Liebe, nichts als Liebe
Was immer Jared von ihrer Entscheidung halten mochte, er behielt es für sich, und Christabel war dankbar, dass er keine Auseinandersetzung mehr mit ihr suchte.
Schweigend gingen sie zum Flugzeug. Ein Angestellter von „KingAir" - der Pilot? -
hatte sie vom Fenster des Büros bemerkt und eilte heraus, um ihnen die Tür des Flugzeugs aufzuhalten. Er half Christabel in die kleine Maschine und trat dann zurück, damit Jared Alicia auf den Sitz neben sie heben konnte. Als er den Arm von ihrer Tochter zurückzog, nahm Christabel seine Hand, um ihn noch ein letztes Mal zu berühren. „Danke", sagte sie heiser. „Vielen Dank für alles, Jared."
Er lächelte ironisch. „Es war mir ein Vergnügen."
Doch sein Blick war hart und ausdruckslos. Christabel hatte das Gefühl, dass sich dahinter der eiserne Entschluss verbarg, zu Ende zu führen, was zu Ende geführt werden musste - nämlich: sie genauso aus seinem Leben auszuschließen, wie sie ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte.
„Schnall dich und Alicia an", wies er sie an und sprang aus der Maschine. „In fünf Minuten wird gestartet."
Er schloss die Tür des kleinen Flugzeugs und ging mit dem Angestellten von
„KingAir" zu dem Büro zurück. Dieser unerwartet abrupte Abschied hatte Christabel nicht einmal die Zeit gelassen, Jared daran zu erinnern, ihren Geländewagen auch wirklich vor dem Flughafengebäude parken zu lassen. Er würde es sicher nicht vergessen ... aber vielleicht alles andere.
Traurig saß sie da und wartete auf das Erscheinen des Piloten. Ihr war das Herz schwer, und sie hätte gern geweint, doch sie riss sich zusammen. Schließlich musste sie dem Piloten noch die nötigen Anweisungen über ihren Bestimmungsort geben. Später, wenn sie erst hoch über den Wolken waren, würde sie noch genug Zeit haben, sich ihrer Trauer hinzugeben.
Christabels Herzschlag stockte, als sie Jared plötzlich zurückkommen sah. Allein. Gab es Probleme? Eine Verzögerung? In ihrer Angst und Besorgnis registrierte sie nicht einmal, was los war, als Jared auf der anderen Seite in das Flugzeug einstieg und sich auf den Pilotensitz setzte.
„Gibt es ein Problem?" fragte sie heiser.
„Keines, das sich nicht lösen ließe", antwortete er und schaltete die Zündung ein.
„Jared?" Ihre Verwirrung wich blankem Entsetzen. „Nein, du kannst doch nicht..."
„Dies ist meine Maschine, Christabel, und ich fliege dich und deine Tochter an einen sicheren Ort. Wie ich es dir versprochen habe."
„Aber du warst doch einverstanden ..."
„Dein Geländewagen wird zum Flughafen gebracht, damit wir Zeit gewinnen. Und wenn das auch nicht genügt, wird meine Mutter wissen, wie sie mit deinen Besuchern fertig wird."
Ihre Panik wuchs. Jared zog seine ganze Familie mit in diesen Schlamassel! „Deine Mutter weiß doch gar nicht, worauf sie sich da einlässt!"
„Das ist nicht nötig. Sie weiß, dass ich dich an einen Ort bringe, wo du unangreifbar bist ... wo nur Lachlans Gesetz Gültigkeit hat", fügte er befriedigt hinzu. „Wir handeln aus Stärke heraus, Christabel, einer Stärke, die einzig aus dem Outback erwächst."
„Du hast keine Vorstellung von den Möglichkeiten dieser Männer!"
„Genauso wenig wie sie eine Vorstellung von unseren haben", entgegnete er ungerührt und ließ das Flugzeug zur Startposition rollen.
„Bitte, hör auf mich", flehte Christabel. „Du weißt nicht, was da auf dich zukommt."
„Aber ich werde es bald wissen. Entweder von ihnen oder von dir."
Christabel gab es auf. Zwangsläufig musste sie einsehen, dass Jared offenbar nicht die Absicht hatte, sie gehen zu lassen, bevor er nicht alles herausgefunden hatte, was er wissen wollte.
„Lehn dich zurück, und entspann dich", riet er ihr, als er die Maschine zum Start ausrichtete.
„Wo, glaubst du denn, könnten sie uns nicht finden?" fragte Christabel resigniert.
„Auf ,King's Eden'. Wir fliegen nach ,King's Eden', Christabel. Tommy kann den gesamten Luftraum überwachen, Nathan herrscht auf dem Boden. Niemand kann ohne unser Wissen nach ,King's Eden' gelangen, und wenn sie kommen, wird es zu unseren Bedingungen sein."
Er klang so unerschütterlich überzeugt und selbstsicher. Vielleicht stimmte es ja. Die Kings aus den Kimberleys besaßen praktisch einen legendären Status und herrschten in ihrem Gebiet schon seit über hundert Jahren. Waren sie unangreifbar in ihrem stattlichen alten Farmhaus, das schon so viele Generationen einer Familie beherbergt hatte, die sich diesem harten,
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