Liebe mit beschrankter Haftung
Wohnungsbesichtigung fort. »Diese beiden Zimmer sind etwa gleich groß, du kannst dir aussuchen, welches du haben möchtest.«
»Das hier«, sage ich spontan, denn es hat einen kleinen, verschnörkelten Balkon. Ich trete nach draußen und sehe hinunter auf den Hinterhof mit der kleinen, von kahlen Bäumen umsäumten Rasenfläche. Im Sommer hat man hier bestimmt einen tollen Ausblick ins Grüne. Marko zieht mich weiter in einen kleineren Raum mit niedlichem Erkerfenster.
»Das Kinderzimmer«, sagen wir wie aus einem Mund und schon entsteht es vor meinem inneren Auge. In frischem Gelb gestrichene Wände, eine Borte aus Teddybären, ein Himmelbett, die dazu passende Wickelkommode …
»Und du bist sicher, dass wir das hinkriegen?«, frage ich, um mich selbst wieder auf den Teppich zu bringen. »Ich meine, im Moment ist es doch noch eine ziemliche …«
»Bruchbude?« Gott sei Dank, er hat also doch noch nicht allen Sinn für die Realität verloren. Ich nicke erleichtert. »Mach dir keine Sorgen. Das ist nicht die erste Wohnung, die ich auf Vordermann bringe. Ist sozusagen mein Hobby. Und die Miete ist unschlagbar günstig. Vier Zimmer mitten in Eppendorf, das bekommst du zu dem Preis sonst nicht.«
»Ich habe zwei linke Hände«, betone ich zur Sicherheit noch einmal. »Und außerdem bin ich schwanger.« Er lacht und legt die Arme um mich.
»Habe ich kapiert, Prinzessin. Keine Sorge, bis du hier einziehst, ist alles komplett fertig renoviert.« Ich schmiege mich an ihn. »Meine Wohnung sah übrigens auch mal so aus.«
»Wow.« Ich bin ehrlich beeindruckt, denn auch wenn ich ihn nur einmal ganz kurz besucht habe, ist mir dieser Traum von einer Altbauwohnung noch lebhaft in Erinnerung.
»Willst du sie dir vielleicht noch mal angucken? Ist ja nur zwei Häuser weiter.« Verführerisch lächelt er mich an.
»Du willst, dass ich mit zu dir nach Hause komme?«
»Na klar. Wir haben doch was zu feiern.«
»Du kannst mich aber danach nicht einfach in die Nacht hinausschicken!«
»Wonach?« Er grinst frech. Ich haue ihm auf den Oberarm.
»Im Ernst. Das geht nicht. Wenn du dein Bett für dich alleine haben willst, dann müssen wir zu mir fahren.« Einen kurzen Augenblick sieht er mich nachdenklich an, dann schüttelt er den Kopf.
»So lange kann ich nicht warten.«
Mitten in der Nacht wache ich auf und sehe mich verwirrt um. Wo bin ich? Der Vollmond scheint durch die schmalen, hohen Fenster herein und taucht das Zimmer in schummriges Licht. Schwarzer Kleiderschrank, Flachbildfernseher, breites Bett mit schwarzer Satinbettwäsche. Ich kuschele mich zurück in die Decke und warte darauf, dass Marko zurückkommt. Wahrscheinlich bin ich aufgewacht, weil er aufgestanden ist, um aufs Klo zu gehen. Die Minuten verstreichen. So lange kann doch kein Mensch im Badezimmer bleiben. Ich wühle mich aus dem Deckenberg und tapse, nur mit Markos T-Shirt bekleidet, barfuß über den Parkettfußboden in Richtung des karg, aber geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmers. Auf der Couch liegt, in eine braune Wolldecke gewickelt, Marko und schläft tief und fest. Deutlich lauter stampfe ich die letzten paar Schritte auf ihn zu. Baue mich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Räuspere mich. Er rührt sich nicht. Entschlossen greife ich nach der Decke und zerre daran.
»Was soll denn das?«, fragt er, ohne die Augen zu öffnen.
»Das wollte ich dich auch gerade fragen. Warum schläfst du auf dem Sofa?«
»Weil du schnarchst.«
»Ich schnarche nicht!«
»Bitte lass meine Decke los.«
»Ich denke ja gar nicht daran.« Mühsam rappelt er sich auf und sieht mich vorwurfsvoll von unten herauf an.
»Dir kann man es aber wirklich schwer recht machen«, seufzt er, »jetzt lasse ich dich schon hier schlafen und dann ist es immer noch nicht richtig.«
»Du lässt mich …?«, wiederhole ich.
»Wie würdest du das denn nennen, wenn du hier übernachtest, obwohl ich lieber alleine schlafe.« Eine Stimme in mir sagt, dass er damit nicht mal Unrecht hat, aber eine viel lautere Stimme schreit beleidigt auf.
»Okay, wenn es so unerträglich ist, neben mir zu schlafen, dann gehe ich eben!« Ich laufe zurück ins Schlafzimmer, wo ich in Windeseile meine Klamotten zusammensuche. Wo zum Teufel ist meine Unterhose? Das darf doch nicht wahr sein. Von allen Sachen kann ich ausgerechnet meinen Slip nicht finden? So etwas passiert doch sonst nur im Film. Weil ich von draußen Schritte höre, ziehe ich notgedrungen die Jeans einfach so an, was übrigens
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