Liebe mich! Liebe mich!
sie kurz.
War dies ein Traum?
Es musste ein Traum sein.
Aber die Hand, die ihre eiskalten Finger umfasste, war warm, und Jakes Lächeln war beinahe körperlich spürbar. Seine Lippen ließen sie sofort an seine Küsse denken. Und wie sie die kleinen Lachfältchen um die Mundwinkel liebte!
Das Ganze war also kein Traum, sondern das Verrückteste, was sie je in ihrem Leben angestellt hatte. Und das wollte einiges heißen.
Sie drückte seine Hand, und sofort erwiderte er ihren Druck. Nein, es war kein Traum.
Plötzlich fühlte sie sich getröstet, so als hätte er ihr mit dieser Geste gesagt: Keine Angst, Robin, alles ist vollkommen in Ordnung. Vielleicht hatte er ja recht. Er war ihr Halt, ihr Anker, genauso wie vor fünfzehn Jahren.
Schon damals hatte er sie aus einer peinlichen Situation befreit – und anderen gegenüber nie ein Wort verlauten lassen. Vor ein paar Tagen, als sie fast erfroren wäre, hatte er sie wieder gerettet, hatte sie in die Arme genommen und gewärmt. Er hatte ihr seine Liebe erklärt, er hing an ihrer Familie und liebte sein Kind, das noch gar nicht geboren war, bereits jetzt so sehr, dass er bereit war, sie zu heiraten, um sie zu schützen. Auch wenn er wusste, dass die Ehe nur auf dem Papier bestand und sie ihn morgen verlassen würde.
Wieder drückte er ihr die Hand und sah sie an. “Ich liebe dich”, sagte er kaum hörbar.
Ihre Lippen öffneten sich, und fast hätte auch sie geflüstert: Ich liebe dich. Denn sie liebte ihn.
Sie liebte Jake.
“Jake?”, fragte der Pfarrer. “Wollen Sie Robin zu Ihrer angetrauten Ehefrau nehmen?”
“Ja”, antwortete Jake leise und sah Robin unverwandt an. “Ich will.”
Eine Träne löste sich und rann über Robins Wange. Ihr Herz schlug heftig und die Knie wurden ihr weich.
“Und Sie, Robin, wollen Sie Jake zu Ihrem angetrauten Ehemann nehmen?”
“Ich will”, flüsterte sie.
“Die Ringe, bitte.”
Jake zog schnell das Kästchen mit den Ringen für Derek und Annie aus der Tasche. Dann runzelte er die Stirn, als ihm klar wurde, dass er keinen Ring für Robin hatte.
Hinter ihnen raschelte es. Ein Raunen ging durch die Kirche. Jake sah hoch und hob verwirrt die Augenbrauen. Robin drehte sich schnell um und riss die Augen auf. Ihre Großmutter war aufgestanden.
Alma May lächelte strahlend und kam auf sie zu. Zärtlich wischte sie die Träne von Robins Wange. “Ich habe immer gewusst, dass du eines Tages wieder nach Hause kommen wirst”, sagte sie leise mit bewegter Stimme.
Sie drehte sich zu Jake, und nach kurzem Zögern zog sie ihren goldenen Ehering, den sie über fünfzig Jahre lang getragen hatte, vom Finger.
Robin spürte, dass sich ihr Herz zusammenzog, und sie schüttelte den Kopf. Jake legte Alma May die Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten.
Aber Alma May schob seine Hand zur Seite und lächelte ihn an. “Das ist mein Geschenk”, sagte sie. “Der Ring wurde aus dem ersten Gold gemacht, das man hier in Forever fand. Dieses Gold hat unsere Stadt begründet, und es hat mich hierher gebracht. Aber nun hat es eine andere Aufgabe.”
Mit einem entschiedenen Nicken drückte sie Jake den Ring in die Hand und kehrte zu ihrem Platz zurück.
Jake schluckte. Er war wie erstarrt.
Robin blickte auf den schmalen Reif in seiner Hand. Sie hatte diese Geschichte wohl hundertmal gehört. Ihr Großvater hatte die Goldklümpchen in einem Bach gefunden, nördlich von Forever, und damit einen kleinen Goldrausch ausgelöst, der viele Menschen angezogen hatte. So war Forever entstanden. Er hatte dann aus diesem Gold den Ring anfertigen lassen, um Alma Mays Eltern zu beweisen, dass er nicht unvermögend war.
Aber damals war das alles gewesen, was er besessen hatte. Als es Alma May klar wurde, dass er wenig Geld hatte, waren sie bereits verheiratet und Eunice unterwegs gewesen. Aber sie liebte ihren Mann und war in Forever geblieben, obwohl ihre Familie sie zu überzeugen versucht hatte, die Stadt wieder zu verlassen.
“Können wir fortfahren?”, fragte der Pfarrer.
Der goldene Ring glänzte an Robins Hand, als Jake sie hochhob und über die Schwelle trug. Nach dem Empfang waren sie zu ihm nach Hause gefahren, denn er sehnte sich danach, sie in dieser Nacht in seinem Bett in den Armen zu halten.
Er wusste noch nicht, was er mit Alma Mays Ring tun sollte. Wenn er ihn zurückgab, musste er zugeben, dass die Hochzeit nur eine Farce gewesen war. Andererseits wollte er ihn auch nicht unter falschen Voraussetzungen behalten.
Als er
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