganz vergessen, wie trocken Juliets Humor manchmal war.
    »Aber mal im Ernst, Louise.« Juliets Stimme klang eindringlich und leise, als müsse sie aufpassen, dass Diane nicht jeden Augenblick zu ihnen aufschließen würde. »Lass nicht zu, dass das so weitergeht. Ich weiß, dass du ihn tief in deinem Inneren liebst. Und ich weiß auch, dass er dich anbetet. Und ihr beide betet Toby an.«
    »Sag nicht, wir …«
    »Ich weiß, ich höre mich schon an wie eine verrückte alte Witwe, aber das ist mir egal. Ich kann nicht zulassen, dass du weiter so herumzauderst wie bisher. Weißt du, was ich am meisten in meinem Leben bedauere? Dass die letzte wirkliche Unterhaltung, die Ben und ich miteinander geführt haben, ein Streit war. Und der Grund dafür war so albern und belanglos, dass ich mich nicht einmal daran erinnern kann, was es genau war. Und dabei ging es eigentlich nicht einmal darum. Die eigentliche Frage war, ob wir uns beide ein Baby wünschen – weil ich nämlich tierisch Angst davor hatte, alles hinzubekommen! Es war also nicht einmal ein echter Streit. Vielmehr war es reine Zeitverschwendung.«
    »Ich wünschte, du hättest mir davon erzählt!« Louise blieb stehen und packte ihre Schwester am Arm. »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Weil ich mir zu viele Gedanken gemacht habe, was andere Leute darüber denken könnten!« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Und weißt du was? Es war vollkommen egal!« Juliet sah elendig aus, doch sie weinte nicht. »Ich habe mich so lange schuldig gefühlt, weil ich dachte, dass du mich dafür verurteilen würdest, weil ich doch am Abend vor seinem Tod über ihn geklagt hatte.«
    »Das habe ich nie getan!«, protestierte Louise. »Ich war viel zu beschäftigt mit meiner Angst, dir vielleicht zu viel über Michael erzählt zu haben. Ich habe nicht eine Sekunde daran gezweifelt, wie sehr du Ben geliebt hast. Das hat niemand getan.«
    Minton und Hector zogen und zerrten an ihrer Leine, in dem Versuch, Coco zu folgen. Diese lief ziellos zwischen dem herabgefallenen Laub umher; wenn sie eine Fährte aufgenommen hatte, zuckte ihre Schnauze. Juliet ging in die Hocke, um Hector und Minton abzuleinen, und beide waren trotz ihrer kurzen Beine im Nu verschwunden. Den Hund aus der Auffangstation befreite Juliet jedoch nicht von der Leine, sondern ließ ihn an ihrer Hand schnuppern, kraulte ihm den Kopf und gab ihm ein Leckerli für seine Geduld.
    Als sich Juliet wieder erhob, strich sie ihren Pony beiseite, damit Louise ihr in die Augen sehen konnte. Die kalte Luft hatte ihre Wangen rot gefärbt, und die braunen Augen leuchteten in ihrem blassen Gesicht. Louise fiel auf, dass Juliet sich zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit geschminkt und einen hübschen grünen Lidschatten aufgetragen hatte. Die alte Juliet schien hinter der traurigen Hülle der neuen Juliet hervorzublitzen.
    »Was machst du, wenn Peter heute Abend nicht nach Hause kommt? Was, wenn er überfahren wird oder sich im Streichelzoo an etwas verschluckt und erstickt? Woran würdest du dich primär erinnern –

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