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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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verhilft einem zu diesem egoistischen Streben.
    Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, die in die „Auf-und-davon-Stimmung“ versetzen. Der Anblick eines von drei sorglosen Personen benutzten Bades, zum Beispiel.
    Hausfrauen, die sich gerade in einem seelischen Tief befinden, neigen nach diesem Anblick dazu, die Kleininserate ihrer Zeitung nach freien Garçonnièren zu durchsuchen, anstatt verknautschte Cremetuben geradezudrücken, feuchte Handtücher aufzuheben und munter singend den Schmutzrand von der Wanne zu entfernen.
    Bei mir tritt der Drang, den Haushalt auf- und abzugeben, immer dann besonders stark auf, wenn Handwerker im Haus sind. Und unter diesen sind es die Maurer, die mich eher zum Flüchten als zum Standhalten bringen.
    Damit sei nichts gegen Maurer gesagt, die eine ehrsame Berufsgruppe sind. Ich fürchte auch nicht den Schutt und Staub und die Mörtelspritzer, die sie nach getaner Arbeit auf Wänden und Böden hinterlassen.
    Getrost wasche ich einen Fußboden siebenmal und weiß, dass er bloß in nassem Zustand sauber glänzt, um gleich wieder trübgrau aufzutrocknen. Nach der zwölften Waschung, sage ich mir, wird er schon wieder!
    Was mich verzweifelt macht, ist die Sachlage, dass der Haushalt, auch während die Maurer mauern, weiterbetrieben werden muss.
    Und in welcher der auf dem Gang abgestellten Kisten mit vermischter Haushaltsware sind nun die Kaffeefilter? Und in welchem plastikumwickelten Kasten ist die Hose, nach der die Tochter schreit? Und wo sind die Deckel verborgen, auf dass ich das brodelnde Süppchen vor spritzendem Mörtel schützen kann? Und warum eigentlich bin ich das einzige Familienmitglied, das darauf Antwort wissen soll?
    Die Antwort ist die: Ein partnerschaftlicher Haushalt ist anscheinend nur eine Sache für sonnige Durchschnittstage. In herben Zeiten des Maurerbefalls aber legen sämtliche Familienmitglieder ihre mühsam erworbenen Pflichten eiligst wieder zurück und geben sie an die „Hausfrau und Mutter“ ab. Und das finde ich so unfair!

Hilfe, liebe Gäste!
    Es ist wirklich lobenswert, wenn Menschen, die bei uns für längere Zeit zu Gast sind, die Hände nicht nur andächtig in den Schoß legen, sondern auch ein wenig „zupacken“.
    Gepriesen seien die Gäste, die jeden Morgen ihr Leintuch frisch spannen, ihre Bartstoppeln aus unserem Waschbecken spülen und – so sie Durst überkommt – diesen in Eigeninitiative stillen können.
    Tiefere Eingriffe in den gastlichen Haushalt sind allerdings problematisch.
    Drei hilfreiche Gastdamen etwa, die einem partout in der engen Küche beim Nachtmahl-Kochen helfen wollen, können eine wahre Plage sein, wenn Dame eins, statt die Erdäpfel zu schälen, alle unsere Küchenladen nach einem Kartoffelschäler absucht, Dame zwei ständig gerade an der Schranktür lehnt, hinter der ein von uns dringlich benötigter Gegenstand lagert, und Dame drei nach dem Motto „Flaxen sind das Beste am Gulasch“ über den Wadschinken herfällt und ihn zu Brocken zersäbelt, die weder unser Mann noch unser Nachwuchs schlucken werden.
    Auch der liebe Freund, der uns befiehlt, „schön brav faul“ sitzen zu bleiben, und sich ans Kaffeekochen macht und uns dann alle zehn Sekunden hochjagt, weil er den Kaffee, den Zucker, die Milch, die Löfferln und den Wasserkessel nicht finden kann, macht uns eher nervös als locker und entspannt.
    Besonders zu fürchten sind die ganz selbstbewussten Gäste, die sich an Arbeiten machen, ohne den Gastgeber vorher über ihre edlen Absichten zu informieren. Arglos lässt man diese Leute – zum Beispiel – den Garten betreten, meinend, sie werden dort in der Sonne dösen oder schönen Gedanken nachhängen.
    Verschwitzt und stolz kommen diese Leute Stunden später ins Haus zurück und wollen gelobt werden. Sie haben alles Unkraut aus unseren Gemüsebeeten gezupft! Zwischen den Salathäupteln und den Spinatreihen, sagen sie, hat das Zeug ja nur so gewuchert!
    Da schluckt der Gastgeber dann und dankt matt und beherrscht. Dass das „Unkraut“ seine rege keimenden Winterrettiche und seine sorgfältig gehegte Sommerkohlsaat waren, verschweigt er.
    Es ist schon arg genug, keine Rettiche und keinen Kohl mehr zu haben. Ein Gast, der andauernd und klagend nachfragt, wie er denn „den Schaden bloß wieder beheben könne“, würde noch weit schlimmer sein.

5. Aktion Streicheleinheiten

Störung der Harmonie
    In vielen Ehen herrscht erfreulicherweise fast rund um die Uhr der Zustand totaler Harmonie. Das

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