Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
während ich zu dem Apotheker gehe.
»Wir kennen uns bereits«, sagt er, als versuche er, mich einzuordnen, und führt mich in das Medikamentenlager.
»Ja, ich war am Samstag hier, um mir die Pille danach zu besorgen, aber ich hatte nicht genügend Geld dabei. Später habe ich meinen Freund vorbeigeschickt, aber Sie wollten ihm das Medikament nicht geben.«
»Und Sie hatten in der Zwischenzeit einen Unfall.«
»Ja, ich bin überfallen worden.«
»Das tut mir leid.«
»Schon okay.«
»Also, wann hatten Sie ungeschützten Sexualverkehr?«
»Samstagmorgen.«
»Hatten Sie danach noch einmal Sexualverkehr?«
»So viel Glück hatte er nicht.«
»Und Ihre letzte Periode?«
»Vor zwei Wochen.«
»O ja, richtig.« Jetzt macht er ein Iiih!-Gesicht. Die sind wirklich sehr praktisch. »Sie sind in Ihrer fruchtbaren Zeit, und der Geschlechtsverkehr liegt länger als achtundvierzig Stunden zurück. Die Notfallverhütung garantiert keine hundertprozentige Wirksamkeit, deshalb muss ich Sie warnen … Es besteht eine kleine Chance, dass Sie schwanger bleiben, auch wenn Sie diese Pille nehmen.«
»Danke für den Hinweis.«
»Wir führen hier Schwangerschaftstests, falls Ihre Periode ausbleibt oder falls Sie sich … irgendwie anders oder schwanger fühlen. Gut, hier ist das Medikament. Bezahlen Sie bitte draußen bei Tara. Haben Sie denn heute genügend Geld dabei?«
Ich mache gerade die Erfahrung, dass man sehr nett behandelt wird, wenn man ein zerschundenes Gesicht hat.
»Ja.« Ich nicke und taste in meiner Jackentasche nach den dreißig Pfund, die ich mir von Wendy geliehen habe.
Ich gehe langsamer als sonst zurück an die Theke. Aus irgendeinem Grund habe ich Angst, dass wieder etwas Ungewöhnliches passieren könnte, das mich daran hindert, das Medikament zu kaufen, aber es gelingt mir, zu bezahlen und Sainsbury’s zu verlassen, ohne die Schachtel in ein Loch fallen zu lassen, ohne dass ein Vogel herabstürzt und damit davonfliegt, ohne von einem Einkaufswagen umgestoßen oder von einem Meteoriten getroffen zu werden.
»Gott sei Dank«, murmle ich, als ich sicher in meinem Wagen sitze und die Türen verriegle. Ich mache die Schachtel auf und schlucke die Pille mit etwas Wasser aus einer Flasche, die unter dem Sitz liegt.
»Bitte, Dad, Gott, Allah, Buddha und die Zahnfee, ich bin definitiv noch nicht bereit für ein Kind. Bitte, lasst mich nicht schwanger sein«, sage ich laut.
Es mag seltsam klingen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass sie mich gehört haben.
21
Nach zwei Wochen, in denen ich ständig in mich hineinhorchte, ob ich mich »irgendwie anders oder schwanger« fühlte, kann ich mit großer Freude verkünden, dass sich abgesehen von meinem verschorften Gesicht und dem Schnösel, der mir das Leben versaut, sowie meiner bankrotten Mutter und dem Grab meines Vaters, das womöglich umgepflügt und überteert wird, alles absolut normal anfühlt. Oh, außer dass Danny sich sehr seltsam und distanziert verhält. Ich habe ihn kaum zu Gesicht bekommen seit dem Überfall, da er die ganze Zeit bis in die Nacht hinein arbeitet. Ich vermute, das liegt daran, dass er mich und mein abstoßendes Gesicht im Moment nicht sehen möchte, was ich verstehen kann. Und wahrscheinlich bin ich anstrengend, weil ich gerade ein großes Kuschelbedürfnis habe. Sein Verhalten ist trotzdem seltsam, aber das Gute ist, dass auch ich viele Überstunden mache, um Posh Boy die Peitsche zu geben, bis sein Hintern rot und wund ist. Das heißt, auf der Verkaufsebene. Alles andere wäre ekelhaft.
»Was ist los mit dir?«, fragt Wendy. »Warum machst du so ein Gesicht?«
»Was für ein Gesicht?«
»Das Ich-rümpfe-die-Nase-Gesicht.«
»Oh, ich musste nur gerade an Posh Boy denken.«
»Dich hat es wohl schwer erwischt.«
»Wohl kaum. Ich kann den Kerl nicht ausstehen.«
»Das ist Selbstverleugnung. Ganz massiv. Gewaltig. Wie ein großes Glas Orange Crush, nur dass John drinsitzt. Hattest du schon feuchte Träume seinetwegen?«
»Wendy!«
»O mein Gott, das war nur ein Witz, aber es ist tatsächlich so, nicht? Meine Fresse! Los, raus mit der Sprache.«
Sie rollt mit ihrem Drehstuhl zu mir herüber, schiebt meinen Kundenstuhl zur Seite und beugt sich über meinen Schreibtisch.
»Hallo?« Sie spricht mit einem Oberschichtakzent. »Ich suche ein Penthouse, möglichst nah an der Portobello Road. Geld spielt keine Rolle. Ich scheiße das Zeug! Oh, und können Sie mir Details nennen, was den lüsternen Traum mit Ihrem schnieken
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