Liebe mit beschrankter Haftung
kein besonders angenehmes Gefühl ist. Als mein Kopf oben aus dem Pullover wieder hervorkommt, steht Marko mit verschränkten Armen im Türrahmen. Im Gegensatz zu mir trägt er eine Unterhose. Sonst allerdings nichts.
»Was machst du denn da?«
»Wonach sieht es denn aus? Ich ziehe mich an.«
»Warum?«
»Weil ich nach Hause fahre.«
»Jetzt?«
»Ja.« Ich will ihm sagen, dass er sein wundervolles Bett für sich alleine haben kann. Dass ich nie wieder bei ihm übernachten werde. Und auch nie wieder mit ihm schlafen. Dass er mich nie wiedersehen wird. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich schwanger von ihm bin. Deshalb verkneife ich mir meine Versprechungen, die ich dann doch nicht werde halten können, und rausche einfach nur hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Im Flur reiße ich meinen Mantel von der Garderobe und steige gleichzeitig in meine Stiefel. Marko, der mir gefolgt ist, beobachtet mich kopfschüttelnd.
»Ich finde, du solltest lieber hierbleiben.«
»Ist dir eigentlich klar, dass du mich verletzt?«, frage ich.
»Wieso? Weil ich lieber auf dem Sofa schlafe, als wach neben dir im Bett zu liegen?« Okay, hier komme ich ganz offensichtlich nicht weiter. Und obwohl ich eigentlich nicht die geringste Lust dazu habe, mitten in der Nacht raus in die Kälte zu laufen, muss ich das jetzt wohl durchziehen. Mit einem langen Schritt bin ich an der Tür und öffne sie.
»Du bist ein echter … Emotionskrüppel«, sage ich wütend, bevor ich fluchtartig die Wohnung verlasse.
»Na und? Das hast du doch vorher gewusst«, ruft er mir hinterher und dann stehe ich alleine im dunklen Treppenhaus.
Kapitel 15
Draußen ist es kalt und ein leichter Nieselregen sprüht mir ins Gesicht. Ratlos sehe ich die menschenleere Straße hinunter. Hier wird sich mit ziemlicher Sicherheit kein Taxi her verirren, wenn ich es nicht rufe. In meiner Handtasche krame ich nach meinem Handy, aber eigentlich fühle ich mich nicht imstande, jetzt einfach so nach Hause zu fahren. Ich muss dringend mit jemandem sprechen. Statt der Nummer der Taxizentrale wähle ich die von Kati und bin erleichtert, als ich ein Freizeichen höre. Sie hat also ihr Handy nicht ausgeschaltet.
»Hallo?«, meldet sich eine männliche Stimme.
»Paul«, sage ich peinlich berührt, »hab ich dich geweckt?«
»Äh, nun ja, es ist halb vier.«
»Richtig. Entschuldige bitte. Ich wollte eigentlich Kati sprechen.«
»Muss ich sie jetzt unbedingt wecken?«, flüstert er. »Sie schläft nämlich gerade so tief, und dabei behauptet sie sonst immer, dass sie bei mir kein Auge zubekommt.«
»Wer ist das? He, ist das mein Handy?«, höre ich Kati im Hintergrund sagen.
»Jetzt ist sie wach.« Er seufzt. »Ich geb sie dir.«
»Danke. Und Entschuldigung.«
»Schon gut.«
»Mia, was ist los?« In diesem Moment verwandelt sich der harmlose Niesel- in einen ausgewachsenen Platzregen und noch bevor ich im Hauseingang Unterschlupf finde, sind meine Haare und Klamotten schon klatschnass.
»Kati«, wimmere ich in den Hörer.
»Wo bist du denn?«
»Ich stehe vor Markos Haus und es gießt in Strömen.«
»Dann geh wieder rein.«
»Das geht nicht. Wir haben uns gestritten.«
Eine Viertelstunde später sitze ich, in eine warme Decke gehüllt, eine Tasse Tee vor mir, an Pauls Küchentisch, während selbiger sich wieder in Richtung Schlafzimmer verzieht.
»Tausend Dank, dass du mich abgeholt hast«, rufe ich ihm voll des schlechten Gewissens hinterher.
»Gern geschehen. Gute Nacht.«
»Nacht.« Schuldbewusst schiele ich zu Kati hinüber, die mir gegenübersitzt und aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herauskommt.
»Eins muss man dir lassen, du schaffst es wirklich, jede Situation in ein Drama zu verwandeln.«
»Ja, ich habe wohl etwas überreagiert«, gebe ich zu. »Aber dass es draußen Bindfäden regnet und dein Freund dann auch noch im Pyjama losfährt, um mich abzuholen, dafür kann ich nun wirklich nichts. Wo hat er den eigentlich her?«
»Wen?«
»Na, den Pyjama.«
»Ach so.« Sie verzieht das Gesicht. »Von seiner Mutter. Sie schenkt ihm jedes Jahr zu Weihnachten einen. Und jetzt halt dich fest: Er bügelt ihn sogar.«
»Das habe ich gehört«, kommt Pauls Stimme aus dem Schlafzimmer.
»Du bist einfach ein schlimmer Spießer«, ruft Kati ihm zu und flüstert dann: »Die Wände sind dünn wie Papier. Das kann heiter werden, wenn das Baby erst da ist.«
»Das Baby«, sage ich erschrocken und sehe auf ihren Bauch. In der ganzen Aufregung hatte ich das
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