Liebe mit beschrankter Haftung
müssen. Jemand räuspert sich. Ich rühre mich nicht von der Stelle.
»Na, dann kann ich jetzt wohl gehen.« Endlich löse ich mich von Marko und wende mich Daniel zu, der Anstalten macht, sich zu erheben.
»Nein, Daniel, geh noch nicht. Lass uns … darüber reden.« Ich merke selbst, wie lahm das klingt, aber ich kann ihn doch jetzt nicht einfach gehen lassen.
»Was gibt es da noch zu reden? Herzlichen Glückwunsch.«
»Daniel, es tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Schließlich war es so abgemacht. Der Bessere sollte gewinnen. Mir war nur nicht klar, dass in deinen Augen der Bessere der mit dem dickeren Bankkonto sein würde.«
»Das hat damit überhaupt nichts zu tun«, begehre ich auf.
»Ach nein? Womit denn dann?«
»Mit, also … es ist …«
»Ja? Ich bin ganz Ohr.«
»Natürlich ist es gut zu wissen, dass Marko dem Kind eine gewisse materielle Sicherheit bieten kann, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich mich gegen dich entschieden habe.«
»Sondern? Was ist der Grund? Sag schon!«
»Die ganze Sache basiert auf der Idee von Eltern, die in Freundschaft miteinander leben.«
»Ich verstehe! Zu diesem Zweck ist dein langjähriger bester Freund natürlich absolut ungeeignet. Da nimmst du dir lieber irgendeinen Fremden, von dem du nicht das Geringste weißt. Das ist ja wirklich sehr überzeugend.«
»Aber du bist verliebt in mich«, platze ich damit heraus und plötzlich ist es so still am Tisch, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Daniel läuft dunkelrot an und ich bemerke leider zu spät, dass ich das vor Marko nun wirklich nicht hätte sagen dürfen. »Tut mir leid«, flüstere ich. »Ähm, Marko, hättest du was dagegen, uns kurz allein …«
»Ach was, er kann ruhig hierbleiben«, unterbricht mich Daniel. »Da dir meine Privatsphäre ja offensichtlich sowieso vollkommen egal ist.«
»Entschuldige, ich wollte nicht …«, setze ich an, aber er lässt mich nicht zu Wort kommen.
»Ach, schon gut. Marko gehört jetzt schließlich zur Familie! Da darf er ruhig wissen, dass dein bester Freund, den du immer als so eine Art Neutrum betrachtet hast, seit mehr als einem Jahrzehnt unglücklich in dich verliebt ist.«
»Daniel!« Schockiert sehe ich ihn an.
»Und nicht nur, dass ich dir als Partner nie gut genug war, jetzt bin ich es nicht mal wert, für deine schwachsinnigen Familienpläne in Betracht gezogen zu werden. Obwohl es dir da doch angeblich um eine, ich zitiere, platonische Beziehung geht.«
»Wenn du die Idee so schwachsinnig findest, was machst du dann überhaupt hier?«, mischt Marko sich ein, was ich in diesem Moment wirklich total daneben finde.
»Halt die Klappe«, herrsche ich ihn an. »Daniel, es ist doch nur … Ich kann doch nicht mit dir eine Familie gründen, wenn ich weiß, dass du eigentlich in mich verliebt bist.«
»Warum denn nicht?« Er sieht jetzt nicht mehr wütend aus. Aber traurig. »Schneewittchen, warum nicht?«
»Weil …«, ich hebe hilflos die Schultern, »weil das total unfair wäre. Wenn du Gefühle für mich hast, die ich aber nicht erwidere.«
»Ich verstehe.« Er nickt und erhebt sich langsam. »Nur eins musst du mir noch erklären.«
»Ja?«
»Inwieweit würde sich das von deinem jetzigen Arrangement unterscheiden?«
»Wie meinst du das?«
»Du bist bis über beide Ohren verknallt in den Typen. Er aber leider nicht in dich!« Mit einer für seine Verhältnisse geradezu eleganten Bewegung dreht er sich auf dem Absatz um, schnappt seinen Rucksack und seinen Mantel und rauscht ohne ein weiteres Wort von dannen. Sprachlos sehe ich ihm hinterher. Mühsam um meine Fassung ringend wende ich mich schließlich an Marko.
»Das ist nicht wahr«, beteuere ich. »Ich bin nicht in dich verliebt.«
»Ich weiß. Ich auch nicht in dich.« Stumm sitzen wir vor den Resten unseres Essens, der Appetit ist mir gründlich vergangen. Kati spielt mit dem Plastikhammer herum.
»Ich hatte mir das alles irgendwie lustiger vorgestellt«, erklärt sie bedrückt.
»Lustiger?«
»Jedenfalls bin ich jetzt deprimiert.«
»Frag mich mal.« Ich widerstehe nur mühsam der Versuchung, Daniel hinterherzulaufen. Aber wahrscheinlich würde das sowieso nichts bringen, so wütend, wie er im Moment ist.
»Möchtet ihr vielleicht noch ein Dessert?«, schlägt Marko ein wenig hilflos vor und hält uns die Speisekarte entgegen. Kati wiegt unschlüssig den Kopf und nickt schließlich.
»Warum nicht?«
Nachdem wir bestellt haben, begleicht Marko die gesamte Rechnung und
Weitere Kostenlose Bücher