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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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bewusst, dass sie vielleicht keinen Sex aus Spaß hat, und außerdem hatte der Zwei-Minuten-Quickie gestern tatsächlich keinen besonders hohen Spaßfaktor.
    »Tut mir leid.«
    »Wenn Sie mich nun entschuldigen. Ich muss wieder an die Arbeit.«
    »Das ist doch sch…«
    Ich bremse mich gerade noch rechtzeitig. Ich war im Begriff, einen unflätigen Ausdruck zu verwenden, was mir auch nicht weiterhelfen würde. Sammeln und konzentrieren, Gracie.
    »Okay. Gut. Schön«, sage ich mit giftiger Höflichkeit. »Aber falls ich tatsächlich schwanger bin, bringe ich Ihnen in ein paar Monaten das Baby vorbei. Dann können Sie ja darauf aufpassen.«
    Und mit diesen Worten verlasse ich die Apotheke.

14
    Immer wenn ich einen schlechten Tag habe, bin ich mit meiner Mutter verabredet. Das ist eins der sinnlosen Gesetze, denen mein Leben gewissenhaft folgt. Heute ist so ein typisches Beispiel. Nicht nur, dass mir mein Verhütungsmittel verweigert wurde und ich stundenlang eine Straße entlangkriechen musste, auf der über eine Länge von hundert Kilometern eine Spur aus keinem anderen ersichtlichen Grund gesperrt war als dem, Hunderte orangefarbene Absperrhütchen zu lüften, muss ich nun auch noch das Sonntagsessen bei meiner Mutter durchstehen. Der Braten ist nicht das Problem. Meine Mutter kann ziemlich gut kochen. Sie investiert immer eine Ewigkeit in die Essensvorbereitungen, wenn Danny und ich zu ihr kommen – sie macht das ganze Programm inklusive Yorkshire-Pudding und fünf Gemüsebeilagen. Das tut sie in erster Linie, weil sie Danny abgöttisch liebt. Das Festmenü ist nur für ihn. Sie zwingt ihm Riesenportionen auf, als wäre er eine Suffragette im Hungerstreik, während sie selbst fast gar nichts isst, vor lauter Angst, sie könnte auch nur ein halbes Pfund zunehmen. Zudem versucht sie während der ganzen Zeit am Tisch, mich vom Essen abzuhalten. Ich ignoriere sie immer, aber es ist wirklich schwer, sein Essen zu genießen, wenn man dabei ständig beobachtet und in vorwurfsvollem Ton mit Kommentaren kritisiert wird wie »Sind das fünf Röstkartoffeln auf deinem Teller?« und »Meerrettich hat jede Menge versteckte Kalorien, weißt du das eigentlich?« und »Du willst doch sicher keinen Nachschlag, oder?«
    »O Danny, müssen wir wirklich?«, sage ich in Mums Einfahrt, als ich die Zündung ausschalte.
    »Ja. Komm schon. Ich hab Kohldampf, und wir sind spät dran«, erwidert er und streckt die Beine durch.
    Ich schnalle mich nicht einmal ab. Ich lasse mich einfach nach vorn fallen und lege den Kopf auf das Lenkrad.
    »Ich will nach Hause in mein Bett«, jammere ich.
    »Kannst du ja bald.«
    »Augenblick, wo habe ich eigentlich die Briefe?«, sage ich.
    Ich löse meinen Gurt und greife hinüber zum Handschuhfach. Ich klappe es auf und hole die schrecklichen Briefe heraus, die ich am Tag zuvor in Dads Arbeitszimmer gefunden habe. Dann lege ich sie in meinen Schoß und gähne.
    »Hübsche Mandeln«, sagt Danny, sein Standardspruch, wenn ich gähne.
    »Hübscher Penis«, entgegne ich, meine Standardantwort. Ich werde nie eine Dame sein.
    »Was hast du da?«
    »Einen Braten in der Röhre«, sage ich mit schlechtem amerikanischem Akzent.
    »Mach mir keine Angst, Babe.«
    »Oh! Oh! Es hat mich getreten!«, witzle ich.
    »Lass das.«
    Ich will kein Baby, aber Danny braucht bei der Vorstellung, dass ich von ihm ein Kind bekomme, gar nicht so entsetzt zu gucken.
    »Schon gut. Ich werde mir die Pille danach – beziehungsweise die Pille nach zwei Tagen, wie sie nun heißen muss – besorgen, wenn wir uns nachher auf den Rückweg machen. Auf der Harrow Road gibt es eine Apotheke, die hat bis spätabends auf und hoffentlich keine moralischen Bedenken.«
    Ich öffne den ersten Umschlag. Es ist eine Kreditkartenabrechnung.
    »Dann kannst du mich vorher am Pub absetzen, Babe«, sagt Danny.
    Ich habe es vernommen, gebe aber keine Antwort, weil ich von dem Kontoauszug in meiner Hand zu sehr abgelenkt bin.
    »Oh.«
    »Was ist?«
    »O mein Gott!«
    »Grace, was hast du da?«
    »Meine Mutter hat ihre Kreditkarte um elftausend Pfund überzogen – und sie hat die letzten zwei Raten nicht bezahlt.«
    Elftausend Pfund! Das ist ein Auto. Oder eine neue Küche und ein Bad. Oder eine Kaution für ein Einzimmerapartment ohne Garten in Cricklewood. Wie will sie das zurückzahlen? Ich habe Jahre gebraucht, um zehn Riesen zu sparen, und ich gehe arbeiten! Die geschätzten Überziehungszinsen für letzten Monat betragen über hundert Pfund. Schulden,

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