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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Mutter mit einem Kinderwagen an der einen und einem kleinen Mädchen an der anderen Hand. Schließlich lasse ich mich auf einer Bank nieder, beobachte die Spaziergänger und wundere mich darüber, dass offensichtlich jede einzelne Frau in Hamburg entweder hochschwanger oder Mutter zu sein scheint. War das schon immer so? Irgendwann wühle ich aus meiner Handtasche mein Telefon hervor. Einmal tief durchgeatmet, dann wähle ich mit zitternden Fingern Markos Nummer. Schon nach dem ersten Klingeln geht er dran.
    »Ich hatte gehofft, dass du anrufst.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Du hast dich nach unserem letzten Treffen gar nicht mehr gemeldet. So etwas darfst du doch nicht mit mir machen, da komme ich mir doch benutzt vor. Wie ein Lustknabe, an dem du dich befriedigst, wie es dir passt.«
    »Aber so ist das doch gar nicht«, beeile ich mich zu beteuern, doch ehe ich zu weiteren Ausführungen ausholen kann, unterbricht er mich lachend.
    »Doch, genauso ist es. Und das ist auch gut so.«
    »Ach so, ja. Klar.« So ein Mist.
    »Und? Treffen wir uns heute Abend?« Seine Stimme hat wieder diesen verführerischen Unterton, sodass ich beinahe vergesse, aus welchem Grund ich eigentlich angerufen habe.
    »Von mir aus. Ich … Wir haben was zu feiern«, stoße ich hervor und plötzlich herrscht Totenstille am anderen Ende der Leitung. Ich umklammere mein Telefon so heftig, dass meine Hand wehtut, und lausche atemlos. Jetzt sag doch was. Irgendwas. Aber am liebsten, dass du außer dir bist vor Freude.
    »Das gibt es doch nicht.« Begeistert klingt er nicht. Eher perplex. »Du bist schwanger? So schnell?«
    »Ich habe fünf Tests gemacht. Kein Zweifel möglich.«
    »Das ist ja …«
    »Ja?«
    »Großartig!«
    »Wirklich?« Ich bin so erleichtert, dass ich beinahe das Handy fallen lasse.
    »Natürlich! Wahnsinn!«
    »Ja. Wahnsinn.« Mich überschwemmt eine Welle von Glücksgefühlen und erst jetzt realisiere ich, was hier gerade passiert. Ich bin schwanger. Endlich. Seit zehn Jahren warte ich auf diesen Moment, was rede ich, seit ich mit drei Jahren mein erstes Puppenkind geschenkt bekommen habe. Und auch wenn meine Träume von einer Familie damals ein bisschen anders aussahen, so stimmen doch wenigstens die Eckdaten. Ein gutaussehender Mann, ein wunderhübsches Kind und ich.
    Nur ein paar Stunden später stehe ich in einem riesigen Raum mit hohen Decken. Große Flügeltüren, an denen der Lack abblättert, führen in ein weiteres Zimmer. Entsetzt sehe ich mich um. Renovierungsbedürftig ist gar kein Ausdruck. Diese Wohnung ist vollkommen verfallen. Der Putz rieselt von den Wänden, die hässliche braun-orange Tapete hängt in Fetzen von der Wand, ein fleckiger Teppich undefinierbarer Farbe bedeckt den Fußboden. Marko, der mich durch den langen, gebogenen Flur zum nächsten Raum führt, scheint diese Missstände überhaupt nicht zu bemerken.
    »Und sieh dir das an, eine riesige Wohnküche«, erklärt er begeistert und öffnet eine blaue Tür, die mit einem hässlichen Quietschen aufschwingt. Dahinter kommt ein großer, quadratischer Raum zum Vorschein, dessen Wände bis auf halbe Höhe mit altmodischen blau-weißen Kacheln gefliest sind. In einer Ecke steht einsam und verlassen eine schmutzig weiße Spüle, und der Boden ist mit dem hässlichsten Linoleum ausgelegt, das ich je gesehen habe. Die Farbe erinnert an angelaufene Leberwurst. »Toll, was?«
    »Sehr toll.« Er nimmt den ironischen Unterton in meiner Stimme nicht wahr.
    »Wir könnten eine hellblaue Küchenzeile einbauen, sieh doch nur, diese alten Fliesen, kaum eine ist kaputt.« Ich zähle kurz durch und komme immerhin auf ein gutes Dutzend gesprungene Kacheln. »Hier kommt ein robuster Holztisch hin, so ein richtig großer, an dem man mit vielen Leuten essen kann. Und der Boden, schau mal …« Er hockt sich in eine Ecke und reißt mit einem Ruck an dem Leberwurstlinoleum. »Holzdielen.« Er strahlt wie ein kleiner Junge. »In der ganzen Wohnung. Das heißt, wir reißen einfach den ganzen Quatsch raus, schleifen die Dielen ab und schon haben wir den tollsten Fußboden.« Seine blauen Augen leuchten, während er sich in der Küche umschaut. Weil ich ihm nicht die Freude verderben will, lasse ich auch noch einmal meinen Blick schweifen und stelle mir vor, wie man diesem heruntergekommenen Raum neuen Glanz verleihen könnte. Ja, doch, es wäre möglich. Mit einer modernen Küche. Farbe an den Wänden. Und einer Menge Arbeit. Marko greift nach meiner Hand und fährt mit der

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