Liebe mit Schuss
oder sie hatte einfach keine Manieren. Erst in der vierten Klasse hatte Jamie sich schließlich ein Herz gefasst und sich Iva-Jean vorgeknöpft, mit dem Ergebnis, dass sie beide wegen Raufens drei Tage von der Schule suspendiert worden waren.
»Ich würde dich gerne wieder sehen, Jane«, sagte Michael und riss Jamie aus ihren Gedanken.
»Nett von dir«, sagte sie, obwohl das nicht unbedingt das war, was er hören wollte. Es lag wohl zum Teil an ihrer Enttäuschung darüber, dass es ihr nicht gelungen war, herauszufinden, wer der Mann war, mit dem er sich getroffen hatte, oder sich sein Nummernschild zu merken. Zu allem Überfluss hatte sie nun auch noch ihren Notizblock verloren, in dem sie alles aufgeschrieben hatte, was bis jetzt passiert war. Es befand sich nun im Besitz von jemandem, der ihr und Max gefährlich werden konnte.
»Also, was meinst du?«, drängte Michael.
Sie hätte sich eigentlich geschmeichelt fühlen sollen. Michael war erfolgreich und gut aussehend, und er fuhr einen tollen Schlitten. In Beaumont war das Grund genug, gleich nach der ersten Verabredung zu heiraten. Für ihn sprach auch, dass der Boden vor dem Beifahrersitz nicht mit Sperrholz vernagelt war, sodass Jamie nicht fürchten musste, bei der nächsten Bodenwelle rauszuplumpsen.
»Ich mag dich, Michael«, sagte sie, »aber ich sehe im Moment nicht ganz klar. Es war nicht richtig von mir, mit dir auszugehen, wo ich gerade mitten in meiner Scheidung stecke.«
»Gerade in so einer Zeit braucht man Freunde. Ich könnte dir einer sein.«
Jamie schwante, dass er mehr im Sinn hatte als bloß Freundschaft. Natürlich wusste sie, wo das Problem lag. Sie hatte angefangen, die Männer mit Max zu vergleichen, und da zog jeder den Kürzeren.
Die Straße lag dunkel und verlassen da, als sie an »Gino’s« vorbeifuhren. Michael stellte sich hinter ihren Laster. »Es passt mir gar nicht, dass du um diese Zeit noch allein den ganzen Weg bis nach Sweet Pea zurückfahren willst«, sagte er und blickte sie im Halbdunkel des Wagens an.
»Das schaffe ich schon.«
Er ergriff ihre Hand. »Du weißt, du musst nicht fahren. Du könntest mit zu mir kommen.«
»Das geht nicht.«
»Wegen deinem Mann?«
»Mein Leben ist kompliziert.«
»Warum überlässt du es nicht einfach mir, die Dinge ein wenig zu vereinfachen?« Lächelnd ließ er die Zentralverriegelung einrasten.
Max warf schon wieder einen Blick auf seine Uhr. Mitternacht. Er sah Flohsack an. »Dein Frauchen verspätet sich.«
Der Hund sackte winselnd in sich zusammen. Max ging zu ihm und blickte auf ihn hinunter. Schließlich ging er in die Hocke und begann ihn zu streicheln. »Es wird ihr schon nichts passiert sein.«
Der Hund setzte sich auf, gähnte und streckte sich.
»Die Frage ist nur, was wir inzwischen mit uns anfangen sollen.« Max nahm ein paar Ausdrucke zur Hand, warf sie aber gleich wieder beiseite. Flohsack tapste zu ihm. »Na, was hältst du davon, wenn wir uns ein kühles Bierchen genehmigen und sehen, ob nicht irgendwo Catchen läuft?«
Flohsack wedelte mit dem Schwanz.
Max ging zum Kühlschrank und schaute hinein. »Aber zuerst brauchen wir was zum Futtern. Ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber ich hab einen Mordshunger.« Flohsack tauchte neben ihm auf und starrte ebenfalls in den Kühlschrank.
»Magst du kalten Schinken?«, erkundigte sich Max und holte eine Packung Schinkenaufschnitt heraus. Er riss sie auf, nahm sich eine Scheibe und gab eine dem Hund. Flohsack schlang sie mit einem Haps hinunter. Als Nächstes holte Max den Käse heraus. »Ich futtere gern aus dem Kühlschrank, weißt du«, erklärte er dem begeistert schnüffelnden Hund. »Keine Teller, kein Besteck, kein Abwasch.« Er hielt den Käse hoch und Flohsack schnappte mit einem Sprung danach.
»Holla!«, rief Max. »Sieh’ sich das einer an!«
Als Max eine zweite Scheibe Käse herausnahm, wedelte Flohsack erwartungsvoll mit dem Schwanz.
»Bereit?«
Zustimmendes Bellen.
Max warf die Scheibe in die Luft, Flohsack sprang und fing sie im Flug auf. Max lachte. »Ich werde Jamie sagen, ich hätte dir das beigebracht.«
Als sie mit dem Kühlschrankpicknick fertig waren, holte sich Max ein Dosenbier raus, öffnete es und nahm einen Schluck. Dann ging er zum Sofatisch, griff sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Er setzte sich aufs Sofa. Flohsack tat es ihm gleich, sprang rauf, hockte sich hin, legte seinen großen Kopf auf Max’ Schoß und machte es sich neben ihm gemütlich.
»Hat
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