Liebe mit Schuss
Sie ihn ja nicht aus den Augen.« Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu. »Du wirst den Rest des Tages auf deinem Zimmer verbringen, Sarah, und meinen Sohn wirst du erst morgen wieder sehen.« Er schaute die Haushälterin an. »Ist das klar?«
Die Frau nickte steif. »Selbstverständlich, Reverend.« Sie eilte mit dem Jungen auf dem Arm davon.
Nick wartete, bis Harlan wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, bevor er weitersprach. »Einen reizenden Jungen haben Sie da«, sagte er ölig. »Ganz der Vater, wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Bestimmt sind Sie sein Held.«
Harlans Gesichtszüge versteinerten.
»Ach du lieber Gott, schon so spät!«, rief Nick aus. »Ich fürchte, ich habe mich verplaudert.« Er erhob sich und ging zur Tür. »Rufen Sie mich nachher an, Harlan. Wenn Sie sich unser Gespräch in Ruhe durch den Kopf haben gehen lassen.« Er zwinkerte ihm zu. »Ach ja, und ich schicke Ihnen später noch was zum Schlafen vorbei. Was Stärkeres diesmal.«
ACHT
Als Jamie die Augen aufschlug, sah sie Max vor dem Bett stehen und auf sie hinabstarren. Sie schoss hoch und deckte sich hastig zu. »Was hast du hier zu suchen?«
Max grinste. »Ich schaue dich an.«
»Wie lange stehst du schon hier und glotzt?«
»Lange genug, um festzustellen, dass du den süßesten kleinen Knackarsch der Welt hast.«
Jamie riss sich die Decke ans Kinn. »Hast du nichts Besseres zu tun, als eine hilflose Frau beim Schlafen zu begaffen, Holt?«
»Ich musste auch daran denken, wie friedlich du aussiehst, wenn du Augen und Mund zuhast. Könnte mich glatt an deine stille Seite gewöhnen. Und daran, dich in meinem Bett vorzufinden.«
»Wo bist du gewesen?«
»Ich hatte zu tun.«
»Was bedeutet, dass du irgendwas ausheckst. Ich kenne dich, Max Holt.« Sie stand auf und ging die Treppe hinunter. Max folgte ihr. Die Zeiger der Küchenuhr wiesen auf acht.
»Hast du Hunger?«, fragte Max. »Ich habe uns eine Schachtel Donuts besorgt, als ich beim Einkaufen war. Ich weiß doch, wie scharf du auf Donuts bist.«
Donuts. Verdammt. Der Mann wusste, wie man Frauen rumkriegte. »Ich glaube, ich dusche erst mal«, sagte sie, mannhaft um Selbstkontrolle bemüht. An Max’ Grinsen merkte sie, dass er nicht auf ihr Manöver hereinfiel. »Aber friss sie inzwischen nicht alle auf.«
»Das könntest du vielleicht noch brauchen.« Max griff in eine Einkaufstüte und warf ihr eine Seife zu.
Jamie fing sie auf und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass es eine Dove war. Sie schaute ihn verblüfft an. »Woher wusstest du?«
»Wir haben in letzter Zeit viel zusammen im Auto gesessen. Ich weiß, wie du riechst. Da habe ich mal kurz an jeder Seife im Supermarkt geschnuppert, und die hier kam deinem Duft am nächsten. Und – ist es die richtige?«
Jamie war gerührt. Sie hätte nie gedacht, dass sich ein Mann wie Max die Zeit nehmen würde, an jeder Seife im Regal zu schnuppern, nur um ihre Marke ausfindig zu machen. »Mensch, Max, das war echt nett von dir.«
»Ich sage doch andauernd, dass ich ein netter Kerl bin.«
»Tatsächlich. Zumindest hin und wieder.«
Max blickte ihr lächelnd nach, als sie in ihrem Sleepshirt, das ihr kaum über den Po reichte, davonstolzierte.
Jamie duschte, schlüpfte in ihre Shorts und in ein Trägertop. Max hatte inzwischen bereits zwei Donuts vertilgt, aber es waren noch reichlich für sie übrig. Sie warf einen gierigen Blick in die Schachtel. »Es gibt wohl doch einen Gott.«
Sie wollte nach einem glasierten, mit bunten Streuseln verzierten Exemplar greifen, hielt dann jedoch inne.
»Komm schon, Swifty, nimm dir das mit dem Schokoguss«, sagte Max. »Ich weiß, du willst es.«
Jamie gab sich nach einer eisernen halben Sekunde des Zögerns geschlagen und schnappte sich das besagte Backstück. Sie biss hinein und schloss ekstatisch die Augen.
»Mmmm.« Als sie sie wieder aufmachte sah sie, dass Max sie schon wieder anschaute. »Was?!«
»Ich mag Donuts, aber so mag ich sie auch wieder nicht.«
»Na und? Dann kennst du jetzt eben meinen Schwachpunkt.«
»Übrigens bist du mir als Blondine viel lieber.«
»Nicht nur dir. Mir auch. Aber die rote Perücke ist nun mal eine gute Tarnung.« Sie seufzte. »Was tut man nicht alles, nur um nicht erschossen zu werden.«
Flohsack kam angeschlurft und blickte hoffnungsvoll zu ihr auf.
»Vergiss es, Kumpel«, meinte Max zu dem Hund. »Keine Chance.« Er nahm einen braunen Umschlag zur Hand und schüttete den Inhalt auf den Tisch.
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