Liebe kommt auf sanften Pfoten
Wir wollten auch nicht fort, wenn sie und Peter nicht mehr miteinander reden.«
»Aber das scheint sich mittlerweile geklärt zu haben.«
»Stimmt. Gott sei Dank.« Eric sah besorgt zu ihr hinüber. »Und du? Bist du …?«
»Ja. Mir geht es gut«, erwiderte Juliet. »Aber wie lange habt ihr das denn schon geplant? Man kann doch nicht von heute auf morgen zu einem sechsmonatigen Aufenthalt nach Australien aufbrechen?«
»Wir haben schon seit Längerem darüber nachgedacht.« Eric wirkte ein wenig beschämt. »Als Ian zur Beerdigung gekommen ist, sprach er davon, wie sehr er und Vanda sich freuen würden, wenn wir sie besuchen kämen und ein wenig Zeit mit den Mädchen verbringen könnten. Wir werden ja auch nicht jünger, und er wollte nicht, dass sie die Chance verpassen, uns kennenzulernen. Und wir wollen sie natürlich auch kennenlernen. Und« – seine Augen funkelten –, »versteh mich nicht falsch, aber für deine Mutter wäre es auch mal ganz schön, in Urlaub zu fahren. Sie braucht eine Pause bei all dem, womit sie in diesem Jahr klarkommen musste.«
»Ihr wollt also eure zweiten Flitterwochen machen?«
»Na ja, wir holen wohl eher die Flitterwochen nach. Damals haben wir nur ein paar Nächte im New Forest in Südengland verbracht.« Eric seufzte sehnsüchtig und bot ihr ein paar Toffees an, die er aus seiner Jackentasche hervorgekramt hatte. »Hier, probier mal, das sind exzellente, handgemachte Toffees. Die sind richtig teuer gewesen.«
»Danke schön«, antwortete Juliet. »Das ist nichts für dich, Coco«, fuhr sie allerdings streng fort, als Coco beim Rascheln der Tüte interessiert aufblickte. »Das ist nämlich der Grund, warum man dir die Zähne abkratzen musste. Dad! «
Eric stopfte den Beutel so in seine Tasche, dass er gut hineingreifen konnte, und fuhr fort: »Um ehrlich zu sein, Liebes, wollte deine Mutter schon seit Bethans Geburt zu Ian fliegen«, erklärte er. »Aber dann ist Ben gestorben, und du brauchtest Mum. Und als du dich wieder halbwegs erholt hattest, ist Louise wieder arbeiten gegangen, sodass Toby Mum brauchte.«
»Du machst mir ein schlechtes Gewissen«, erwiderte Juliet. »Als hätten wir euch davon abgehalten, das zu tun, was ihr eigentlich geplant hattet.«
»Jetzt sei nicht albern. Dafür sind Eltern doch da, um sich um ihre Kinder zu kümmern.«
Er tippte sich an die Hutkrempe, und Juliet lächelte, als sie an Natalie vorbeigingen, der Besitzerin des Wild Dog Café , und ihrem Basset Bertie, die genau in die entgegengesetzte Richtung liefen. Natalie ging Arm in Arm mit einem großen, gut aussehenden Mann – ihrem Ehemann, wie Juliet vermutete. Das war eine Information, die es im neuen Jahr herauszufinden galt.
»Jedenfalls«, fuhr ihr Vater fort, »haben wir seitdem ein wenig gespart und können uns davon einen anständigen Urlaub leisten. Unter uns gesagt: Ich wollte Australien immer schon einmal kennenlernen. Wir werden auch nicht die gesamte Zeit bei Ian verbringen. Jedenfalls ich nicht. Wir werden uns ein Wohnmobil kaufen und dann das Land erkunden.«
» Das war also der Grund, warum du dich für das kommende Jahr nicht für einen Sprachkurs angemeldet hast.«
»Erwischt.« Er seufzte. »Dir entgeht aber auch gar nichts.«
Allmählich fügten sich alle Puzzleteilchen zu einem großen Ganzen zusammen, dachte Juliet. »Und auch der Grund, warum Mum eine neue Frisur hat, eine neue Brille trägt und generell den Eindruck macht, als habe für sie ein neuer Lebensabschnitt begonnen – obwohl sie unter der Woche immer auf Toby aufpassen musste.«
»Was hattest du denn gedacht?«
Juliet öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder. Ihr Vater musste ja nicht unbedingt erfahren, was sie vermutet hatte – vor allem da es nunmehr keinen Grund zur Sorge gab.
»Es ist schön, ein Projekt vor Augen zu haben«, ergriff Eric wieder das Wort. »Wir haben dadurch ein Thema bekommen, über das wir sprechen können. Und das wir immer planen können.« Er sah zu seiner Tochter hinüber. Seine Nase ragte, rot vor Kälte, unter dem Tweedhut hervor. Juliet versuchte, sich diese Nase am Bondi Beach vorzustellen, geschützt durch Zinksalbe, und gab auf. »Weißt du, wir verbringen eben nicht nur unsere Zeit damit, mit dem Hund Gassi zu gehen und Fernsehen zu schauen. Wir haben auch noch ein Leben.«
» Ich gehe mit eurem Hund Gassi, ja?«, protestierte Juliet. Sie hakte sich bei ihm ein, um ihm zu zeigen, dass ihr dies nichts ausmachte. »Und ich nehme mal an, dass Coco
Weitere Kostenlose Bücher