Liebe mit Schuss
aufnahm und Pressekonferenzen organisierte.
Harlans persönlicher Assistent dagegen sorgte dafür, dass Harlan seine Termine einhielt und immer und jederzeit hatte, was er brauchte, ja er schrieb mitunter sogar einige von Harlans Vorträgen und Predigten. Zusätzlich wurde Harlan von einem eigenen Butler umsorgt, der sich um die umfangreiche Garderobe seines Herrn kümmerte, ihn rasierte, manikürte, pedikürte, ihm das Haar schnitt und Gesichtspackungen verabreichte. Auch sorgte er dafür, dass alles für den Reverend bereitlag, wenn dieser eintraf. Ein Bodyguard war Harlans ständiger Begleiter und für die Damenbesuche verantwortlich, die der Reverend gelegentlich auf einem Hotelzimmer empfing.
Im Augenblick saß Harlan an seinem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer und telefonierte mit einer Dame, wobei er mit seiner erprobten »Vertrau-mir«-Stimme sprach, mit der er schon viele unsterbliche Seelen vor dem Höllenfeuer bewahrt hatte. Ein wenig früher an diesem Morgen hatte diese Stimme eine Winzigkeit gereizt und müde geklungen. Er klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Wange, um sich mit beiden Händen die pochenden Schläfen massieren zu können. Da braute sich eine scheußliche Migräne zusammen. Auf seiner Stirn glänzten Schweißtröpfchen.
»Schätzchen, ich bin doch erst seit drei Tagen wieder da. Natürlich hätte ich dich angerufen, aber mein kleiner Sohn hat sich eine hässliche Sommergrippe geholt, und da wollte ich mich natürlich um ihn kümmern. Du weißt doch, wie labil seine Mutter ist; auf sie ist in diesen Dingen einfach kein Verlass.« Die Verbindung brach jäh ab. Das elektrische Licht begann, nicht zum ersten Mal an diesem Vormittag, zu flackern. Stirnrunzelnd blickte Harlan auf.
Es klopfte an der Tür seines Arbeitszimmers. »Ja?«, rief er ungehalten.
Ward Reed, sein Leibwächter, steckte den Kopf herein. Er war ein großer, hagerer Mann mit einem harten Blick und dünnen Lippen. Er war nicht nur Harlans Schatten, sondern auch für die Überwachung des Anwesens verantwortlich.
»Mr. Santoni ist hier.«
Harlan erstarrte. »Hier? Was will er hier?«
»Ich weiß, wir haben uns in der Vergangenheit Besuche auf dem Privatanwesen immer verbeten, dennoch würde ich vorschlagen, dass wir ihn diesmal empfangen. Ich möchte wissen, was so brandeilig ist, dass er um diese Zeit hierher kommt.«
Harlan seufzte. »Aus Geldgier, was sonst? Das gefällt mir nicht, Ward.« Er wischte sich die feuchte Stirn ab. »Was ist mit dem Strom los? Das Licht flackert andauernd, und die Telefonleitung scheint jetzt auch zusammengebrochen zu sein.«
»Wir haben Probleme mit den Leitungen. Ich habe bereits eine Firma beauftragt, aber das dauert natürlich, bis die da sind. Wir müssen im Moment damit rechnen, dass der Strom immer wieder ausfällt, aber irgendwann wird der Notstromgenerator schon anspringen.« Wie auf ein Stichwort flackerte das Licht und ging ganz aus.
»Na toll, genau das, was ich brauche«, stöhnte Harlan. »Besuch von Santoni, und ich sitze in einem dunklen Büro.«
Ward zog an einer Vorhangschnur, und die Vorhänge gingen leise wispernd auf. Die Julisonne fiel ins Zimmer. »Ich weiche nicht von Ihrer Seite.« Er musterte seinen Arbeitgeber. »Sie sehen nicht gut aus.«
»Hab letzte Nacht kein Auge zugetan. Kam mit den Gedanken einfach nicht zur Ruhe.«
»Sie können so nicht weitermachen, Harlan. Sie sehen fertig aus.«
»Nun, ich habe eine Tour hinter mir. Sie wissen ja, wie mich das immer mitnimmt.«
»Schon, aber Sie nehmen zu viele Medikamente. Sie brauchen Tabletten zum Schlafen, Sie brauchen Tabletten, um wach zu bleiben. Sie sollten wirklich mal zum Arzt gehen.«
»Lassen Sie Santoni jetzt rein«, schnitt Harlan ihm das Wort ab.
Ward bedachte seinen Herrn mit einem langen, harten Blick. Dann zuckte er die Achseln. »Was immer Sie wollen, Boss.«
Kurz darauf betrat Nick Santoni gefolgt von Ward Reed das Arbeitszimmer des Reverends. Santoni trug einen sündteuren taubengrauen italienischen Maßanzug, den er sich extra aus Mailand hatte schicken lassen. Ein solcher Anzug war in Sweet Pea oder auch in Knoxville für kein Geld der Welt zu haben. Seine schwarzen Haare waren perfekt frisiert.
»Na, wenn das nicht unser Lamm Gottes ist, das zu seinem heiligen Tempel auf dem Berge zurückgefunden hat«, spottete er und blickte sich im Halbdunkel des Zimmers um. »Haben Sie vergessen Ihre Stromrechnung zu bezahlen?«
Harlan schenkte ihm ein gepresstes Lächeln. »Wir
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