Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
Hoffnungen und Träume zu sprechen – jede Sekunde, die wir miteinander verbracht haben, war besonders wertvoll. Dass ich immer Dein Held war, hat mich stolz gemacht. Doch leider, meine kleine Lily, bin ich auch nur ein ganz normaler Mensch mit Fehlern und Schwächen.
Wenn Du diese Zeilen liest, wirst du bereits erfahren haben, dass ich nicht der war, für den Du mich immer gehalten hast. Ich wollte Dich niemals enttäuschen und hoffe, dass Du mir eines Tages verzeihen kannst. Trotz all meiner Fehler versichere ich Dir, dass das, was uns eng miteinander verband, für mich unendlich kostbar und keine Lüge war.
Wir beide liebten den historischen Teil von Charleston. Aus diesem Grund vermache ich Dir das Colonel-Samuel-Beauchamp-Haus an der Battery. Es ist eines der schönsten Häuser im alten Südstaatenstil. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir die Samstage in den White Port Gardens in der Nähe des Hauses verbracht haben. Du warst damals noch ein Kind. Aber wie begeistert Du warst!
Du magst vielleicht den Widerstand der ehemaligen Besitzerin Charlotte Addison zu spüren bekommen. Doch Lily, lass dich nicht unterkriegen! Du bist eine starke und vernünftige junge Frau. Was immer Du tust, um dieses Grundstück umzugestalten, Du wirst die richtige Entscheidung treffen!
Ich liebe Dich, Lily, und ich habe keine Zweifel, dass Du auch ohne mich deinen Weg im Leben gehen und dich den Herausforderungen stellen wirst. Von dem Moment an, wo Du auf der Welt warst, warst Du meine kleine Prinzessin – der Sonnenstrahl, der Licht in mein Leben gebracht hat. Es ist ein Segen für mich, Dich als Tochter zu haben.
In Liebe,
Daddy
Tränen liefen Lily übers Gesicht, während sie langsam das Blatt Papier zusammenfaltete und zurück in den Umschlag schob. Tief in ihrem Innersten hatte sie gewusst, dass die enge Verbindung zu ihrem Vater keine Lüge gewesen war. Doch der Schmerz und die Fassungslosigkeit der letzten Tage hatten dieses Gefühl überschattet und Zweifel in ihr aufkeimen lassen.
Aber gleichgültig, was er getan hatte, ihr Vater hatte sie geliebt.
Trotzdem würde sie wohl noch eine Weile brauchen, bis sie über die Entscheidung ihres Vaters, Jack Sinclair die Mehrheit der Firmenanteile von TKG zu vererben, hinwegkommen würde. Lily seufzte schwer. Außerdem war da noch der Betrug an ihrer Mutter. Auch wenn Elizabeth Kincaid die schreckliche Enthüllung erstaunlich gelassen aufnahm.
„Was hast du dir nur dabei gedacht, Daddy?“, murmelte Lily.
Während sie dort saß und darüber nachgrübelte, warum ihr Vater etwas getan hatte, was eigentlich unentschuldbar war, fiel ihr plötzlich ein Satz des Briefes ein, der sie unversehens aufschrecken ließ.
Hastig zog sie den Brief wieder aus dem Umschlag und las ihn noch einmal bis zu der Stelle, wo ihr Vater den Namen der vorherigen Besitzerin des Beauchamp-Hauses erwähnte – es war Daniels unangenehme Mutter.
Du lieber Himmel, was hatte ihr Dad da nur eingebrockt?
3. KAPITEL
Nachdem Lily wie jeden Morgen den Kampf gegen die lästige Übelkeit geführt hatte, saß sie nun an ihrem Zeichentisch und stützte das Kinn auf die Hände. Natürlich konnte sie nicht bis in alle Ewigkeit in die Luft starren, wenn sie mit ihrer Arbeit endlich fertig werden wollte. Doch zu mehr fühlte sie sich einfach nicht imstande. Das einzige, woran sie denken konnte, nachdem sie den Brief ihres Vaters gelesen hatte, war das Beáuchamp-Haus. Was sollte sie nun damit machen?
Von innen hatte sie es noch nie gesehen, doch von außen betrachtet übte das vierstöckige Haus aus Zeiten des Bürgerkriegs von jeher einen ganz besonderen Reiz auf sie aus. Von drei überdachten Veranden aus hatte man einen fantastischen Ausblick auf White Point Gardens, den üppig grünen Park an der Battery und Charleston Harbour. Lily vermutete, dass man sogar den Leuchtturm von Sullivan’s Island und Fort Sumter in der Ferne erblicken konnte.
Sie lächelte wehmütig. Als kleines Mädchen hatte sie immer davon geträumt, auf dem obersten Balkon des prachtvollen Hauses zu stehen und als Prinzessin auf ihr Königreich hinabzublicken. Und nun sollte das Haus, das für sie immer ein Schloss gewesen war, tatsächlich ihr gehören!
Aber was, um Himmels willen, sollte sie jetzt mit diesem riesigen Haus anfangen? Mit all dem Platz, den sie gar nicht brauchte? Sicher, wenn das Baby erst einmal da war, dann waren sie zu zweit. Aber selbst dann würde sie nicht so viele Zimmer benötigen.
Während sie über
Weitere Kostenlose Bücher