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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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Ich bin mir unschlüssig, ob ich alle Knöpfe zumachen und die Schultern leicht nach vorn beugen soll, um den Druck zu verringern, oder ob ich den obersten Knopf einfach offen lassen und ein bisschen Dekolleté zeigen soll. Ist ein bisschen Dekolleté eine gute Idee bei Gehaltsverhandlungen? Keine Ahnung. In dem Guardian -Artikel über Verhandlungsstrategien, den Wendy mir gemailt hat, stand nichts über Brüste.
    »Ken, ich würde gern etwas mit dir besprechen. Ich habe nachgedacht …« Seht ihr, das Problem dabei ist, dass ich Ken schon seit Jahren kenne und er darauf entgegnen wird »Oje, das hat bestimmt wehgetan. Setz doch bitte Wasser auf, Grace. Ich bin mal kurz an deinem Computer, um die Fußballergebnisse zu checken.« Ich muss es zügig durchziehen. Tief durchatmen. »Ken, ich würde gern etwas mit dir besprechen. Ich weiß, dass du diesen bescheuerten Schnösel eingestellt hast.« Grace! »Ich weiß, dass du diesen blöden Lackaffen eingestellt hast.« Grace! »John Soundso Dingsbums Ich-parke-meinen-Porsche-mitten-auf-der-Hauptverkehrsstraße.« Grace, reiß dich zusammen. Sammeln und konzentrieren. »Ken! Ich weiß ja, dass du John eingestellt hast und dass er Makler des Jahres ist, was, wenn du mich fragst, eine absolute Farce für unseren Berufsstand ist.« Grace! »Ich denke, du weißt, dass ich mir Hoffnungen auf den Job als Bezirksleiter gemacht habe. Ich bringe viel in dieses Unternehmen ein, in Zeit und Geld gemessen. Kein anderer bei MAKE A MOVE macht auch nur annähernd die Hälfte von dem, was ich in einem Monat hereinhole, wie du weißt. Und als Zeichen des guten Willens, damit ich dir erhalten bleibe und nicht das Gefühl bekomme, dass meine harte Arbeit woanders mehr geschätzt wird …«
    Ken wird dann definitiv sagen: »Verdammt, Grace, komm endlich auf den Punkt. Sonst macht eins meiner Kinder noch Abitur, während du redest.«
    »Um auf den Punkt zu kommen, Ken, ich hätte gern eine Gehaltserhöhung.«
    Ich trete zurück. Selbst ich erschrecke kurz, als ich mich das sagen höre. Ken wird wahrscheinlich vom Stuhl fallen. Aber es ist nicht schlecht. Im Großen und Ganzen ist es nicht schlecht.
    Ich höre mein Handy klingeln. Es ist meine Mutter. Schade, ich hatte gehofft, es wäre Danny. Er hat sich das ganze Wochenende nicht gemeldet. Ich habe ihm jede Menge SMS geschickt, dann angerufen und ihm eine Nachricht hinterlassen. Es kam nichts zurück, was sehr untypisch für Dan ist.
    »Hey, Mum«, sage ich, den Hörer in der einen Hand, während ich mit der anderen versuche, meine Brüste zusammenzuquetschen. »Ich trage heute Pink.«
    »Woher wusstest du, was ich sagen wollte?«
    »Einfach so. Alles klar bei dir?«
    »Hm.«
    »Sicher?«
    »Hm.«
    »Okay. Ich muss jetzt los. Hab dich lieb.«
    »Hm.«
    Ich lege auf. Da ist er wieder, mein Fünfjahresplan. Leer.

28
    »Schl…« Grauenvoller Anfang. Ich erstarre, unterbreche mich kurz und versuche, den Satz anders zu beenden. »Schl…echt!« Ja. Ich weiß. Furchtbar.
    »Wer oder was ist schl…echt?«, fragt Wendy unschuldig.
    Wendy kann sehr gut schauspielern, es liegt ihr im Blut, obwohl sie gerade die Wangen einsaugt, was mir verrät, dass sie versucht, sich das Lachen zu verkneifen, und das ist nicht sehr Royal-Shakespeare-Company-tauglich. Trotzdem freue ich mich, dass sie beinahe lacht. Als ich ihr erzählte, Freddie habe mich zum Essen einladen wollen, war sie ziemlich niedergeschlagen. Aber ich musste es ihr doch sagen, oder? Ich hätte es ihr nie und nimmer verschweigen können, obwohl ich sie damit unglücklich gemacht habe. Das widerstrebt mir sehr. Schön, dass wenigstens mein momentanes Dilemma sie amüsiert.
    »Sag schon, Grace, wer oder was ist schl…echt?«
    »Oh, das … das Wetter.«
    Schleimi, Posh Boy, Wendy und ich blicken hinaus in den Nieselregen.
    Nicht heute, aber eines Tages werde ich es ihm erklären. »Ken, wir nennen dich heimlich Schleimi. Schon seit Jahren. Das heißt nicht, dass wir dich unwillkürlich mit Geschlechtsorganen assoziieren. Wir nennen dich halt einfach so. Und ich bin nicht in der Lage, dir noch länger etwas vorzumachen.«
    Nein! Jetzt hab ich meinen genialen Eröffnungssatz vergessen. »Ken, ich würde gern ein Wörtchen mit dir reden«, sage ich. Ich glaube nicht, dass es das war. Das klang zu streng. »Bitte«, füge ich hinzu, um es abzumildern.
    »Mensch, Grace!«, ruft er, kaum dass ich seine Aufmerksamkeit habe. »Hast du dir eine Brustvergrößerung machen lassen?«
    Kein Guardian

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