Liebe, nichts als Liebe
Tisches mit Miranda zu seiner Linken, Elizabeth am Fuß mit Tommy zu ihrer Rechten. Zwei leere Stühle zwischen Tommy und Miranda warteten darauf, dass Christabel und Jared direkt gegenüber von Santiso Platz nehmen würden.
Jared wies Christabel den Platz zwischen sich und Tommy zu.
Ihr Stolz veranlasste Christabel, dem Blick des Argentiniers nicht auszuweichen, und als Jared demonstrativ ihre Hand nahm, fühlte sie neue Zuversicht. Sie würde ihr Leben nicht von dem Treuhänder des Kruger-Kartells bestimmen lassen. Sie gehörte zu Jared.
„Welche Angelegenheit führt Sie zu uns, Rafael?" eröffnete Jared die Runde und machte so von Anfang an deutlich, dass Christabel nicht allein dastand.
„Viele ernsthafte Erwägungen", antwortete Rafael. „Zunächst einmal möchte ich zum Ausdruck bringen, wie sehr es mich freut, auf diese Weise die Familie King fast vollständig kennen zu lernen." Sein Blick schweifte zufrieden in die Runde und verweilte schließlich auf Tommy. „Ich nehme an, Ihre Verlobte Samantha Connelly hat Alicia in ihrer Obhut?"
„Ja, allerdings. Alicia ist bei ihr bestens aufgehoben", erwiderte Tommy, anscheinend unbeeindruckt davon, wie gut der Argentinier informiert war.
„Alicia weiß nichts von ihrem Erbe, und Christabel möchte das so belassen", sagte Jared und lenkte damit Rafaels Aufmerksamkeit wieder bewusst auf sich.
„Das wird auf lange Sicht unmöglich sein", entgegnete der sofort.
„Es ist unser Ziel, sie so lange wie möglich frei davon zu halten", beharrte Jared.
Christabel wartete gespannt auf die Reaktion des Treuhänders. Was immer er auch vorbringen würde, es würde vernünftig klingen. In all ihren Verhandlungen mit ihm war er ihr nie unvernünftig begegnet, weshalb es so unmöglich war, gegen ihn anzukämpfen. Seine Argumentation war stets lückenlos und unangreifbar.
„Ein interessanter Vorschlag", sagte er schließlich in wie erwartet vernünftigem, ja verständnisvollem Ton. „Ein Grund für meine Anwesenheit hier ist, dass ich mich vergewissern möchte, ob Sie in der Lage sind, Christabel und Alicia ein relativ sicheres und glückliches Leben zu garantieren."
Das war das Letzte, was sie alle zu hören erwartet hatten. Angesichts der Arroganz und Anmaßung dieses Anspruches verschlug es ihnen für einen Moment die Sprache.
Welch eine kühne Strategie! Er wich der Frage nach seiner Verantwortlichkeit aus, indem er die Familie King auf den Prüfstand stellte. Empört beugte Christabel sich vor, aber Jared drückte ihr beruhigend die Hand und kam ihr zuvor.
„Das geht Sie nichts an, Rafael", sagte er schroff. „Es ist allein meine, Christabels und Alicias Sache. Sie sind nicht der Vormund der beiden."
„Ich habe dem Großvater des Kindes versprochen, dass ich für seine Sicherheit sorgen würde", lautete die ruhige Antwort.
„Und auf diese Weise sichergestellt, dass das Kruger-Erbe in Ihren Händen bleibt", antwortete Jared unverblümt.
Das hatte gesessen! Rafael hob stolz den Kopf. „Es ist in meinen Händen sicher.
Sicherer als in denen irgendeines anderen."
„Schön." Jared klopfte angriffslustig auf den Tisch. „Aber Sie werden Christabel und Alicia nicht als Faustpfand für ihre persönlichen oder finanziellen Interessen benutzen.
Die beiden sind jetzt frei von Ihnen und werden frei von Ihnen bleiben."
Rafael beugte sich spöttisch vor. „Aber sind sie auch frei von anderen, Jared? Meinen Sie wirklich, ich sei der Einzige, der persönliche oder finanzielle Interessen an dem Kruger-Erbe hat? Alicia ist ein Faustpfand für jeden, der ein Stück von den Millionen abhaben will."
Jared beugte sich ebenfalls vor. „Aber Sie sind derjenige, den Christabel am meisten fürchtet. Vor Ihnen ist sie davongelaufen."
Der Argentinier winkte geringschätzig ab. „Ein Missverständnis."
„Dann klären Sie es auf, Rafael. Hier und jetzt!"
Jared lehnte sich zurück, wie um entspannt zuzuhören, aber die Atmosphäre zwischen ihm und Rafael Santiso war spürbar geladen. Christabel wiederum hatte das Wort
„Missverständnis" mit großer Empörung zur Kenntnis genommen und machte sich bereit, alle fadenscheinigen Erklärungsversuche des Argentiniers in der Luft zu zerreißen.
Rafael überlegte einen Moment und breitete dann die Hände aus, als hätte er nichts zu verbergen. „Zunächst sollte ich wohl etwas zu der Situation nach Bernhard Krugers Tod sagen. Die Verfügungen, die er in seinem Testament getroffen hatte, waren nicht nach dem Geschmack
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