Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
Vom Netzwerk:
Wort.
    »Er macht sich ernsthaft Sorgen um dich.«
    »Und warum macht er sich Sorgen?«, frage ich, während ich Dan an den Tisch folge.
    »Er findet, du solltest wieder mit dem Singen anfangen.«
    Ich verdrehe die Augen. Was hat es damit auf sich, dass alle Welt sich an diesem Wochenende scheinbar verschworen hat, um mich zum Singen zu überreden? Ich war jahrelang recht glücklich damit, nicht zu singen.
    »Warum?«
    »Er findet, du hast zu viel Talent.«
    »Oh, findet er das?«
    »Und ich denke das auch.«
    »Wie bitte?«
    »Ich stimme ihm zu.«
    »Klar tust du das.«
    »Werd jetzt nicht spöttisch.«
    »Und wann hat er das gesagt?«
    »Heute Morgen.«
    »Mum …«
    »Grace …«
    »Dad ist tot«, sage ich sanft und gehe zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen, aber sie macht sich ganz steif, und ich komme mir blöd vor.
    »Ich habe übrigens diesen Brief von der Friedhofsverwaltung bekommen.«
    Meine Mutter spricht das Wort »Friedhofsverwaltung« so leise, dass es kaum zu verstehen ist. So macht sie das mit allen Begriffen, die irgendwie mit Dads Tod in Zusammenhang stehen.
    »Oh! Super. Wo ist er?«
    »Ich habe schon geantwortet.«
    »Gut …«, sage ich, aber irgendetwas an der Art, wie sie mich ansieht, lässt mich kurz verstummen. »Was hast du denn geschrieben?«
    Sie gibt keine Antwort. Sie geht einfach seelenruhig hinüber zu dem Messerblock und zieht das Tranchiermesser heraus. Sie zeigt damit auf mich, als sie spricht. Nicht bewusst, nicht in der Absicht, mich damit zu verletzen, aber trotzdem sieht es ziemlich makaber aus.
    »Mum, was hast du geschrieben?«
    »Ich habe geschrieben, dass sie die Grabstelle haben können«, sagt sie und macht sich daran, den Braten zu tranchieren.
    Und so begann ein weiteres schreckliches Mahl bei meiner Mutter.

15
    Ich setze Danny vor dem Pub ab. Die Karaoke-Show hat bereits angefangen, und ich höre zwei Frauen, die gerade Girls Aloud vergewaltigen. Nicht in wörtlichem Sinne natürlich. Das wäre beunruhigend. Ich mag Girls Aloud. Ich höre kein Radio, deshalb kenne ich mich mit Chartmusik eigentlich gar nicht aus, aber Wendy schenkt mir immer CD s von Girls Aloud, weil die Musik sie an unsere Band erinnert, die wir während der Schulzeit mit einem dritten Mädchen gründeten. Wir nannten uns Destiny’s Baby Sister. Ich weiß – grauenhaft. Aber wir waren vierzehn, und wir waren definitiv besser als diese beiden Frauen heute Abend im Carbuncle.
    »Und, was wirst du jetzt tun?«, fragt Danny.
    Er beugt sich durch das offene Fenster. Ich habe ihn auf meiner Seite aussteigen lassen und mich wieder in den Wagen gesetzt.
    »Bezogen worauf?«
    »Auf das Grab von deinem Dad.«
    Ich schließe die Augen und stoße ein Seufzen aus. »Keine Ahnung.«
    »Du siehst erledigt aus.«
    »Danke, du Charmeur. Du wirst sicher nicht erleben, dass ich dem tatenlos zusehe. Babe, ich muss los. Die Apotheke hat nur bis um zehn auf. Ich muss mich beeilen.«
    Wir geben uns schnell einen Kuss, dann fahre ich weiter.
    Manchmal wünsche ich mir, ich hätte einen Bruder oder eine Schwester. Eigentlich ist das komplett gelogen: Ich wünsche mir schon immer , ich hätte einen Bruder oder eine Schwester. Ich stellte mir vor, einen zwei Jahre jüngeren Bruder namens Charlie oder Rufus oder etwas Skurriles wie Felix zu haben, der seine große Schwester natürlich vergöttert. Ich brachte ihm von früher Kindheit an bei, dass ich in allem immer Recht hatte. Ich klärte ihn über Mädchen auf, half ihm beim Klamottenkaufen und verwöhnte ihn an Weihnachten nach Strich und Faden. Ich stellte ihn allen als »mein kleiner Bruder« vor, woraufhin er immer rot wurde, weil er ziemlich schüchtern war. Meine Mutter betete ihn genauso an, was gut war, denn so hatten wir etwas gemeinsam. Ich bin mir sicher, meine Mutter wäre nicht annähernd so verrückt, wenn ich tatsächlich einen kleinen Bruder hätte. Allerdings bin ich hin und her gerissen zwischen Felix Flowers, dem süßen kleinen Bruder, und der netten, vernünftigen großen Schwester mit der unglaublichen Fähigkeit, für jedes Problem eine Lösung zu finden.
    Wendy hat die perfekte große Schwester. Sie heißt Lucy, ist dreiunddreißig, verheiratet und hat zwei Kinder, und sie erinnert sie zum Beispiel per E-Mail an Familiengeburtstage. Sie macht sogar Geschenkvorschläge. Ich habe meine große Fantasieschwester nach ihrem Vorbild erschaffen. Sie heißt Alice und ist Kinderpflegerin. Alice ist extrem kompetent. Sie hätte früher bemerkt als ich, dass

Weitere Kostenlose Bücher