Liebe mit beschrankter Haftung
mein bester Freund, aber wir stehen uns gegenüber wie zwei Fremde.
»Es tut mir ehrlich leid. Ich wollte dir nicht wehtun.«
»Das weiß ich.« Etwas ermutigt trete ich einen Schritt näher.
»Sag mir, wie ich es wiedergutmachen kann.«
»Du musst nichts gutmachen, Schneewittchen.«
»Ehrlich nicht?« Mir fällt ein Stein vom Herzen.
»Nein.«
»Dann sind wir noch Freunde?« Er sieht mich einen Moment lang schweigend an, dann schüttelt er den Kopf. Es fühlt sich an, als würde mir jemand einen Schlag in den Magen versetzen. »Ist das jetzt die Strafe? Weil ich mich gegen dich entschieden habe?«
»Nein, Mia, das ist keine Strafe. Ich muss mich nur endlich vor dir in Sicherheit bringen.« Ungläubig sehe ich ihn an. »Ich liebe dich. Du liebst mich nicht. Ich brauche Abstand. Bitte lass mich in Ruhe.« Damit geht er an mir vorbei und die Straße hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen, während ich ihm fassungslos hinterherschaue.
Am nächsten Tag beginnt die Nachricht langsam in mein Bewusstsein vorzudringen. Aber so ganz kann ich es noch immer nicht glauben. Daniel hat mit mir Schluss gemacht. Und dabei waren wir ja noch nicht einmal zusammen. Was die Sache nicht besser macht, eher schlimmer. Ich versuche, mir ein Leben ohne Daniel vorzustellen, aber es fühlt sich etwa so an, als sollte ich auf meinen linken Fuß verzichten. Gerade denke ich darüber nach, wie viel Sinn es macht, noch mal bei ihm vorbeizufahren, als sich der Teststreifen, den ich soeben in meinen Urin getunkt habe, knallrosa verfärbt. Ich schnappe nach Luft und lasse vor Schreck das Stäbchen fallen. Als ich es wieder vom Fußboden aufhebe, ist die Linie immer noch da. Kein Zweifel. Ich bin so aufgeregt, dass ich sogar Daniel kurzzeitig vergesse. Hektisch krame ich nach der Gebrauchsanweisung. »Ein LH-Anstieg liegt vor, wenn sowohl die Testlinie als auch die Kontrolllinie sichtbar sind und die Testlinie gleich oder dunkler gefärbt ist als die Kontrolllinie. Der LH-Anstieg erfolgt circa 24 – 36 Stunden vor der Freisetzung einer Eizelle aus dem Eierstock.« Noch einmal vergleiche ich die beiden Linien auf dem Teststäbchen. Kein Zweifel. Es ist höchste Zeit, das Bett frisch zu beziehen.
Am Abend tigere ich um kurz vor halb sieben nervös durch meine Wohnung und werfe alle dreißig Sekunden einen prüfenden Blick in den Spiegel. Meine armen Nerven! Idefix, den ich ins Wohnzimmer verbannt habe, winselt kläglich. Ich öffne die Wohnzimmertür und sogleich springt mir mein Hund fröhlich entgegen. Noch einmal erkläre ich ihm geduldig, dass er heute Nacht leider hier schlafen muss, weil seine ständige Pupserei möglicherweise empfängnisverhütend wirken könnte. Erstaunt sieht er mich aus seinen dunklen Knopfaugen an und leckt mir zärtlich über die Hand. Doch kaum mache ich Anstalten, ihn wieder alleine zu lassen, beginnt er laut zu wimmern. Na schön. Dann eben Bestechung. Aus der Abstellkammer hole ich einen riesigen Kauknochen, der fast größer ist als Idefix selbst und plötzlich scheint die Aussicht auf eine Nacht ohne sein Frauchen gar nicht mehr so schrecklich zu sein. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, stürzt er sich auf das Ungetüm und schleppt es zu seinem Körbchen, das ich für heute neben das Sofa gestellt habe. Voller Hingabe beginnt er zu kauen und ich schließe lautlos die Türe hinter mir. Dann kontrolliere ich noch einmal mein Schlafzimmer, das von Dutzenden Teelichtern in warmes Licht getaucht ist. Geradezu romantisch. Bei diesem Gedanken erschrecke ich kurz. Schließlich sollen derartige Begriffe in meiner Beziehung zu Marko außen vor bleiben. Dennoch, ich habe es nun einmal gerne gemütlich beim Sex, zudem ist Kerzenlicht äußerst schmeichelhaft und ich habe wirklich keine Lust, mir am heutigen Abend Gedanken über meine Zellulite zu machen. Einer der wichtigsten Faktoren, um schwanger zu werden, ist, das habe ich hundertfach im Internet gelesen, Entspannung. Deshalb habe ich eben auch schon ein warmes Schaumbad genommen und mich danach in meine schönste, schwarze Spitzenwäsche und ein kuscheliges, hellgraues Wollkleid geworfen, das meine Figur vorteilhaft zur Geltung bringt, ohne zu beengen. Leider hat es überhaupt nichts genützt. Das Herz schlägt mir bis zum Hals und ich zittere am ganzen Körper vor Aufregung. Ein, zwei Gläser Prosecco wären genau das Richtige, um meine Nerven zu beruhigen, aber das wäre wohl keine so gute Idee. Das Klingeln der Türglocke reißt mich aus meinen
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