Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
schleierhaft, was das mit Teambuilding zu tun haben soll, weil ich meine Arbeitskollegen nie mehr gehasst habe als heute. Es ist mir völlig wurscht, ob wir die Fahne des Gegners erobern, und außerdem verabscheue ich Waffen, selbst wenn sie nur Farbe abfeuern.
Ich bin nicht einmal mit Wendy in einem Team, weil sie zu Schleimis grünem Team gehört. Green Dream hat er es getauft, als er seinen Leuten zu der Titelmelodie von A-Team erklärte, wo der Sammelpunkt liegt. Ich gehöre zu Johns blauem Team. Andererseits, Grün steht mir überhaupt nicht, vielleicht ist es also ganz gut, dass ich bei den Blauen bin. John hat mir einen gemütlichen Job zugeteilt – wahrscheinlich weil ich eine Frau bin. Aber ich verkneife mir eine feministische Standpauke, weil ich aufgrund des Umstands, dass es gestern Nacht stark geregnet hat und man beim Betreten der Kampfzone unweigerlich im Matsch landet, sowieso keine Lust habe, durchs Gelände zu rennen.
Momentan befinde ich mich in einer Holzhütte in Lauerstellung, bereit, auf alles zu schießen, was Grün trägt. Vielleicht sollte ich einfach meinen Overall herunterziehen und hier auf den Boden pinkeln. Niemand wird hereinkommen. Unter mir ist Gras, also müsste alles in der Erde versickern, und wenn es nach Pipi stinkt, kann ich es immer noch auf einen Kollegen schieben. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Wir sind so lange hier draußen, bis einer die gegnerische Fahne erobert hat, und das kann noch Stunden dauern. Ich nehme meine Darth-Vader-Maske ab und knöpfe den Overall auf. Meine Brüste sehen gigantisch aus in diesem Unterhemd. Ich fühle mich momentan sehr fremd in meinem Körper. Ich ziehe die Hose herunter, dann meine Leggings. O Mist, da draußen ist einer, ich höre schnelle Schritte. Was für ein Timing! Scheiße, ich sollte besser die Fahne verteidigen. Ich schnappe mir mein Gewehr und nehme die Gestalt draußen ins Visier. Ich drücke ab, ich quieke, ich verfehle. Ich watschle auf eine bessere Position, was nicht einfach ist, wenn einem die Leggings zwischen den Knöcheln baumeln, und schieße. Wieder daneben. O Gott, die Gestalt greift jetzt an, also feuere ich einfach weiter. Sie stürmt direkt auf mich zu.
»Scheiße!«, schreie ich und versuche hektisch, meine Hose hochzuziehen.
Leider komme ich ins Stolpern und lande im Dreck. Ich rutsche auf dem matschigen Boden herum, während ich weiter an meinen Leggings zerre, aber bevor ich damit Erfolg habe, stürmt die Gestalt in die Hütte und stürzt sich auf mich.
»Nicht schießen, ich bin es, wir sind in einem Team!«, keucht sie.
Es ist John. Mir war nicht aufgefallen, dass er auch Blau trägt.
»Ups. Sorry. Runter von mir, Sie Scheißkerl.«
Es sieht aus, als würden wir zusammen in der Hütte liegen. Das ist allerdings nicht das Seltsame daran. Das wirklich Entspricht-das-der-Paintball-Etikette?-Seltsame daran ist, dass wir scheinbar ineinander verschlungen sind – ich glaube, Löffeln lautet der Fachbegriff – und dass meine Hose um meine Knöchel hängt. John hält mich von hinten fest, und ich kann mich aus seinem Griff nicht befreien. Na ja, ich könnte vielleicht schon, wenn ich es versuchen würde, aber es ist nicht unangenehm, in starken Armen zu liegen, obwohl es noch schöner wäre, wenn mein Hintern nicht entblößt, meine Blase nicht voll und es nicht gerade Posh Boy wäre, dessen Arme mich umschlingen. Ich versuche, mich freizuwinden und meine Leggings hochzuziehen, aber sein Griff wird noch fester. Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr. Mein Herz klopft laut, was merkwürdig ist, weil ich absolut nichts Pulstreibendes getan habe. Mit seiner freien Hand nimmt er seine Darth-Vader-Maske ab, die andere ruht auf meinem Bauch, auf dem Baby. Im Moment sind wir hier zu dritt. Wenn Danny geblieben wäre, würde er mich und sein Kind dann auch so halten? Ich schließe die Augen und stelle mir einen Moment lang vor, er würde es tun.
Posh Boy wirft seinen Helm weg und drückt mich sanft wieder in Rückenlage. Ich bin froh, dass ich nicht schon gepinkelt habe. Er beugt sich über mich. Sein Atem geht schnell, aber er ist schließlich ein bisschen gerannt. Er streift mir die Haare aus dem Gesicht und berührt meine Wange. Er streichelt sie und sieht mir in die Augen, und mir ist bewusst, dass ich auch keuche. Meine Brust hebt und senkt sich schnell, was ziemlich nervig ist angesichts ihres derzeitigen Umfangs. Langsam fährt er mit dem Finger von meiner Wange zum Mund und berührt ihn ganz
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