Liebe mit Schuss
haben Probleme mit den Leitungen. Waren wir für heute verabredet, Mr. Santoni? Ich glaube nicht, dass ich Sie in meinem Terminkalender vermerkt habe.«
Nick breitete lächelnd die Arme aus. »Was soll denn dieses ›Mr. Santoni‹-Gerede? Wie oft habe ich Sie jetzt schon gebeten, mich Nick zu nennen? Wir sind doch nicht nur Geschäftspartner, wir sind doch auch Freunde. Sicher können Sie ein Minütchen für mich erübrigen.«
»Sicher.« Harlans Stimme zitterte kaum merklich.
»Ach übrigens, hübsches Heim haben Sie. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Kirchenmänner auf so großem Fuße leben. Marmorsäulen im Foyer. Und da dachte ich, dass ihr Christen nur Schätze im Himmel sammelt.« Er zwinkerte verschmitzt. »Sie konnten’s wohl nicht bis dahin aushalten, was, mein Freund?«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Harlan eisig. Er nahm sich ein Papiertaschentuch und wischte sich die Oberlippe ab.
Nick ließ sich auf einem Stuhl vor Harlans Schreibtisch nieder. Reed setzte sich auf ein Sofa an der Wand.
»Ich wünschte, ich würde gute Nachrichten bringen, mein Freund«, hob Nick an, »aber die Familie verlangt von mir, dass ich einen höheren Prozentsatz von Ihnen fordere, so Leid es mir tut. Sie können mir glauben, ich habe wirklich alles versucht, sie davon abzubringen.«
Harlan begriff nicht. »Aber wir haben doch schon eine Vereinbarung. Ein Gentlemen’s Agreement.«
»Stimmt, und die Familie Santoni ist eine ehrenwerte Familie, aber Ihre Umstände haben sich nun mal geändert. Sie sind jetzt prominent, Ihr Bekanntheitsgrad hat in den letzten Jahren wahre Sprünge gemacht.« Er hielt inne. »Und ich möchte mir zugute halten, dass ein Teil dieses Erfolgs auf meine bescheidenen Bemühungen zurückzuführen ist.«
Harlan schwieg.
»Unglücklicherweise erhöht sich mit Ihrem Ruhm auch Ihr persönliches Risiko, und bei dem, was Sie uns im Moment zahlen, kann ich Ihre Sicherheit höchstens noch in Ihrem Heimatstaat garantieren. Das Reisen ist viel gefährlicher für Sie geworden.«
Harlan und Reed wechselten einen Blick. »Meine Ausgaben sind jetzt schon astronomisch«, erklärte Harlan.
»Wir reden hier doch nur über fünf Prozent mehr. Ich weiß, das klingt erst einmal nach sehr viel, und ich verstehe Ihre Situation ja auch, aber mein Onkel ist nun einmal nicht umzustimmen. Ich bedaure.«
Harlan presste die Fingerspitzen an die Schläfen, sagte aber immer noch nichts.
Nick wartete und strich dabei abwesend über die dünne Narbe, die sich von seiner linken Augenbraue über den Wangenknochen zog und die er sich als Jugendlicher bei einem Kampf mit einem verfeindeten Bandenchef in New Jersey zugezogen hatte. Der Arzt hatte die Wunde noch nicht ganz vernäht, da hatte man die Leiche des anderen bereits in einem Straßengraben gefunden.
Diese Narbe tat Nicks Aussehen jedoch keinen Abbruch, sie verlieh ihm lediglich einen etwas härteren Ausdruck, den Frauen durchaus anziehend fanden; ja, Nick hatte Erfolg beim weiblichen Geschlecht. Er, der seit Jahren als Kronprinz des Santoni-Clans gehandelt und erzogen worden war, war kultiviert und gepflegt und besaß ein weltmännisches Auftreten. Den New-Jersey-Slang seiner Kindheit hatte er längst abgelegt und sprach nun in gemessenen, einprägsamen Silben. Er wirkte eher wie ein Bankier oder ein Anwalt.
»Sie sehen nicht gut aus, Harlan«, bemerkte Nick.
Harlan dehnte seine Schultergelenke. »Es war eine lange Tour. Mir sind die Tabletten ausgegangen.«
Nick fasste in sein Jackett und holte ein Plastikröhrchen hervor. »Hier, fangen Sie.« Er warf Harlan das Röhrchen zu, und dieser fing es mit kaum verhohlenem Eifer auf.
»Sie werden sehen, das hilft«, meinte Nick. »Bis ich Ihnen das andere geschickt habe. Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass Sie nicht unnötig leiden müssen, wo ich Ihnen doch jederzeit gerne helfe.«
Das Licht ging wieder an. Harlan straffte sich. »Ich habe in der Vergangenheit immer gut mit der Familie Santoni zusammengearbeitet, aber diese, äh, Forderung, ist schlichtweg überzogen.«
»Aber Harlan«, sagte Nick sanft. »Wer will schon böses Blut zwischen uns? Wir nicht, und Sie bestimmt auch nicht. Wir Santonis wollten doch immer nur das Beste für Sie.«
»Wir haben diesen TV-Sender nicht bekommen«, sagte Harlan vorwurfsvoll. »Das ist unverzeihlich.«
Nick machte ein überraschtes Gesicht. »Unverzeihlich? Das ist ein hartes Wort unter Freunden, aber Ihnen geht es im Moment ja auch nicht so gut, das weiß
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