Liebe mit Schuss
man zu einem Schnellrestaurant, in der anderen zu einem Campingplatz. Keine Tankstelle. Sie fuhr vorbei, immer mit einem Auge auf der Benzinanzeige. Die Reflektion von Michaels Scheinwerfern stach ihr grell in die Augen. Offenbar hatte der Idiot jetzt auch noch aufgeblendet.
Als Jamie schließlich das Exxon-Schild in der Ferne auftauchen sah, kam es ihr vor, als sei sie schon ewig unterwegs. Sie warf einen Blick auf die Benzinanzeige und fuhr mit gekreuzten Fingern weiter. Als das Ausfahrtschild auftauchte, machte sie sich nicht erst die Mühe zu blinken, sondern riss einfach das Steuer herum und bretterte von der Interstate herunter. Michael hupte zweimal und brauste weiter.
»Auf Nimmerwiedersehen, du Arschloch«, murmelte Jamie, während sie zu den Zapfsäulen fuhr. »Mich siehst du nie mehr.«
Max fuhr beim Geräusch des herankommenden Wagens hoch. Er warf einen Blick auf Flohsack, der friedlich vor sich hin schnarchte. »Ein feiner Wachhund bist du.« Er stand auf und wollte gerade zur Tür gehen, als Jamie auch schon hereinkam.
»Ach, hallo«, sagte sie und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, was für ein Stein ihr bei seinem Anblick vom Herzen fiel. »Du hast noch ferngesehen?«
»Ja.«
Sie stand einen Moment lang einfach nur da und starrte ihn an. Sie fand, er hatte noch nie so gut ausgesehen.
»Stimmt irgendwas nicht?«, fragte er.
»Ich bin bloß froh, wieder daheim zu sein. Also, hier, meine ich.«
»Freu mich auch, dich zu sehen, Swifty.«
Flohsack quälte sich hoch und kam zu ihr. Jamie streichelte ihn, und er stupste sie mit der Schnauze an. »Hallo, mein Junge.«
»Also …« Max hielt inne und warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich habe mir allmählich Sorgen gemacht, wo du bleibst.«
Jamie hob den Blick und sah ihn an. »Tut mir Leid, ich wollte nicht, dass du dich sorgst.« Er hatte ja keine Ahnung.
»Und Dave hat sich auch noch nicht gemeldet.« Max kratzte sich ratlos am Hinterkopf. »Ich, äh, wollte gerade Kaffee machen.«
»Um diese Zeit?«
»Es ist besser, wenn ich aufbleibe. Falls Dave sich meldet.«
Jamie wollte aufstehen, aber Flohsack zeigte sich davon völlig unbeeindruckt. »Du entschuldigst mich«, sagte sie zu dem Hund. Er hob den Kopf und bedachte sie mit einem kummervollen Blick.
»Ich glaube, er hat dich vermisst«, sagte Max. »Ich hab versucht, ihn zu unterhalten, aber, na ja, ich kann auch nicht ewig neben ihm auf der Ladefläche des Pick-ups hocken.« Er grinste.
»Du hast ihm doch hoffentlich nicht irgendwelchen Mist zu fressen gegeben?«
»Nein, wir hatten beide einen leichten Salat zum Abendessen.«
Jamie musterte den Hund. »Du hast irgendwelches Zeug gefressen«, warf sie ihm vor.
Flohsack, als ahnte er, dass er erwischt worden war, drückte sich flach auf den Boden und legte die Pfoten über die Augen. Jamie unterdrückte ein Grinsen. »Wusste ich’s doch.«
Sie und Max tauschten ein Lächeln. Sie holte tief Luft. Sie musste ihm jetzt endlich reinen Wein einschenken. »Ich muss dir was sagen.«
»Oh weh. Du hast ’ne Delle in den Laster gefahren, stimmt’s?«
»Nein, nichts dergleichen«, versicherte sie rasch. »Äh, Max, ich hätte dir das eigentlich schon früher sagen sollen, aber ich hatte Angst, du würdest dich einmischen und –«
»In was einmischen?«
»Na ja, einer der Gründe, warum ich mich mit diesem Michael getroffen habe, ist –«
»Na toll. Jetzt erzählst du mir gleich, dass du dich in ihn verliebt hast, stimmt’s?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Nein. Michael hatte etwas, was ich wollte, Max.«
Max’ Blick maß sie vom Kopf bis zu den Zehen. »Eher umgekehrt, würde ich denken.«
»Informationen, Max«, sagte Jamie ungeduldig. »Ich dachte, Michael könnte mir was über Santoni sagen.«
»Was?«
»Das wird dir nicht gefallen.«
»Raus damit.«
»Ich glaube ich habe heute Abend Santoni oder einen seiner Leute gesehen.«
Max starrte sie mit offenem Mund an. Schließlich verschränkte er die Arme vor der Heldenbrust. »Du hast mir so einiges zu erklären, Jamie.«
»Versprichst du mir, dich nicht aufzuregen?«
»Red schon.«
Jamie erzählte ihm alles, Michaels vage Andeutungen, er würde von der Mafia erpresst, alles. Max’ Stirn furchte sich mit jedem Wort tiefer. »Ich wusste, dass sich Michael heute Abend mit dieser Person treffen wollte, und das wollte ich natürlich sehen. Ich hatte gehofft, vielleicht eine Autonummer zu ergattern. Muffin hätte sie checken können und vielleicht mehr rausgefunden.
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