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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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alten Jahres dastand, verspürte sie eine prickelnde Sehnsucht, es endlich hinter sich zu bringen. Neues Jahr, Neubeginn. Mit der Wand mit dem Riss konnte sie nicht viel anstellen, aber sie konnte schon einmal damit anfangen, die Vorhänge abzunehmen und die Oberflächen so weit vorzubereiten, sodass man mit der Arbeit loslegen konnte. Wenn sie es schaffte, die Hälfte davon zu erledigen, würde sie die Zeit deutlich reduzieren können, die Lorcan und sie hier drinnen würden verbringen müssen.
    Lorcan hatte ihr eingebläut, wie wichtig die vorbereitenden Arbeiten für eine hochwertige Renovierung waren. Methodisch arbeitete sie seine Liste ab. Vorsichtig nahm sie die Bilder von der Wand, putzte das Zimmer und deckte die Schlafzimmermöbel mit Staubschutztüchern ab. Währenddessen ging draußen die Sonne unter, und das Radioprogramm wechselte von der Nachmittagssendung über die Verkehrsmeldungen zur Partyvorbereitung.
    Es tat gut, sich körperlich zu betätigen und wie Minton müde zu werden, der im Park hinter seinem Ball herjagte. Juliet wollte heute Abend zu Bett gehen, tief und fest schlafen und dann im neuen Jahr wieder aufwachen, um so mit ihren Träumen dem mitternächtlichen Kummer und den Schmerzen aus dem Weg zu gehen. Jedes Mal wenn ihre Gedanken zu ihren Eltern wanderten, wie sie, den Kopf an die Schulter des anderen gelehnt, in der Premium Economy Class ein Nickerchen hielten, oder wenn Juliet an die neu verliebten Louise und Peter denken musste, wie sie sich auf ein Abendessen zu zweit vorbereiteten, schrubbte Juliet fester und konzentrierte sich darauf, alle Spinnweben in ihrem Schlafzimmer zu beseitigen.
    Nach einer Weile fingen ihre Arme an, angenehm zu schmerzen. Das Schlafzimmer war nicht wirklich groß, doch es wurde von einem hübschen Fenster dominiert, von dem aus man einen wunderbaren Blick in den Garten hatte. Heute schien das Tageslicht länger auszuharren und in einem gespenstischen Glanz von der intakten Schneedecke draußen reflektiert zu werden.
    Erst als es allmählich dunkel wurde, genehmigte sich Juliet eine Pause. Sie fand, sich diese redlich verdient zu haben.
    Die Dinge, die sie jeden Tag brauchte, waren mittlerweile in dem frisch renovierten Gästezimmer verstaut; all das, was sie nicht regelmäßig brauchte, war im Kleiderschrank untergebracht worden. Das Zimmer war nun sauber – eine unbeschriebene, leere Leinwand für das neue Jahr.
    Sehr gut, lobte sie sich und lief hinunter, um sich eine Kanne Tee zu kochen.
    Juliet war in einen Hercule-Poirot-Krimi vertieft und hatte gerade einen zweiten Brownie zur Hälfte verdrückt, als sie plötzlich merkte, dass Minton nicht auf seinem gewohnten Platz auf dem Sofa lag.
    Ohne ihn gemütlich fernzusehen, funktionierte einfach nicht. Deshalb stellte sie den Teller auf den Tisch – außerhalb von Cocos Reichweite – und stand auf. »Minton? Minton!«
    Nach einer kurzen Pause hörte sie, wie im Obergeschoss Krallen schuldbewusst über den Holzfußboden kratzten. Juliet kannte dieses Geräusch nur allzu gut. Minton hatte offensichtlich heimlich etwas stibitzt.
    »Minton, was hast du angestellt?«, rief sie und war bereit, ihm zu vergeben, ganz gleich was er hatte mitgehen lassen. Immerhin war heute Silvester.
    »Jedenfalls, solange es nichts Giftiges ist«, fügte sie hinzu und eilte die Treppe hinauf. »Ich werde heute Abend keinesfalls mit dir zum Tierarzt fahren. Ich kann es mir nämlich gar nicht leisten, dass du so krank wirst. Wo bist du denn?«
    Sie hörte Geräusche in ihrem Schlafzimmer und stieß die Tür auf. Als sie jedoch sah, was aus Mintons Maul hing, war ihre gute Laune wie weggeblasen.
    »Was hast du bloß getan?« Fassungslos starrte Juliet auf die Stoffreste, die aus Mintons Schnauze hingen.
    Es war Bens grünes Polo-Shirt. Sein Lieblingsshirt, das sie in ihrem Kleiderschrank versteckt hatte und das so wertvoll war, dass sie es nicht einmal für ihre Trauerstunde hervorgeholt hatte. Weil sie sich aus masochistischen Gründen nie wieder daran gewöhnen wollte. Das grüne Polo-Shirt war das Einzige, was in ihrer Vorstellung noch, wenn auch sehr schwach, nach Ben roch. Er hatte es am Tag vor seinem Tod getragen und es dann in den Wäschekorb geworfen – zu spät allerdings für Juliets wöchentlichen Waschtag. Wochenlang war sie mit diesem Polo-Shirt ins Bett gegangen, hatte den vertrauten Duft eingeatmet und in den vom vielen Waschen schon ganz weichen Stoff geweint. Dies war das letzte Kleidungsstück, dem noch Spuren

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