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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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unbehaglich zu fühlen. Ich halte nach Danny Ausschau, damit er mir zu Hilfe kommt, aber er unterhält sich gerade mit seiner Mutter. Worum auch immer es geht, es scheint etwas Ernstes zu sein.
    »Pam«, sage ich und gehe zu ihr hinüber. Sie und Danny heben ruckartig den Kopf, fast schuldbewusst, und ich habe flüchtig den Eindruck, dass sie über mich geredet haben. »Pam, meine Liebe, ich singe nicht mehr. Ehrlich, ich bin seit hundert Jahren aus der Übung. Ich will keinen großen Aufstand machen, aber ich kann heute Abend nicht singen.«
    »Och, nur ein paar Songs«, bettelt Pam.
    Ich werde sauer. Nicht so sehr auf Pam als vielmehr auf Danny. Er weiß, dass ich nicht mehr vor Publikum gesungen habe, seit ich vor all den Jahren ausgeflippt bin. Warum steht er mir nicht zur Seite? Warum hat er mich in diese Situation gebracht? Ich funkle ihn böse an.
    »Ach, komm schon, Grace. Sing einfach Son of a preacher man . Dads Vater war Pfarrer. Mach schon. Alle werden begeistert sein«, insistiert Danny.
    »O ja, Son of a preacher man! «, ruft Pam laut und klatscht in die Hände.
    »Ja, nur das, Grace.«
    »Alle werden begeistert sein!«
    »Na los, Grace.«
    »Dan! Nein! Herrgott noch mal!«, antworte ich, dann stapfe ich nach draußen und schaue zu den Sternen hoch. In Wales regnet es immer, aber heute Abend glücklicherweise nicht.
    »So ein mieser Geburtstag«, sage ich traurig.
    »Siehst du, du hast immer noch diese Stimme.«
    Es ist wieder Mr. Dezi-Bell.
    »Wissen Sie, wo ich hier die nächste Apotheke finde?«, sage ich, eher im Befehlston als fragend.
    »Oh«, sagt er, scheinbar erstaunt. »Es gibt einen Boots in Caernafon.«
    »Wie weit ist das?«
    »Knapp dreißig Kilometer.«
    »Hat der noch auf?«
    »Nein.« Er lacht bei der Vorstellung, dann nimmt er einen Schluck von einem Getränk, das Whisky zu sein scheint, dem Glas nach zu urteilen, das er in der Hand hält.
    »Verdammt!«, fluche ich, nehme ihm das Glas aus der Hand und trinke selbst einen Schluck. Oh, das brennt. Es ist Whisky.
    »Aber morgen müsste er wieder aufhaben. Allerdings ist die Straße sehr schlecht, man kommt nur langsam voran«, fügt er hinzu.
    Damit ist wohl meine einzige Möglichkeit, in der Woche auszuschlafen, futsch. Aber wenn ich morgen gleich nach dem Aufstehen losfahre, sind nur circa vierundzwanzig Stunden vergangen seit dem Unfall, also dürfte es noch im grünen Bereich sein.
    Das ist wirklich ein mieser Geburtstag.

13
    Normalerweise gehe ich Streit grundsätzlich aus dem Weg. Die Leute denken wegen meines Temperaments oft, dass ich nichts gegen einen guten Schlagabtausch habe, aber das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.
    Mum und Dad haben sich auch nie gestritten. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Sie haben oft leidenschaftlich über Choreografien oder die Vorteile von Süßstoff gegenüber Zucker diskutiert, aber ich habe nie erlebt, dass sie laut wurden – bis auf jenen Abend vor Dads Tod. Es war schon spät, als ich sie hörte. Wir hatten uns bereits Gute Nacht gesagt und waren ins Bett gegangen. Ich lag wach und dachte nach, während sie sich unterhielten. Ich konnte hören, wie sie miteinander murmelten. Es war alles so wie jede Nacht, bis ich plötzlich Mums Stimme hörte, laut und energisch, die » NEIN !« sagte. Dann hörte man drüben Bewegungsgeräusche und mehr Worte von Mum, die zornig ausgestoßen wurden. Ich konnte nicht alles verstehen, aber ich erfasste das Wesentliche. Sie wiederholte sich oft. »Was ist mit mir?«, schrie sie immer wieder. Und: »Es wird sich alles um euch zwei drehen. Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle? Ich werde bald vergessen sein.«
    Mum hatte offensichtlich Angst, dass sie durch diese jüngere Tanzpartnerin in der Tanzshow ersetzt werden sollte. Wendy denkt, weil ich den Streit mitbekommen habe und Dad kurz danach starb, ertrage ich keine Auseinandersetzungen. Ich verbinde sie unwillkürlich mit schlimmen Ereignissen. Vielleicht hat sie ja Recht, denn ich reagiere tatsächlich sehr empfindlich auf erhobene Stimmen, und ich hasse jede Form von Streit. Normalerweise tue ich alles, um ihn zu vermeiden, aber heute habe ich einen sehr anstrengenden Vormittag und stehe gefährlich dicht davor, mich zu streiten.
    Dabei fing der Tag ganz gut an. Ich schaffte es, schon um acht meine verklebten Augen aufzubekommen, was eine unglaubliche Leistung war, da ich bis um drei Uhr morgens mit Dannys Mum den Abwasch gemacht hatte. Nicht gerade meine beste Stunde, wie ich

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