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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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an ein Paar, umwirbelt von Schneeflocken, das küssend auf dem Kirchenvorplatz steht. Bevor nun auch noch sanfte Geigenmusik einsetzt, verscheuche ich den Gedanken wieder. Mist.
    »Ich gebe zu, dass ich ihn attraktiv fand. Aber das habe ich doch auch nie geleugnet. Du hast selbst gesagt, dass es ein Urinstinkt ist, sich den schönsten Mann auszusuchen. Wegen der genetischen Fitness.«
    »Ja, ja, schon gut.« Sie sieht mich mitleidig an.
    »Was mache ich denn jetzt?«
    »Ich glaube nicht, dass du gerne hörst, was ich dir jetzt sage. Aber meiner Meinung nach hast du nur eine Möglichkeit. Also, eigentlich zwei. Entweder es ist noch mal gutgegangen und du bist nicht schwanger. Dann solltest du schleunigst die Finger von dem Kerl lassen.« Sofort wünsche ich mir nichts sehnlicher, als schwanger zu sein. Ja, ich lege sogar schützend eine Hand auf meinen Unterleib, was von Kati mit einem Augenrollen kommentiert wird. »Ist schon klar. Na schön, falls es doch geklappt hat, kann man nur hoffen, dass der Kerl sich an die Abmachung hält.«
    »Und sich mit der Zeit auch in mich verliebt«, ergänze ich hoffnungsvoll.
    »Ja, genau«, kommt es wenig überzeugt zurück. »Hat er denn mittlerweile irgendwas unterschrieben?«
    »Ja.« Ich reiche ihr den Vertrag.
    »Na, wenigstens etwas.«
    »Du bist keine große Hilfe, finde ich.«
    »Tut mir leid. Ich kann einfach nicht glauben, in was für einen Schlamassel du dich mal wieder reingeritten hast.«
    »Musst du gerade sagen.«
    »Hast Recht. Jetzt lebe ich bald mit einem Mann und einem Schreihals in einer Wohnung. Furchtbar.« Ich finde das eigentlich eine schöne Vorstellung, aber Kati macht ein Gesicht, als stünde ihr ein Leben am Polarkreis bevor. Das ist nämlich so ziemlich das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. In einem Haus aus Eis zu wohnen. Ohne Heizung. Kati dagegen wird zu Paul in seine Achtzig-Quadratmeter-Altbauwohnung im schicken Stadtteil Winterhude ziehen. Ich finde, man kann es schlechter treffen.
    »Du Arme«, spotte ich deshalb, »deine Probleme möchte ich haben.«
    »Versprichst du mir, diesen dummen Plan aufzugeben, wenn der Schwangerschaftstest negativ ist?«
    »Aber ich …«
    »Jetzt mal ganz im Ernst. Ich sage es nur ungern, aber im Nachhinein muss ich Daniel Recht geben. Ganz offensichtlich kennt er dich doch noch ein bisschen besser als ich, und er wusste, dass du in den Kerl verliebt bist, bevor es dir selber klar war. Damit ist eure ganze großartige Idee natürlich hinfällig. Und ich muss sagen, in dem Fall hättest du dich tatsächlich besser für Daniel entschieden.«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Da wusste ich noch nicht, dass es doch wieder dein Herz war, das entschieden hat. Und nicht deine Mu… Entschuldigung, deine Vagina.«
    Ich starre einen Moment schweigend vor mich hin, dann frage ich: »Hast du was von ihm gehört? Von Daniel?« Sie nickt. »Wie geht es ihm?«
    »Okay.«
    »Meinst du, er meldet sich bei mir?«
    »Würde ich nicht mit rechnen.«
    »Was mache ich denn bloß?« Sie legt mir beruhigend eine Hand aufs Knie.
    »Eins nach dem anderen. Du wartest jetzt erst mal ab, was der Schwangerschaftstest ergibt. Und dann kannst du weitersehen. Ich bin eigentlich fast sicher, dass sich die Sache von selbst erledigt. So schnell wird man nicht schwanger.«
    »Du schon.«
    »Ja, ich schon.«
    Fünf Schwangerschaftstests unterschiedlicher Marken liegen vor mir auf dem Badewannenrand. Mein Blick gleitet von einem Anzeigefeld zum nächsten. Hier zwei rosafarbene Striche, da ein blaues Kreuz, dort das Wort Schwanger. Das Ergebnis ist wohl ziemlich eindeutig. Ich setze mich auf den Badezimmerfußboden und horche in mich hinein. Wie fühle ich mich? Wen möchte ich anrufen? Ich fühle gar nichts und möchte jetzt am liebsten mit Daniel sprechen. Weil das nicht geht, erhebe ich mich seufzend von den Fliesen und beschließe, erst mal einen Spaziergang zu machen, um den Kopf frei zu bekommen.
    Als ich vor die Tür trete, scheint die Sonne vom strahlend blauen Februarhimmel, sodass ich die Augen zukneifen muss. Die kalte Winterluft weht mir ins Gesicht und ich ziehe meinen dicken, bunten Wollschal bis über die Nase hoch. Bedächtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Während ich an der Ampel auf Grün warte, tritt eine hochschwangere Frau neben mich, die aussieht, als hätte sie einen Medizinball verschluckt. Sie lächelt mich freundlich an und ich lächele zurück. Dann springt die Ampel um, und ich gehe weiter. Vorbei an einer

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