Liebe mit Schuss
eingespeichert. Unsere Handys haben GPS, du weißt schon –«
»Ich weiß, man kann auf diese Weise sehen, von wo der Anruf kommt.«
»Ja, bloß dass ich das in diesem Fall nicht sehen konnte. Das System wurde offenbar deaktiviert.« Max versuchte sichtlich, Ruhe zu bewahren. »Ich brauche ein paar Decken und saubere Laken. Nur für alle Fälle.«
»Was? Wie?«
»Los, Jamie, bring mir die Sachen!«
Sie rannte zum Wäscheschrank im Gang und zerrte Bettwäsche und Decken heraus, während Max sich bereits ein T-Shirt überwarf und in seine Schuhe schlüpfte. Das Handy stopfte er in seine Hosentasche.
»Bitte, du musst mir sagen, was los ist«, flehte Jamie, als sie mit dem Arm voller Bettzeug wieder auftauchte.
»Santoni will mich in zehn Minuten wieder anrufen und mir sagen, wo er Dave hingebracht hat. Ich weiß nicht, wie schwer die Verletzung ist, aber es kann sein, dass ich ihn ins Krankenhaus bringen muss.«
»Warte, ich hole rasch meine Schuhe und meine Handtasche«, sagte Jamie, während Max schon auf dem Weg zur Tür war.
»Du kannst nicht mit.«
Jamie blieb abrupt stehen.
»Santoni hat gesagt, ich muss allein kommen, oder ich kann es vergessen.«
»Max, du kannst doch nicht –«
»Ich habe keine Wahl.« Er rannte hinaus und ließ die Tür offen stehen.
»Wir sollten die Polizei holen!«, rief sie ihm hinterher.
»Nein! Dann wird Santoni Dave mit Sicherheit umbringen.«
Jamie schaute stumm zu, wie Max die Beifahrertür ihres Pick-ups aufriss, Decken und Laken hineinwarf und die Tür wieder zuschlug. »Ich rufe dich an, sobald ich was weiß.«
Jamie blickte dem mit aufheulendem Motor davonbrausenden Wagen nach. Sie stand da und starrte in die Nacht hinaus. Was sollte sie jetzt tun? Was hatte Santoni vor? Ein eiskalter Schrecken packte Jamie. Vielleicht hatte er Dave ja bereits getötet. Und nun wollte er Max weglocken, um ihn ebenfalls umzubringen. Jamie versuchte nicht in Panik zu geraten.
Sie machte die Haustür zu und stand einen Moment lang reglos da, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie musste etwas tun. Sollte sie vielleicht die Polizei rufen? Aber was sollte sie sagen? Sie fuhr sich nervös mit den Händen durch die Haare. Was tun, was tun?!
Erst mal beruhigen. Sie musste sich irgendwie beschäftigen, irgendwas Sinnvolles tun. Normalerweise gehörte sie zu den Leuten, die im Notfall immer einen kühlen Kopf bewahren; sie klappte immer erst hinterher zusammen. Kaffee. Genau. Immer ein guter Anfang. Sie musste wach sein, wenn Max anrief.
Sie setzte Kaffee auf und stopfte dann eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine, bloß um etwas zu tun zu haben. Sie hasste das alte Ding; es war schrecklich laut. Wahrscheinlich noch aus den Fünfzigern. Keine Zeit, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Max anrief. Und wenn er anrief, musste sie bereit sein, sofort aufzubrechen.
Sie überlegte fieberhaft. Sie würde sich vielleicht mit ihm im Krankenhaus treffen müssen. Wenn Dave verletzt war, würde Max ihn sicherlich sofort in die Notaufnahme bringen. Von dort aus würde er sie dann wahrscheinlich anrufen. Sie würde sich umziehen, ja. Besser noch, rasch unter die Dusche springen. Wer weiß, wie lange es im Krankenhaus dauern würde. Jamie rannte in ihr Zimmer, suchte eine Hose und eine Bluse und frische Unterwäsche heraus und lief damit ins Bad.
Das Handy klingelte und Max riss es an sich. »Hallo, Max«, ertönte Nicks ölige Stimme am anderen Ende der Leitung, als hätte er alle Zeit der Welt.
»Wie geht es Dave?«
»Er ist am Leben, falls es das ist, was du wissen willst. Ich hab gehört, du sollst ein Genie sein. Wollen mal sehen, ob das stimmt. Ich werde dir einen Hinweis geben und dann ist es an dir, rauszufinden, wo dein Freund steckt. Wenn du ihn findest, überlebt er. Wenn nicht, krepiert er.«
»Das wirst du mir bezahlen, Santoni.«
»Du hast die Wahl, Holt. Entweder du spielst mit, oder ich breche sofort die Verbindung ab, und dein Freund kann sehen, wo er bleibt. Also, wie steht’s?«
»Wie lautet der Hinweis?«
»Hinweis Nummer eins: Wo tut man tote Dinge hin?«
»Ein Bestattungsinstitut? Leichenhalle?«
Santoni gluckste vergnügt. »Wieso fragst du mich? Ich kenne die Antwort. Krieg es selbst raus. Viel Glück, Max.«
Er hatte aufgelegt.
Max schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Verflucht!«
»Das habe ich gehört«, meldete sich Muffin.
»Dave könnte auf einem Friedhof liegen«, überlegte Max. »Wie
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