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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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werden uns also überraschen lassen, nicht wahr?«, rief Vanda unbekümmert in völliger Unkenntnis des neuerlichen kollektiven Keuchens, das ihre Aussage hinter Juliets Rücken auslöste. »Schließlich müssen wir uns nicht allzu dicht auf der Pelle hocken, nachdem nun endlich die Großelternwohnung im Garten fertig geworden ist.«
    Juliet hörte zwar, wie Louise ungläubig »Großelternwohnung« stammelte, doch sie wollte sich nicht umdrehen, um ihren Gesichtsausdruck zu sehen.
    »Lass uns mit den Hunden Gassi gehen, sobald sie aufgelegt haben«, murmelte Eric, und Juliet lächelte starr und nickte.
    Longhamptons Straßen waren grau vor dreckigem Schneematsch, den die Familienwanderungen zu Oma am Weihnachtsmorgen aus dem frischen Schnee produziert hatten. Doch der Gemeindepark war weitestgehend noch unberührt. Als Eric für Juliet, Minton, Coco und Hector die Pforte aufstieß, lag der Park wie ein märchenhafter Winterwald vor ihnen.
    Auf den Hecken und Blumenrabatten lag eine dicke Schneedecke, die wie bauschige Kissen aussah. Der Konzertpavillon, der sich in der Mitte des Parks wie eine gigantische Spieldose erhob, die sich jederzeit öffnen könnte und auf der dann Ballerinas tanzen würden, war festlich geschmückt; die schmiedeeisernen und mit Frost überzogenen Kreuzblumen glitzerten im Sonnenlicht. Ein paar äußerst mutige Rotkehlchen hüpften auf den nackten und vom vielen Schnee schweren Zweigen herum. Die Sonne ließ dieses magische Szenario funkeln und glitzern. Jetzt fehlte nur noch ein riesengroßer Santa Claus, der seinen Schlitten auf der weitläufigen Rasenfläche abstellte, dachte Juliet.
    Sie hielt einen Moment inne, um diese Postkartenidylle in ihr Gedächtnis zu brennen und sie bei den anderen, älteren Erinnerungen abzulegen, die sie von Longhampton gespeichert hatte. Ein Foto ließe sich von diesem Erlebnis gar nicht machen, dachte sie, da man weder den Geruch der eisigen Luft noch die Stille oder die intensiv weiße Farbe des Schnees auf einem Bild einfangen konnte. Aber jedes Mal, wenn ich von nun an den Konzertpavillon sehe, werde ich mich an diesen Anblick erinnern. Weil ich hier war, genau in dieser Sekunde.
    »Sieh dir das bloß einmal an«, staunte Eric überrascht. »Wer hätte gedacht, dass diese heruntergekommene Stadt so atemberaubend schön sein könnte?«
    Juliet lächelte. Ihr Dad behauptete immer, Longhampton sei heruntergekommen, weil er hier schon seit seiner Jugend lebte, seine Familie hier gegründet und den bescheidenen Charme der Stadt niemals hinter sich gelassen hatte.
    »Seit beinahe einem halben Jahr komme ich Tag für Tag hierher, aber bisher habe ich den Park noch nie so atemberaubend schön gesehen«, erklärte Juliet und hielt kurz inne: »Ben würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn er mich so reden hören würde. ›Sieh doch bloß mal – keine Pflanzen! Keine Bäume!‹«
    »Er fände es aber toll, dass du jeden Tag herkommst«, widersprach Eric ihr. Juliet mochte es, wie ihr Vater immer den Kern einer Sache traf, ohne jedoch diese gedämpfte Gefühlsduselei zu bemühen, die sich oftmals in die Beobachtungen ihrer Mutter mischte, wenn sie über Ben sprach. Manchmal fühlte sich Juliet in diesem Park Ben näher als in ihrem eigenen Haus.
    »Sollen wir weiter …?«, fragte sie zögerlich, weil sie die zauberhafte Stimmung nicht zerstören wollte. Sie fühlte sich sofort besser, als sie wieder losgingen.
    Aus alter Gewohnheit schlugen Minton und sie den Weg im Uhrzeigersinn ein und folgten ihm bis zum Fuß des Hügels, wo sich für gewöhnlich der Kaffeestand befand. Ein paar Tapfere waren bereits vor ihnen hier unterwegs gewesen. Juliet fielen die verschieden großen Abdrücke von Schneestiefeln und unterschiedlichen Hundepfoten auf.
    »Wie lange überlegt ihr schon, diese Reise zu machen?«, fragte Juliet ihren Vater. »Du und Mum, warum habt ihr uns nicht früher davon erzählt? Warum erst jetzt, so wenige Tage vor eurer Abreise?«
    »Weil wir uns noch nicht endgültig entschieden hatten. Wir wollten erst abwarten, wie es dir an Weihnachten geht.« Er ließ die Schultern hängen; emotionale Gespräche waren nicht sein Ding. »In den Ratgebern steht, dass manche Witwen um diese Zeit herum schlimme Rückfälle erleben, und wir wollten einfach nicht wegfliegen, wenn es dir schlecht geht. Und die ganze Sache mit Louise …«
    Juliet warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Welche Sache?«
    »Ach, ich weiß alles darüber. Ich bin doch nicht dumm. Oder taub.

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