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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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aber sie verbirgt weiter das Gesicht. Sie schämt sich bestimmt.
    »Es ist gut, Mum. Dir kann nichts mehr passieren. Du bist hier sicher«, sage ich leise.
    »Ich nehme sie mit zu mir«, bemerkt der Mann. »Ich dachte, ich sage Ihnen vorher Bescheid.«
    Für wen hält er sich?
    »Nein. Ich kümmere mich jetzt um sie«, entgegne ich kühl. »Ich bringe sie nach Hause.«
    Er senkt den Blick, als hätte ihn meine Antwort enttäuscht oder mein Ton gekränkt. Was erwartet er? Ich werde diesem Mann, der das Grab meines Vaters asphaltieren wollte, wohl kaum meine Mutter anvertrauen.

63
    »Hallo, Mildred, meine Liebe. Wie geht es dir? Hast du uns vermisst?«, flüstere ich, als wir über die Türschwelle ins Haus gehen.
    Meine Mutter ist immer noch schwach und distanziert, wie die alte Mum in den dunklen Jahren und nicht wie die, mit der ich seit Kurzem mehr Zeit verbringe. Es bricht einem das Herz. Sie geht schweigend durch die Diele, und ich folge ihr.
    »Warum gehst du nicht hoch und nimmst ein Bad?«, schlage ich vor.
    Sie sieht mich mit einem mitleiderregenden Blick an, und ich weiß nicht, was ihre großen, eindringlichen Augen von mir erwarten.
    »Das wird schon wieder«, sage ich tröstend. »Wenn du das nächste Mal irgendwohin gehen möchtest, begleite ich dich, und falls es wieder schwer für dich wird, kannst du dich an mir festhalten. Aber trotzdem gut, dass du es versucht hast, nicht wahr? Und gut, dass der fiese Grabschänder dich gefunden hat.«
    Sie nickt.
    »Obwohl er ein Ungeheuer ist.«
    Plötzlich zuckt sie zusammen. Ich lege eine Hand auf ihre Schulter und spüre, dass sie schon wieder zittert.
    »Mum, was hast du?«
    »Ich habe was gehört.«
    »Das waren bloß Schritte draußen im Kies. Bestimmt jemand, der Reklamezettel verteilt.«
    »Komm mit rauf«, zischt sie mir zu und flitzt die Treppe hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    »Mum, nein, was ist …«
    Ich höre ein lautes, kräftiges Klopfen an der Tür. Meine Mutter geht auf der Treppe in Deckung.
    »Geh nicht an die Tür, Grace!«
    »Mum?«
    Ich habe sie seit Jahren nicht mehr in so einem schlimmen Zustand gesehen. Sie macht sich vor Angst fast in die Hose, nur weil es an der Tür geklopft hat.
    »Grace, komm jetzt rauf«, faucht sie und winkt mir, ihr nach oben zu folgen.
    Wieder klopft es, dieses Mal lauter.
    »Jesus«, sage ich. »Das ist ein viktorianischer Türklopfer. Ein bisschen mehr Respekt!«
    Ich gehe an die Tür, und gerade als ich öffnen will, gibt es eine Explosion. Na ja, eigentlich ist es keine Explosion, aber es klingt wie eine. Ich schirme das Gesicht ab, als mir Glassplitter entgegenfliegen, und höre einen dumpfen Aufschlag. Jemand hat etwas durch die Scheibe ins Haus geworfen. Es ist ein Ziegelstein. Auf dem Boden in der Diele liegt ein Ziegelstein. Er hat die Buntglasscheibe in der Tür zertrümmert. Er hätte mich treffen können. Das ist aber noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste, das Beklemmendste daran ist, dass draußen einer herumbrüllt. Durch das Loch in der Scheibe kann ich den Mann nicht sehen, aber ich kann ihn hören.
    »Rosemary, Sie können uns nicht länger ignorieren. Machen Sie auf, oder wir werfen alle Fenster ein. Wenn Sie uns nicht geben, wofür wir hier sind, dann holen wir es uns – Sie kennen ja die Abmachung.«
    Meine Mutter sieht aus, als hätte sie gerade eine Panikattacke. Laute, unregelmäßige Atemzüge lassen ihren Körper beben. Ich gehe zur Tür.
    »Hallo? Was gibt es?«, rufe ich, während ich die Tür langsam öffne.
    Mitten in der Einfahrt steht ein Hüne und hält einen Ziegelstein in der erhobenen Hand, als wäre er im Begriff, die nächste Scheibe zu zertrümmern.
    »Was …?« Mein Herz hämmert so laut, dass ich es hören kann. »Was ist hier los? Ich bin Rosemarys Tochter«, sage ich, während ich verzweifelt versuche, selbstsicherer zu klingen, als ich mich fühle.
    Der Steinewerfer lässt den Ziegelstein auf den Boden fallen. Er starrt mich drohend an, als ein zweiter Mann hinter dem Haus hervorkommt. Auch er ist riesig. Zwei schwere Jungs würde man das nennen. Sie sehen aus wie zwei vorbestrafte Schläger, die jetzt als Türsteher oder Geldeintreiber arbeiten. Geldeintreiber! Natürlich. Das hier hat mit Mums Schulden zu tun. O Gott, sie hat sich doch nicht etwa von irgendwelchen Kredithaien Geld geliehen, oder doch?
    »Steht meine Mutter in Ihrer Schuld?«
    Der Steinewerfer lacht.
    »Ja, mit vier Riesen. Sie hätte das Geld am Dienstag zurückzahlen sollen. Sie

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