Liebe macht blind - manche bleiben es
Sie machen die Tochter zu ihrem „Darling“, weil sie ganz beglückt sind, dass da etwas Eigenständiges heranwächst.
Mütter mit einer riesigen Portion Minderwertigkeitskomplexen hingegen halten es schwer aus, dass da etwas heranwächst, an dem sie eigene vermeintliche Fehler und Mängel wieder erkennen. Sie finden sich selbst nicht okay, also finden sie auch diese Tochter nicht okay.
Der Rat, da müsse eben die Mutter an sich „arbeiten“, entweder selbstbewusster werden oder weniger selbstherrlich, ist unsinnig, weil schwer in die Tat umzusetzen. Aber es gibt einen Ausweg: Da muss der Papa einspringen und diese Tochter zum Ausgleich mehr lieben als die anderen Kinder; was manch Papa besonders leichtfällt, wenn diese Tochter seiner Frau ähnlich ist. Den meisten Papas fällt es allerdings besonders leicht, diese Tochter zu lieben, wenn sie das genaue Gegenteil ihrer Frauen ist.
Liebe Papas und Mamas!
Ein neues Schuljahr hat angefangen, und nur eine Eltern-Minderheit kann sich für die kommenden Monate nichts als schulische Frohbotschaften erwarten. Den meisten Eltern stehen auch allerhand negative Erfahrungen bevor. Dass es Eltern nicht gleichgültig ist, welchen Schulerfolg ihr Nachwuchs hat, ist mir klar. Dass jedoch Schulsorgen zum größten Familienproblem werden können, ist mir unverständlich.
Ich finde es abwegig, wenn mir eine Mutter sagt: „In den Ferien sind wir die glücklichste Familie. Kein Streit, keine Tränen, keine Aufregung. Doch kaum fängt die Schule an, geht das Unglück los.“ Wieso kann ein Fünfer in Mathe, eine Vorladung wegen „frechem Benehmen“ oder ein Fleck auf eine Prüfung eine glückliche Familie ins Unglück stürzen? Da haben wohl Eltern den Maßstab dafür verloren, was im Leben wichtig und unwichtig, was ein Unglück oder bloß ein Ärgernis ist!
Man könnte ja nun sagen, dass ich als Mutter von erwachsenen Kindern leicht reden habe. Aber gerade, weil ich die Schulsorgen hinter mir habe, habe ich den Eltern von Schülern eine Erfahrung voraus. Ich weiß, wie man zehn, fünfzehn Jahre später über diese Sorgen denkt! Da sitzt man dann mit dem wohlgeratenen Nachwuchs zusammen und sagt lachend: „Erinnerst dich noch an die gefälschte Unterschrift? Und wie ich dem Direktor erklärt hab, dass die so komisch ausschaut, weil ich mir die Hand verstaucht habe?“ Und in welcher Klasse, fragt man sich zehn, fünfzehn Jahre später, wollte das Kind die Schule verlassen? In der fünften? Oder in der sechsten?
Zehn, fünfzehn Jahre nachher hat man auch die Frau Muck wieder getroffen. Die, die man an Sprechtagen so beneidet hat, weil ihre Susi Klassenbeste war. Zehn, fünfzehn Jahre später erfährt man von der Muck, dass die Susi zweimal geschieden ist, drei Kinder hat und zu den Alimenten dazuverdient, indem sie in einem Supermarkt aushilft. Als einsichtiger Mensch ist man dann froh, dass sich die eigene Tochter doch nicht, wie seinerzeit immer angeraten, ein „Vorbild“ an der Susi genommen hat.
Nehmen Sie, liebe Mamas und Papas, Schulsorgen also nicht allzu ernst. Und kommt demnächst Ihr „Unglücksrabe“ wieder einmal mit einer „Hiobsbotschaft“ an, so schließen Sie die Augen und aktivieren Sie Ihre Fantasie: Stellen Sie sich vor, wie Sie diese Sache in zehn, fünfzehn Jahren – erinnernd – sehen werden. Ehrenwort, das hilft!
Sei nicht faul!
Reden Eltern, deren Kinder in der Schule schlechte Noten haben, von den Schulproblemen ihrer Kinder, kann man mit großer Sicherheit annehmen, dass über kürzer oder länger der Satz fällt: „Er (Sie) ist hochintelligent, aber faul, hat sein (ihr) Klassenvorstand gesagt!“
Ich kenne eine ganze Menge von Klassenvorständen, und sie alle schwören mir, mit zitiertem Satze sehr, sehr sparsam umzugehen und ihn nur ganz selten und in raren Ausnahmefällen am Elternsprechtag zu benutzen. Dass ein Schüler faul oder sogar stinkfaul sei, geben sie zu, gehöre wohl zu dem, was ein Lehrer Eltern oft kundtun müsse, aber leider könne nur sehr selten in diesem Zusammenhang auch von „hochintelligent“ die Rede sein.
Viel öfter, sagen mir die Klassenvorstände, müsse davon die Rede sein, dass ein Schüler Schwierigkeiten habe, sich zu konzentrieren, oder dass er sichtlich falsche Lernstrategien anwende. Da zwar etliche, aber doch nicht alle Eltern bewusst lügen, wenn sie über ihre Kinder reden, ist anzunehmen, dass sie hübsch interpretiert haben, was sie am Elternsprechtag von den Lehrern erläutert bekamen. Und
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