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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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Mum nicht mehr aus dem Haus geht, und sie hätte gewusst, wie man Mum wieder glücklich machen kann. Sie hätte verhindert, dass Mum Tausende von Pfund per Kreditkarte zum Fenster hinauswirft, und das Beste ist, dass sie Zwillingstöchter haben würde, Camilla, benannt nach Dad, und Ginger, benannt nach Ginger Rogers, und ich würde babysitten, und Mum wäre in die beiden Mädels total vernarrt. Und wenn wir zusammen wären, würden wir eine große, fröhliche, glückliche Familie sein.
    Es wäre schön, wenn ich jemanden hätte, mit dem ich über Mum reden könnte, weil ich nicht weiß, was ich mit ihr machen soll. Das weiß ich schon seit Langem nicht mehr. Es ist noch schlimmer geworden, seit ich vor zwei Jahren ausgezogen bin. Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen, weil sie ganz auf sich allein gestellt ist, andererseits weiß ich, dass ich mein Leben weiterleben muss. Ich kann nicht mit ihr in diesem Mausoleum verwelken. Das habe ich lange genug getan. Ich habe von dem Tag, an dem ich herauskommen und wieder atmen und leben würde, geträumt. Die Situation wäre einfacher für mich, wenn Mum mich netter behandeln würde, aber das tut sie nicht. Und ich weiß nicht, warum sie das nicht tut. Ich weiß, dass sie mich nicht hasst, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich auch nicht mag. Ich habe immer das Gefühl, etwas falsch zu machen, aber ich weiß nie, was.
    Die Sache mit dem Grab wird den größten Ärger geben, den wir jemals hatten. Wie könnte es auch anders sein? Sie kann nicht einfach Dads Grab an eine Baufirma verkaufen. Wie stellt sie sich das vor? Und wie konnte sie so viele Schulden machen? Ich werde ihr irgendwie aus der Patsche helfen müssen. Das wirklich Ärgerliche daran ist, hätte ich diese Stelle bekommen, würde ich deutlich mehr verdienen und wäre weitaus besser in der Lage, ihr unter die Arme zu greifen.
    »John, wie auch immer dein blöder Name ist, ich hasse dich!«, sage ich leise, während ich nach einem Parkplatz Ausschau halte.
    Direkt vor der Apotheke ist eine Bushaltestelle, aber da will ich mich nicht hinstellen. In der Vergangenheit habe ich oft zu hören bekommen, ich sei pedantisch, was Verkehrsregeln betrifft, aber ich bevorzuge den Ausdruck »vernünftig«. Eine meiner oft praktizierten Schimpftiraden richtet sich gegen Falschparker, die die Haltebuchten blockieren, sodass die Busse mitten auf der Straße stehen bleiben und den ganzen Verkehr aufhalten. Die bloße Vorstellung lässt meinen Puls hochschnellen. Sollte ich jemals im Halteverbot parken und einer aus meinem Bekanntenkreis sieht meinen Wagen, sind mir Spott und Hohn für die nächsten paar Wochen sicher. Es ist zwei Minuten vor zehn, und ich muss ganz dringend einen Parkplatz finden, also biege ich von der Hauptstraße ab in eine Seitenstraße.
    »Okay, Tasche, Geld«, sage ich, während ich mich kurz vergewissere, dass ich alles habe. Ich steige aus dem Wagen, schließe ihn ab und lasse den Schlüssel in meine Handtasche plumpsen. Keiner wird mein Auto klauen wollen, aber ohne Nina bin ich völlig aufgeschmissen.
    » AH !«, kreische ich, als mich plötzlich jemand rammt.
    Ich pralle gegen die Wagentür und höre jemanden hinter mir keuchen, bevor mir der Arm auf den Rücken gedreht wird. Ich versuche, den Kopf zu bewegen, um zu sehen, wer mich attackiert, aber da wird mein Kopf grob gegen den Wagen gestoßen. Mir ist schwummrig, als müsste ich mich gleich übergeben, dann werde ich plötzlich losgelassen. Ich höre Schritte, die sich schnell entfernen, und hebe den Kopf. Zwei Typen rennen über die Straße, einer schwingt meine Handtasche.
    Ich will ihnen nach, aber meine Beine knicken weg, als hätte ich sie nie zuvor benutzt, und ich falle auf den Boden. Als ich mich vorsichtig aufstütze, bemerke ich eine Träne, die auf den Asphalt plumpst. Ich starre darauf. Es sieht so seltsam aus. Ich habe seit Jahren nicht mehr geweint. Aber dann erkenne ich, dass es gar keine Träne ist. Es ist Blut, mein Blut. Ich taste mein Gesicht ab. Auf meinem Nasenrücken ist eine Platzwunde, und auf meiner Stirn bildet sich eine dicke, große Beule.
    Man hat mir meine Handtasche gestohlen. Wieder habe ich keine Kohle, um diese Pille zu kaufen. Irgendwer muss sich einen Scherz mit mir erlauben. Ich stehe langsam auf und gehe in Richtung Apotheke – in der Hoffnung, dass man Mitleid mit mir hat und mich das Telefon benutzen lässt, um die Polizei zu verständigen. Ich erreiche die Apotheke, aber vor der

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