Liebe mit beschrankter Haftung
Partnerin.
Hamburg, den …
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(Mia Sommer) (Marko Graf) (Klaus Schmidt,
Rechtsanwalt)
Die nächsten Tage versuche ich, mich so gut wie möglich mit Arbeit abzulenken, schaue aber dennoch alle dreißig Minuten auf mein Handy und bin jedes Mal enttäuscht, dass ich von Marko nicht das geringste Lebenszeichen erhalte. Keine SMS, kein Anruf, keine E-Mail, nichts. Nach drei Tagen kommt der Vertrag vom Anwalt und ich habe endlich einen guten Grund, seine Nummer zu wählen.
»Graf!«
»Hier ist Mia.«
»Hi.«
»Hi!«
»Was kann ich für dich tun?« Allein beim Klang seiner Stimme bekomme ich Herzklopfen, dieses verfluchte Oxytocin will offensichtlich noch nicht nachlassen. Aber Marko darf auf keinen Fall mitbekommen, dass irgendetwas nicht nach Plan läuft. »Mia? Bist du noch da?«
»Der Vertrag. Ich rufe an wegen des Vertrags«, sage ich deshalb betont sachlich. »Ich habe einen Entwurf hier bei mir liegen, wenn du magst, komm doch heute Abend vorbei.«
»Reicht es nicht, das zu machen, falls du wirklich schwanger bist?«
»Nein.«
»Okay«, antwortet er friedfertig, während ich noch über eine gute Begründung nachdenke. »Dann komme ich nach der Arbeit vorbei. So gegen sieben?«
»Ich wollte mir heute Abend ein Gemüsecurry kochen. Willst du mitessen?«
»Du kochst für dich alleine?«
»Als werdende Mutter kann ich mich doch nicht von Fast Food ernähren. Aber zu zweit ist es natürlich immer netter. Und lohnt sich auch mehr.« Ich sage es beiläufig, lausche aber gespannt in den Hörer.
»Na dann, klar, ich esse gerne mit.«
»Schön. Dann bis nachher.«
»Bis dann!« Freudestrahlend lege ich den Hörer auf und tanze durch die Wohnung. Erst als mich der höchst verwunderte Blick von Idefix trifft, halte ich inne. Tanzen kann ich immer noch, jetzt habe ich erst mal eine Menge zu tun. Ich muss ein einfaches und trotzdem genießbares Curryrezept auftreiben. Lebensmittel einkaufen. Das erste Curry meines Lebens kochen.
Um kurz vor sieben lasse ich die letzte Schale vom Indischen Bestellservice im Papierkorb verschwinden, während gleichzeitig mein Drucker rattert und es an der Tür klingelt. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel bestätigt mir, dass ich hübsch, aber nicht aufgedonnert aussehe: sorgfältig geschminkt, die Haare leicht strubbelig, knackig enge Jeans und einen weichen, dunkelroten Kaschmirpullover. Im Türrahmen werfe ich mich in Pose und beobachte von oben, wie Marko die Treppe zu meiner Wohnung erklimmt.
»Wow, du siehst toll aus«, ist das Erste, was er sagt, und ich werde rot vor Freude.
»Dankeschön. Du bist auch nicht übel.« Das ist die Untertreibung des Jahrtausends.
»Vielen Dank.« Er beugt sich zu mir runter und ich halte ihm erwartungsvoll mein Gesicht entgegen. Zu spät erkenne ich, dass er mir lediglich ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange geben wollte, statt mich, wie erhofft, leidenschaftlich auf die Lippen zu küssen. So landet er irgendwo an meinem Mundwinkel und ich lache verlegen. Dabei bin ich eigentlich enttäuscht. Nach allem, was wir vor vier Tagen miteinander im Bett veranstaltet haben, gibt’s jetzt nur scheue Wangenküsschen?
»Komm doch rein!« Im Flur beugt er sich zu Idefix hinunter, der ihn mit einem gnädigen Schwanzwedeln begrüßt, und hält dann schnuppernd die Nase in die Luft.
»Hm, riecht das gut hier. Hattest du nicht gesagt, du kannst nicht kochen?« So ein Mist. Jetzt fällt es mir wieder ein, das habe ich tatsächlich gesagt. Und zwar, als es darum ging, wie wir die häuslichen Pflichten zwischen uns aufteilen wollen.
»Stimmt, ich kann nicht kochen«, sage ich zerknirscht, während wir die Küche betreten. Zum Beweis hebe ich den Deckel meines Mülleimers an. »Das Curry ist vom Lieferservice.«
»Aber hast du nicht gesagt …?«
»Ich wollte es wirklich selber versuchen, aber dann habe ich mich gerade noch rechtzeitig darauf besonnen, dass ich auf dem Gebiet völlig talentfrei bin«, rede ich mich raus und hoffe, dass er mich jetzt nicht für komplett durchgeknallt hält. Aber er sieht eigentlich ganz amüsiert aus.
»Ach, schade, und ich dachte schon, ich würde die nächsten achtzehn Jahre mit einer exzellenten Köchin verbringen.«
»Leider nicht.« Bedauernd hebe ich die Schultern. »Aber ich kenne jeden Lieferservice der Stadt und das hier …«, ich hebe den Deckel des Topfes, in dem das Curry verführerisch vor sich
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