Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
sie kann verkaufen ihre ’aus. Und Sie können ihr helfen bei der Suche nach eine kleinere ’aus. Wie viel ist wert diese ’aus?«
»Oh, ich weiß es nicht. Mittlerweile bestimmt über eine Million. Es ist denkmalgeschützt, und es hat einen ziemlich großen Garten, ich kann mir vorstellen, dass man dafür einen Wahnsinnspreis erzielen könnte. Aber wir wollen das Haus nicht verkaufen. Es befindet sich seit vielen Jahren in Familienbesitz.«
»Und Ihre Mutter gehört diese ’aus?«
»Ja.«
»Dann sie sollte nehmen eine ’ypothek auf die ’aus. Viele Leute machen das.«
»Hm, vielleicht. Bitte, Ricardo, Sie sind sehr freundlich, aber wir haben etwas zu erledigen.«
»Bis zu die Unendlichkeit und noch viel weiter!«, ruft er aus irgendeinem Grund.
»Ja.« Ich lache. »Vielleicht auch nur bis Notting Hill.«
44
Arzttermine, Betriebsausflug, Gespräche mit der Bank – wie soll ich da meine Arbeit schaffen? Bob ist seit dem Whirlpool-Fiasko vom Radar verschwunden, und ich habe es immer noch nicht geschafft, Claires Wohnung zu verkaufen. Allmählich mache ich mir Sorgen, dass meine Hormone das alte Verkaufstalent Gracie beeinträchtigen. Ich mache zwar immer noch gute Zahlen, aber sie sind nicht gut genug. Ich stehe kurz davor, mich für meine Mutter finanziell zu ruinieren, also muss ich mehr verkaufen. Ich drücke mir bis an die Schmerzgrenze die Daumen, damit die Bank mir den Kredit bewilligt. Obwohl ich mich natürlich nicht ausschließlich auf mein Glück verlasse, das wäre dumm. Ich bin vorbereitet.
Wendy hat mir geholfen. Sie hat mir jede Menge Links geschickt zu dem Thema, wie man erfolgreich mit seinem Finanzberater verhandelt. Wendy legt eine gewisse Besessenheit an den Tag, was Onlinerecherchen betrifft. Sie kann sich nicht einmal die Nase schnäuzen, ohne vorher das Internet zu konsultieren. Wenn im Sainsbury’s Hühnerfilet im Angebot ist, tippt sie »Einfaches Rezept für leckeres Hühnerfilet« in ihr Handy. Wenn sie sich ein rotes Oberteil gekauft hat, gibt sie in die Suchmaschine eine Frage ein wie »Womit kombiniert man Rot am besten?«, und falls das nicht funktioniert, probiert sie es mit »Sexy Outfit in Rot«, obwohl sie dann meistens auf Pornoseiten landet, die sie zum Kreischen bringen. Die Artikel über Verhandlungsstrategien mit der Bank waren allerdings sehr hilfreich, und nun beherrsche ich das Fachbegriffkauderwelsch, das sichere Auftreten. Im Grunde bin ich Alan Sugar in einem nicht ganz dezenten Bleistiftrock.
Das Wichtigste ist, so der einhellige Tenor, dass man sich schick zurechtmacht. Aus diesem Grund trage ich hochhackige Schuhe und Gel in den Haaren. Die Gelfrisur soll mir einen seriösen Anstrich verpassen, damit ich nicht aussehe wie ein geschändetes Bauernmädchen, sagt Wendy. Ich bin nicht wirklich überzeugt, weil ich finde, meine Haare sehen fettig aus und fühlen sich an, als hätte ich sie an frittiertem Backfisch abgewischt. Der beste Tipp zur Vorbereitung war, dass man schon beim Hineingehen Stärke demonstrieren soll. Wendy und ich haben daraufhin ein bisschen herumgesponnen und waren uns schließlich einig, der ultimativ starke Auftritt wäre ein Abseilakt durch das Fenster in einem Wonder-Woman-Kostüm. Aber leider ist nie genügend Zeit, um zu lernen, wie man sich abseilt, wenn man es braucht, stimmt’s? Egal, nun bin ich hier, und es gibt gar kein Fenster, durch das man sich abseilen kann, also stehe ich sehr gerade und versuche, nicht zu bescheiden zu wirken. Tatsächlich ist es nicht leicht, das alles gleichzeitig zu beachten. Ich kann den Mann, mit dem ich sprechen muss, durch die offene Tür schon sehen, eine Frau mit einem Buggy versperrt mir jedoch den Weg. Sie kommt gerade aus dem Büro, und ihr Kind schreit, während sie versucht, ihm Limo aus einer Plastikflasche zu trinken zu geben. Sie murmelt dem Bankberater leise etwas zu, der macht einen verlegenen Eindruck.
»Danke für nichts«, sagt die Frau schließlich, sodass halb London es hören kann, und stolziert, sich mit dem Buggy aggressiv einen Weg bahnend, davon.
»Grace Flowers«, sagt der Mann erleichtert.
»Ja, freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Danke, dass Sie sich heute für mich Zeit nehmen«, sage ich, gebe ihm die Hand und folge seiner Aufforderung, Platz zu nehmen. Ein sehr gelungener Start, wie meine Onlineratgeber mir sicher zustimmen würden.
»Nun, Grace, ich muss sagen, Sie sind eine Rarität unter unseren Kunden. Sie haben noch nie Schulden gemacht.«
»Danke«,
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