Liebe kommt auf sanften Pfoten
einfach vorbei.«
»Danke, Liebes. Dienstags, mittwochs und jeden zweiten Donnerstag. Und jetzt«, fuhr sie fort, nachdem die Sache erledigt war, »könnte ich mich eigentlich mit einem KitKat verwöhnen …«
Als sie in die Keksdose griff, um sich einen Schokoriegel zu angeln, klirrte etwas gegen das Küchenfenster, woraufhin ein lautes Kreischen folgte. Es hatte irgendwas mit Spikes Inhalator zu tun.
2
I n der Nacht zuvor hatte Louise eine Liste mit all den Dingen erstellt, die sie noch erledigen musste, bevor sie ihren ersten Arbeitstag nach der Babypause antrat. Doch leider hatte auch das ihre Nerven nicht beruhigen können. Wenn überhaupt, so hatte die Liste allein eine Panik in ihr ausgelöst, dass sie etwas wirklich Wichtiges vergessen haben könnte und dies erst bemerken würde, wenn sie sich schon längst im Büro befand.
Achtzehn Monate lang war sie wegen Toby im Erziehungsurlaub gewesen. Ihr selbst kam die Zeit deutlich länger vor. Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch und fühlte sich, als würde sie noch einmal als Referendarin anfangen. Was schlecht war, da von ihr die Sicherheit erwartet wurde zu wissen, was sie tat.
Sie kippte einen Schluck lauwarmen Kaffee hinunter und blinzelte angesichts der langen Liste von Aufgaben, die sie stichpunktartig der Wichtigkeit nach untereinander aufgelistet hatte:
– Tobys Tasche für den Tag packen .
Das erledigte sie gerade.
– Tobys Mittagessen auftauen und in Kühltasche packen .
– Peter daran erinnern, die Einzugsermächtigung für den Hort zu prüfen .
Selbst mit einer Teilzeitstelle überzogen sie damit ihr Konto. Peter hatte seine Mitgliedschaft im Fitnessstudio behalten, doch ihre war mittlerweile gekündigt. Gott sei Dank gab es ihre Mutter.
– Überprüfen, ob Juliet wach und aufgestanden ist .
Sie verzog das Gesicht, nahm dann den Hörer in die Hand und drückte die Schnellwahltaste, unter der ihre Schwester abgespeichert war. Man konnte nie genau wissen, in welcher Laune man Juliet gerade erwischte. Ein wenig benebelt und elendig war noch die beste Möglichkeit. Offen aggressiv und/oder heulend war das Schlimmste. Louise konnte es nicht ertragen, sie am anderen Ende der Leitung weinen zu hören, aber anders als ihre Mutter war sie nicht gut darin, jemanden zu trösten, sodass ihr recht schnell schon die hilfreichen, praktischen Argumente ausgingen, die man in einer solchen Situation anbrachte. Es war noch nie leicht gewesen, Juliet zu helfen.
Es klingelte ein paarmal, bis Juliet endlich mit einem verschlafenen Gähnen ans Telefon ging.
Louise warf einen Blick auf die Uhr. Zehn vor acht. Im Hinblick auf ihren Zeitplan versprach dies nichts Gutes.
»Guten Morgen«, rief sie fröhlich, während sie mit den Fingernägeln auf die Küchenarbeitsplatte aus Marmor trommelte. Hellrosafarbener, schnell trocknender Nagellack. Den hatte sie gestern Abend noch aufgetragen, um sich selbst Mut zu machen. »Und? Schon wach und auf den Beinen?«
»Ja«, erwiderte Juliet.
»Bereit, zu Mum zu fahren und Coco abzuholen?«
»Du brauchst mich nicht daran zu erinnern. Ich kenne die Anordnungen.« Juliets Stimme klang am Telefon wie die eines aufmüpfigen Teenagers. Verärgert und aufgebracht – und bereit, es auf die Spitze zu treiben. »Erinnere mich noch mal kurz, warum wir uns alle bei Mum treffen? Du wohnst doch deutlich näher!«
»Mum hat keinen ordentlichen Kindersitz für Toby im Auto.«
»Wie bitte? Täusche ich mich, oder hat sie einen Kindersitz auf der Rückbank stehen?«
Louise nahm Toby den Löffel aus seinen kleinen dicken Fingern und wischte ihm das Gesicht ab. Er sah verärgert aus, genauso, wie Juliet klang. Louise verzog das Gesicht. Er wusste , dass sie ihn bei ihrer Mutter absetzen würde. Er hatte Peters Augen geerbt: glänzend und vertrauensvoll.
»Das ist nicht der richtige. Jetzt sag ihr das aber bitte nicht – sie hat sich immerhin beim Kauf viel Mühe gegeben. Ich werde versuchen, ihn umzutauschen.«
Juliet schnaubte. »Wie konnte sie denn den falschen Kindersitz besorgen? Ich dachte, du hättest dafür extra eine Liste aufgestellt? Aber es gab ja auch nur ein ordentliches Baby-Tragetuch. Und eine Babyschaukel, die gekauft werden durfte. Nicht wahr?«
Ebenso, wie sie über die Unterstellungen der Verteidigung hinwegging, ignorierte Louise den Tonfall ihrer Schwester und konzentrierte sich auf die Fakten.
»Ich kümmere mich ja darum. Aber in der Zwischenzeit ist es eben einfacher, wenn ich Toby zu Mum bringe und du
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