Liebe, nichts als Liebe
überspielt", bemerkte er ruhig. „Ich hätte es richtig gestellt oder Bernhard gebeten, es richtig zu stellen, wenn ich von Ihrem Verdacht geahnt hätte, dass ich hinter Laurens' Tod stecken würde."
„Sie wissen sehr wohl, dass Bernhard tot ist und nicht mehr für Sie sprechen kann", entgegnete Christabel skeptisch.
Er zuckte die Schultern. „Der Gang der Ereignisse wird für ihn sprechen. Tatsächlich wurden Sie damals ganz bewusst von allem abgeschirmt. Sie waren hochschwanger, und man fürchtete um Ihre Gesundheit und die des Kindes."
Wieder ein sehr vernünftiges Argument, aber Christabel war es leid. „Als ich meine Zweifel an dem Unfall Bernhard gegenüber geäußert habe, tat er es als Hirngespinst ab, Rafael. Warum sollte ich Ihnen jetzt ein Wort glauben?"
„Es war eine reine Männersache, Christabel. Sie waren damals eine sehr junge Frau, erst zweiundzwanzig Jahre alt. Fast drei Jahre haben Sie in Bernhards Haus gelebt.
Sagen Sie selbst aus Ihrer Erfahrung, können Sie sich wirklich vorstellen, dass er etwas so Persönliches wie den Mord an seinem Sohn und Erben mit Ihnen besprochen hätte?"
Rafael schwieg und gab ihr Zeit, sich an die patriarchalische Arroganz des alten Mannes und seiner begrenzten Einstellung zu seiner Schwiegertochter zu erinnern, bevor er etwas sagte, was sie nicht abstreiten konnte: „Für Bernhard Kruger bestand Ihre einzige Funktion darin, seiner Enkelin eine gute Mutter zu sein." In sanftem Ton fügte er hinzu: „Und ich darf sagen, in diesem Punkt haben Sie sich stets ausgezeichnet bewährt."
„Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es zu nichts führt, wenn Sie Bernhard Krugers Einstellung zu Christabel zitieren", mischte sich Jared eisig ein. „An diesem Punkt wären Ihnen Fakten dienlicher als die bloße Wiedergabe von Meinungen, die lediglich Christabels Rolle als Mutter betonen und ihr den Respekt als Person verweigern."
Wieder einmal überraschte und ermutigte es Christabel, wie genau Jared ihre Gefühle zu lesen verstand.
Rafael aber sah Christabel herausfordernd an. „Habe ich Ihre Situation im Haus Kruger treffend zusammengefasst?"
„Ja. Vor und auch nach Bernhards Tod, als Sie die Zügel in die Hand nahmen", antwortete sie verbittert. „Ich war sehr jung, und es war sehr naiv von mir, Laurens überhaupt geheiratet zu haben. Aber darauf hatten Sie ja spekuliert, nicht wahr?"
Er schien wirklich überrascht, welch gewichtige Rolle sie ihm in dieser Sache zumaß.
„Es war Ihre Entscheidung, Christabel."
„Unter dem Druck meiner Eltern." Ihr vorwurfsvoller Blick verriet, dass sie in Rafael den wahren Urheber für diesen Druck vermutete. „Sie haben es doch mit meinem Vater ausgehandelt. Geben Sie sich keine Mühe, es abzustreiten! Er hat es mir gestanden, nachdem ich nach Rio geflohen war, um bei meiner Familie Hilfe zu suchen. Ein größeres, lukrativeres Juweliergeschäft im Austausch gegen eine Tochter, die der Kruger-Dynastie einen neuen Erben bescheren sollte."
Sie spürte, wie alle am Tisch aufhorchten, denn dies war auch für Jared und seine Brüder neu. Christabel hatte bislang mit niemandem darüber gesprochen, weil sie sich ihrer damaligen Dummheit und Naivität schämte.
Rafael, der spürte, dass die Stimmung noch mehr gegen ihn umschlug, versuchte zu beschwichtigen. „Sie wissen, dass es in den alten südamerikanischen Familien Tradition ist, es so zu arrangieren. Ich wurde nur geschickt, um den Brautpreis zu offerieren, mehr nicht. Die Entscheidung lag allein bei Ihnen, und Sie schienen sehr in Laurens verliebt zu sein."
„Sie haben ja bereits darauf hingewiesen, wie jung ich damals war, Rafael. Ich fühlte mich geschmeichelt, war überwältigt. Aber Sie wussten, was für ein Mensch Laurens war und was mich erwartete."
Er schüttelte den Kopf. „Ich kannte Sie ja kaum, und Sie hätten es auch genauso gut als eine vorteilhafte Partie betrachten können. Viele Frauen hätten die Heirat mit dem Kruger-Erben als Eintrittskarte zu einem Leben angesehen, das sie beneideten. Es war Ihre Entscheidung, Christabel."
„Die für Sie zweifelsohne vorteilhaft war! Eine Braut aus Südamerika, die den Segen von Bernhard Kruger fand - mit anderen Worten, ein weiterer wichtiger Schritt auf Ihrem Weg nach oben."
„Es hatte keinerlei Auswirkung auf meine Position", widersprach Rafael zunehmend gereizt. „Die hat sich erst nach Laurens Tod geändert."
„Der Sie ans Ziel Ihrer Wünsche brachte - was ich von Anfang an gesagt habe", sagte sie
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